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Bildmontage aus einem Foto von den Proben für "familiar strangers" und einem der Sujetbilder dafür
Bildmontage aus einem Foto von den Proben für "familiar strangers" und einem der Sujetbilder dafür
22.06.2023

Bekannte Fremde – Text-Musik-Performance im Regionalzug

Slam & Jam im Rahmen des Festivals der Regionen in der Summerauerbahn (Oberösterreich).

Eine Ecke des Turnsaals in der ehemaligen Wiener Schule, die seit Jahren von Künstler:innen als „Creative Cluster“ bespielt wird, verwandelt sich sozusagen in den Teil eines Waggons. Hier proben die meisterhafte junge Poetry Slammerin Elif Duygu und der Musiker Uwe Felchle das Zusammenspiel der Wortkunst und der musikalischen sowie elektronischen Klänge. Die Performances selber unter dem Titel „Familiar strangers“ (bekannte bzw. vertraute Fremde) werden demnächst in echten Zügen – in der oberösterreichischen Summerauerbahn – beim diesjährigen Festival der Regionen sozusagen über die Bühne gehen. Fahrgäste können sie über ausgeteilte Kopfhörer mitverfolgen.

Mitmachmöglichkeit an den Bahnhöfen

An Bahnhöfen erweitert sich die Performance von diverCITYLAB um Menschen, die vor Ort von Zuhörer:innen zu Mitmacher:innen werden (können), wofür ein open mic – ein offenes Mikrophon – zur Verfügung steht. Der Aufruf an mögliche Mitwirkende lautet in etwa: „Was bewegt dich? Welche Geschichte möchtest Du erzählen? Das Micro gehört Dir!“ Die Performer:innen werden dann vor Ort live vom Bassisten Uwe Felchle begleitet, der – inspiriert von den jeweiligen Texten – jammt. Die Performance wird als Audio aufgenommen und bleibt so der Nachwelt erhalten.

Zurück zur Probe

Mit an Bord bei der Probe, die Kinder I Jugend I Kultur I und mehr… besuchen durfte, waren die Regisseurin Aslı Kışlal, die Dramaturgin Anna Schober und last but definitly not least Phillipp Pettauer. Er ist der, der Mikrophone, Kopfhörer, Soundeffekte steuert, koordiniert und im Griff hat. Und so „nebenbei“: Jackson, der Hund, der der Regisseurin aufs Wort folgt.

Elif Duygu, die noch als Schülerin eines Gymnasiums in Wien-Simmering sich unter die Preisträger:innen des mehrsprachigen Redewettbewerbs „SAG’S MULTI!“ (mit Deutsch und Türkisch) einreihte, Englische und Amerikanische Kultur und Literatur im Master studiert, etliche Poetry-Slam-Bewerbe und -Meisterschaften gewann, hat sich Geschichten für die Zugfahrt ausgedacht.
Schon die Einleitung eröffnet die große, weite Welt im kleinen Waggon:
Züge verbinden die verschiedensten Städte,
sie bringen uns in andere Länder und sogar andere Kontinente.
Es gibt Züge, die stehen oder kommen und gehen.
In den Waggons, fremde Gesichter, die wir zum ersten Mal sehen.

Selma verbindet

Als zentrale verbindende Figur hat sich die Autorin die immer wieder auftauchende 30-jährige Schaffnerin Selma Çelik, alleinerziehende Mutter zweier Kinder, ausgedacht. Bruchstücke und Gedanken aus ihrem Leben erzählt Elif Duygu – in „familiar strangers“ weniger im Slam-Stil, sondern eher in Form einer szenischen Lesung, mehr theatral. Immer wieder kommt es zu Begegnung der Zugbegleiterin mit Fahrgästen, die sie nach deren Tickets fragt.

Auf diesem Weg gelingt es der Autorin unterschiedlichste Leben(swelten) in diese nicht ganz ¾-stündige einzubauen.

