Junge Theater Wien: Darstellende Kunst geht – wieder – dorthin, wo Kinder und Jugendliche wohnen und leben.
Kassandra mit rosa Perücke legt sich auf den Boden vor der Bühne. Veronica, Stadträtin für Kultur und Wissenschaft, hockerlt sich zu ihr, macht es der 8-Jährigen dann gleich und legt sich auch auf den Rücken. Diese „Performance“ war so nicht geplant, sondern einfach ein spontanes Vorspiel zur üppigen Präsentation des ersten Saisonprogramms von Junge Theater Wien (JTW) in der Volkshochschule Großfeldsiedlung.
Diese vor sechs bis fünf Jahrzehnten errichtete Stadtrandsiedlung liegt in Floridsdorf, einem von zwei Bezirken am linken Ufer der Donau. In diesem, sowie dem an der selben Donauseite liegenden 22. Bezirk (Donaustadt) sowie den drei südlichen Bezirken Favoriten (10.), Simmering (11.) und Liesing (23.) spielen JTW schon seit einigen Monaten hin und wieder, nun regelmäßig für junges Publikum. Zum einen Stücke und Performances, die es schon, teilweise recht lange, gibt und die vor allem im Dschungel Wien, dem Theaterhaus im MuseumsQuartier zu sehen waren, aber auch neu entwickelte Bühnenwerke. „Wo du aufwächst, ist deine Kultur zu Hause“ ist das Motto des umfangreichen Programms, das in dieser Saison (wie ein Schuljahr) 57 Produktionen von 40 Gruppen (mit zehn weiteren Koproduzent:innen) mit mehr als 250 Vorstellungen in 15 Spielorten in diese fünf Bezirke bringt. In diesen leben mehr als vier von zehn Wiener:innen (43%). Der Anteil der Kinder und Jugendlichen – für die JTW vor allem spielen (1 bis 22 Jahre) – liegt gar jenseits der Hälfte (54%).
Wemimo, Singer-Songwriterin, begeisterte mit drei Auftritten, bei der Präsentation nicht nur mit ihrer zarten bis kräftigen Stimme, sondern vor allem auch durch ihre Mut machenden Texte, nach denen jede und jeder schön ist und Talente hat, auch wenn sie wie mintunter die Sonne von Wolken verdeckt ist. Ebenso stark die schon eingangs erwähnte 8-jährige Kassandra, die in die Rolle der „Agathe Bauer“ schlüpfte – ein Teaser für das gleichnamige Musiktheaterstück, das „Theater Ansicht“ entwickeln will. Mit dem schon lange verwendeten Wortspiel des Wienerisch schlampig ausgesprochenen englischen Sagers „I got the power“ (Ich habe die Macht) soll ein lustvolles Spiel zwischen Popkultur und Politik entstehen, das ab April des kommenden Jahres durch die genannten fünf Bezirke tourt. Angekündigt ist es als Live-Erlebnis über Macht, Meinung und Mitsprache mit Songs wie „Kurze Beine“ und „Ich bau dir eine Festung“. Dafür werden ab Mitte November Jugendliche und junge Erwachsene Gesangstalente gesucht, allerdings erst ab 18 Jahren, womit der Showact mit Kassandra sozusagen eine Art Fake war – auch ein Thema, wie Themen zum Trend werden können. Auf das Casting sollen Voting und Konzertinszenierung gemeinsam mit Jugendlichen letztlich die Show entwickeln. (Bewerbungen fürs Casting bis Ende Oktober – siehe Info-Box).
Für eine weitere Live-Kostprobe aus dem künftigen Programm sorgte Puppenspieler Michael Pöllmann. Entworfen und bespielbar gebaut von Scarlett Köfner ließ er eine Puppen-Geige auf der Bühne tanzen, die noch dazu eine kleine Babygeige im Arm hält – aus dem Stück „Pupa Circi“. Damit sollte auch die Breite des Angebots zum Ausdruck gebracht werden: Sprech-, Musik-, Tanz-, Figuren- und Puppentheater ebenso wie Performances und Neuer Zirkus…
Acht weitere Gruppen stellten ihre Produktionen vor, die hier mit den Inserts und Fotos der Präsentator:innen, erwähnt werden:
„Die gefesselte Phantasie“ ausgehend von Ferdinand Raimunds „Original-Zauberspiel“ von der Kinderoper Wien, das am Tag der Kinderrechte (20. November) in der Kulturgarage Seestadt einen „Tag der Phantasie“ begleitet, vorgestellt von Sarah Scherer,
„Wo ist Walzer?“ von Kollektiv Kunststoff und dem Johann-Strauss-Jahr 2025, vorgestellt von Christina Aksoy
„Wirrum Warrum Wunderglocke“ von Töchter der Kunst, vorgestellt von Nico Wind
„Weiter leben – eine Jugend“ ausgehend von Ruth Klügers Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend als in Wien diskriminierte Jüdin, später in Konzentrationslagern der Nazis, die sie überlebte von Theater Iskra, vorgestellt von Nika Sommeregger
„Fledermäuse“, „Waldrapp“ sowie „Wir und die Welt“ von dere Schallundrauch Agency, vorgestellt von Gabi Wappel und Silvia Auer. Letztere erinnerte aber auch daran, dass sie, aufgewachsen in Stammersdorf, schon als Kind kulturelle Nahversorgung erlebt hatte. Wie übrigens auch die frisch renovierte VHS Großfeldsiedlung in den Anfangsjahren auch einen Kinosaal beherbergt hatte. Und – was nicht erwähnt wurde – Jahrzehnte lang MoKi (Mobiles Kindertheater) oder „Trittbrettl“ und andere Gruppen sehr wohl und bewusst nicht nur in städtischen Zentren spielten.
„Ball“ und „Hände“ für allerjüngstes (Mitmach-)Publikum sogar unter zwei Jahren von Theater.Nuu, vorgestellt von Laura-Lee Jacobi und …
…. Schließlich last but not least „Prinzessen“ von Plaisiranstalt, vorgestellt von Raoul Biltgen
Und dann wies Stephan Rabl, der Junge Theater Wien leitet, auf die Tour des bekannten Comedian Marc Canal hin, der selbst an diesem Vormittag nicht in die Großfeldsiedlung kommen konnte. Der Stücke- und unter anderem Gagschreiber für di ORF-Sendung „Willkommen Österreich“ tourt mit seinem ersten Solo „Gott live“, wo er Fragen zu beantworten sucht, die ihm auch schon vorab gestellt werden können.
Im Folgenden einige Links zu KiJuKU-Besprechungen von Stücken, die es schon gibt und die nun durch die genannten Bezirke touren:
Umfangreiche und übersichtliche Programm-Infos auf der Website: jungetheaterwien
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