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Vor allem, aber nciht nur, Volkshochschulen sind die Spielorte
Vor allem, aber nciht nur, Volkshochschulen sind die Spielorte
23.04.2024

Viel Theater für Kinder und Jugendliche in fünf Wiener Außenbezirken – ab 2025

„Junges Theater Wien“ für 2- bis 22-Jährige in all seinen unterschiedlichen Formen kommt ab kommendem Frühjahr nach Favoriten, Simmering, Floridsdorf, Liesing und in die Donaustadt – bis zu drei Mal im Jahr jeweils für mehrere Tag.

Wien wächst – an den Stadträndern. Nicht erst heute, sondern seit Jahrzehnten – und noch länger. Dennoch konzentrieren sich viele Angebote, gerade auch im Bereich der Kultur aufs Zentrum, die innerstädtischen Bezirke. Selbst wenn U-Bahnen flotte Verbindungen herstellen, ist das für viele oft gefühlt weit weg. Ist es auch, wenn Klassen sich zusammenpacken, Bim, Bus, U- oder S-Bahn nutzen, braucht’s schon mal (fast) einen ganzen Vormittag für rund eine Stunde im Theater.

Gilt übrigens auch für Erwachsene sogar umgekehrt. Warb doch das jetzige Theater am Werk /Kabelwerk noch als Werk X in Meidling mit dem Spruch „Theater am Arsch der Welt“; mit „Gebrauchsanleitung“ auf diesen Plakaten, dass via U6 – eine Station vom Umsteige-Kontenpunkt Meidling entfernt und ein paar Gehminuten – so weit doch nicht ist.

Seit dieser Saison zeigt das Volkstheater in den Bezirken, das seit sieben Jahrzenten (fast) alle Bezirke bespielt, auch Stücke für junges Publikum. Gruppen, die sich bisher bemühten „hinaus zu gehen in die Peripherie“ scheiterten – die Bezirke hatten zu wenig Geld dafür. Gut, es gibt auch die eine oder andere Gruppe, die durch Turnsäle tourt. Aber qualitativ hochwertiges Theater in all seinen Spielformen – auch Tanz, Performance, partizipativ und noch vieles mehr und mit Ansprüchen auch an professionelles Licht- und Ton-Umfeld – hat’s schwer.

Gute Gründe für Theater speziell für junges Publikum, Teil 1
Gute Gründe für Theater speziell für junges Publikum, Teil 1

Bezirke 10, 11, 21, 22, 23

Nun – oder besser gesagt, pardon geschrieben -, ab dem kommenden Frühjahr (2025 wo im Herbst in Wien Gemeinde- und Bezirkswahlen anstehen), soll es einen großen Wurf geben: „Junge Theater Wien“ – und anstelle von Wien dann die Namen für die Bezirke 22, 10, 21, 23, 11 (Donaustadt, Favoriten, Floridsdorf, Liesing und Simmering – alphabetische Reihenfolge) nimmt den Betrieb auf. Dies kündigten am Dienstag in der Pressekonferenz des Wiener Bürgermeisters Michael Ludwig himself, die Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler sowie Stephan Rabl an. Letzterer ist der Leiter dieses Projekts, war Gründungs- und dann 13½ Jahre lang Direktor des Theaterhauses für junges Publikum, Dschungel Wien im MuseumsQuartier, setzte viele Initiativen in diesem Bereich, verscherzte es sich aber auch mit so manchen in der Szene.

In diesen fünf Bezirken lebt übrigens fast die Hälfte der Wiener Bevölkerung (850.000 Menschen bzw. 43 %). Mit dabei auch die Bezirksvorsteher dieser fünf Bezirke sowie etliche aus der Theaterszene für junges Publikum, in der schon seit Monaten gemunkelt, getuschelt wurde, Gerüchte liefen, dass da was Neues im Busch ist.

Gute Gründe für Theater speziell für junges Publikum, Teil 2
Gute Gründe für Theater speziell für junges Publikum, Teil 2

Bus

Theater an Kinder und Jugendliche in nicht-zentralen Bezirken/ Regionen heranzubringen, war ihm schon früher ein Anliegen, gründete er doch vor mehr als 30 Jahren „Szene Bunte Wähne“ fürs Waldviertel und anfangs andere Gegenden in Niederösterreich. In der MQ-Zeit startete er den „Dschungel-Bus“, mit dem junge Besucher:innen direkt von der Schule in das Theaterhaus geführt werden sollten, bzw. gab es Produktionen im und rund um den Bus, die Station in Außenbezirken machten.