Vielfalt

Da ist die alte (75 Jahre) Susanne Schmidt mit so manch körperlichem Leiden, das ihren Sohn Hansi im Telefonat aber nicht wirklich zu interessieren scheint. Oder Matthias Roulette, der unter Depressionen und Panikattacken leidet, aber sich immerhin aufraffen konnte, nun mit dem Zug zu einer Freundin zu fahren, mit der er reden kann, weil die nächste Therapiesitzung erst in einigen Wochen stattfinden kann. Wir tauchen auch kurz ein in Momente des gegenwärtigen Lebens von Adrijana Stefanović, die – unglücklich über ihren jetzigen zwar besser bezahlten Job – gern an den vorigen in einem Coffee Shop und an die Kindheit in Serbien denkt.

Computerspiel

Alles soll hier nicht verraten werden, aber noch kurze Schlaglichter auf die Begegnung Selma Çeliks mit dem13-jährigen Florian Moser. Der nimmt die Schaffnerin lange Zeit nicht wahr, weil er so in sein Konsolenspiel vertieft ist. Der Text – und die begleitende Live-Musik Uwe Felchles am eBass sowie die von ihm am Computer programmierten Spiele-Sounds lassen die Zuhörer:innen mit in seine Game-Welt eintauchen. Aus der ihn die Hand der Schaffnerin vor dem kleinen Monitor rausreißt. Und uns mitnimmt in gegensätzliche materielle Welten. Denn während Florian Moser so alles kriegen kann, was er sich wünscht, muss Selma Çelik nun Sonderschichten schieben, hat sie doch ihrem elfjährigen Sohn Ali genau solch eine handliche, transportabel Konsole samt dem Spiel mit dem berühmten Installateur (Klempner) versprochen, wenn er das Schuljahr mit ausgezeichnetem Erfolg abschließt. Was sie ihm offenbar nicht zugetraut hatte 😉

„Natürlich sind viele der Episoden frei erfunden, aber wie in fast allen meinen Texten fließen echte Erlebnisse von mir oder anderen, die ich aus Erzählungen kenne, ein“, meint Elif Duygu zu kijuku.at

Follow@kiJuKUheinz

INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

familiar strangers

slam & jam in der Summerauerbahn

Poesie, Spoken Word: Elif Duygu
Komposition, Live-Musik: Uwe Felchle
Regie: Aslı Kışlal
Dramaturgie: Anna Schober
Technische Umsetzung: Phillipp Pettauer
Produktion: Laura Plochberger
Sprechtechnik: Hannah Heckhausen

Linz bis Freistadt beim Festival der Regionen – siehe weiter unten

Wann & wo?

Samstag, 24. Juni 2023
14.35 – 15.17 Uhr: familiar strangers – Performance; Zug S3/R3822 (ab Linz Hauptbahnhof)
15.30 – 16 Uhr: OPEN MIC: Pregarten JUZ (Jugendzentrum) Bahnhofstraße 22, 4230 Pregarten

Sonntag, 25. Juni 2023
15.21 – 16.24 Uhr: familiar strangers – Performance; Zug S3/R3 3805 (ab Freistadt Bahnhof)
16.30 – 17Uhr: OPEN MIC: Linz Hauptbahnhof / Vorplatz LDZ Bahnhofplatz 1, 4020 Linz

Montag, 26. Juni 2023
16.52 – 17.59 familiar strangers – Performance; Sonderzug Linz – Freistadt
18.20 – 18.50 Uhr: OPEN MIC; Festivalzone Salzgasse, 4240 Freistadt

Anmeldungen für Fahrt und Open Mic hier

Festival der Regionen 2023 (OÖ): Höchste Eisenbahn

23. Juni bis 2. Juli 2023
entlang der Summerauerbahn von Linz bis Horní Dvořiště
Kunst aus und in der Region, an und entlang der Summerauerbahn
Performances und Interventionen im Zug und an Bahnhöfen
Projekte, die Traditionen radikal neu denken und Territorien für sich besetzen
Aktuelle künstlerische Positionen zu den drängenden Zukunftsfragen: kritisch, inklusiv, partizipativ

Infos zum Programm hier
Tickets: Fast alle Veranstaltungen, Workshops, Ausstellungen und Performances können gratis besucht werden. Das FdR*Ticket ist jedoch der ultimative 10 Tages-Fahrschein mit zahlreichen Vorteilen für das Festival: Mehr zum FdR*Ticket hier