Neztwerke in den fünf Bezirken
Neztwerke in den fünf Bezirken

Dezentral

Spätestens seit dem starken Zuspruch für die Bühnen im – aus der Not der Pandemie geborenen – Kultursommer mit Bühnen quer über die Stadt verteilt, besonders in den Außenbezirken, nahmen Diskussionen um Kulturangebot speziell für junges Publikum in diesen Regionen zu. Als im Spätherbst des Vorjahres das Kinderkulturzentrum Floridsdorf für Zoom Kindermuseum und inklusive, diverse, mehrsprachige Kinder- und Jugendliteratur angekündigt wurde, fragte Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… die Kulturstadträtin, wieso nicht auch für Theater. „Da wird es was Eigenes geben, aber Genaueres darf und will ich noch nicht sagen, denn dem Bürgermeister, dem das ein großes Anliegen ist, will es persönlich im Frühjahr ankündigen“, antwortete Veronica Kaup-Hasler. Was nun erfolgt ist.

40 Produktionen, 25.000 Plätze

In jedem Bezirk werden mehrmals im Jahr für alle Altersgruppen im Herbst, Winter und Frühling Wiederaufnahmen, Premieren und Uraufführungen gezeigt – und dies an mehreren Tagen. In einer ersten Spielsaison werden in den genannten fünf Bezirken rund 40 Produktionen in bis zu 200 Vorstellungen gespielt. Damit können bis zu cirka 25.000 Plätze für die Kinder und Jugendliche im dezentralen Bereich angeboten werden. In erster Linie sind lokale Volkshochschulen, aber beispielsweise auch das Kulturzentrum F23 in Liesind oder Schloss Neugebäude in Simmering die Spielorte und Cluster-Ankerpunkte.

Auf die Geldfrage nannte Stephan Rabl „für die heurige Aufbauphase 300.000 Euro und dann für eine Saison eine Million.“

Die unterschiedlichsten Theaterformen, die angeboten werden sollen
Die unterschiedlichsten Theaterformen, die angeboten werden sollen

Neues soll entstehen

„Im Prinzip und in erster Linie sollen es Produktionen von in Wien lebenden Künstler:innen sein, die in den Veranstaltungsorten in den Bezirken gezeigt werden. Oft soll in dem einen oder anderen Bezirk die Premiere stattfinden“, erklärt Stephan Rabl in einem Telefongespräch – KiJuKU konnte nicht bei der Pressekonferenz sein, sondern war beim Kinder- und Jugendtheaterfestival spleen*graz.

Junge Theater Wien bzw. Favoriten, Simmering und so weiter soll aber, so Rabl, „nicht nur ein Tour-Management-Projekt sein. Überall wird großer Wert gelegt auf die Zusammenarbeit mit Bildungs-, Kultur- und anderen Einrichtungen in dem jeweiligen Bezirk. Daraus kann und soll auch Neues entstehen. Insbesondere auch für Sparten oder Altersgruppen, wo es dann jeweils aktuell zu wenig Angebot gibt.“

Die fünf Bezirke, in denen der dezntrale Spielbetrieb starten wird

Neben Theaterschaffenden, die in Wien tätig sind – und sei es auch „nur“ zeitweise – Rabl nannte beispielsweise die Gruppe IYASA aus Zimbabwe, die jahr(zehnte)lang hier gastierte, sogar gemeinsam mit heimischen Künstler:innen Stücke entwickelte, können und sollen auch Gruppen eingeladen werden, die Stücke mitbringen können, wo hier gerade nicht der Bedarf abgedeckt. Während es vor in paar Jahren viel für sehr junge Kinder gab, exisitere hier derzeit eine Lücke, so Rabl.

Pressekonferenz zu Junge Theater Wien: Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler, Bürgermeister Michael Ludwig (weitgehend vom Kamera-Stativ verdeckt) und Stephan Rabl
Pressekonferenz zu Junge Theater Wien: Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler, Bürgermeister Michael Ludwig (weitgehend vom Kamera-Stativ verdeckt) und Stephan Rabl

Er verstehe JTW nicht nur für das Publikum, sondern auch dafür, der lokalen Theaterszene mehr Spielmöglichkeiten zu bieten, aber auch als Impulse für Weiterentwicklung und Erarbeiten von Neuem – in Kooperation mit anderen Partner:innen in den Bezirken, vielleicht auch von neuen Formaten und Inhalten.

Follow@kiJuKUheinz

theaterstueck-im-bus <- damals noch im Kinder-KURIER

dschungelbus <- damals noch im Kinder-KURIER

jungetheaterwien.at