„Romeo & Julia“-Version, die auch die zu späte Erkenntnis der verfeindeten Familien Montague und Capulet“ enthält, was ihr Hass angerichtet hat.
Aus rund drei Dutzend Figuren mach knapp mehr als ein halbes Dutzend – und die „nur“ von vier Schauspieler:innen verkörpert. Verknappt und verdichtet, das Wesentliche beibehalten und immer wieder auch gereimt, nahe an der (übersetzten) Originalsprache, läuft derzeit im THEO, dem THEaterOrt Pertcholdsdorf (bei Wien-Liesing), „Romeo & Julia“ nach William Shakespeare (Bühnenfassung: Joachim Henn).
Übrigens ist offenbar wieder einmal Hochsaison für Versionen dieses Klassikers demnächst startet die Volkstheater-in-den-Bezirken-Tour mit diesem Stoff, in der Jugendschiene des Linzer Landestheaters läuft seit September eine, im auch oberösterreichischen Kulturhof Perg eine im Juli.
Zurück nach Perchtoldsdorf: Während Selina Heindl in die Rolle der Julia und Jakob Griesser in die des Romeo schlüpfen, switchen ihre beiden Kolleg:innen Pia Schiel und Thomas Bammer von einer Figur in die andere. Und steigen dazwischen hin und wieder aus allen aus: „Was machst du noch da, du sollst doch gleich die Amme (Julias) spielen.
Diese Amme, aber auch den Tybalt (Neffe der Gräfin Capulet) spielen übrigens die beiden abwechselnd. Liest sich vielleicht hier verwirrend, aber dem punktgenauen Schauspiel der Akteur:innen konnten alle im Publikum folgen (bewusst hatte Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… die Premiere mit vielen professionellen Zuschauer:innen vermieden und eine Schulvorstellung besucht).
Womit endet die vielleicht meistgespielte – im westlichen Kulturkreis, im persisch-kurdischen gibt es beispielsweise eine ähnliche namens „Mem û Zîn“ – tragische Liebesgeschichte?
Mit dem Tod von Julia und Romeo – ist die häufigste Antwort. Weil oft Prolog und die letzten nicht einmal zwei Dutzend Zeilen von William Shakespeares Original (auch in Übersetzungen!) weggelassen werden: Die Erkenntnis in den beiden verfeindeten reichen Familien Veronas, der Montagues und der Capulets, dass sie wegen ihres gegenseitigen Hasses beide ihr Liebstes, ihre Kinder, verloren haben.
Nicht so im THEO – hier sind die vier Schauspieler:innen anfangs noch nicht und am Ende nicht mehr in ihren Rollen, sondern zunächst der erzählende Chor, am Ende Überlebende der beiden Familien, die diese todtraurige Erkenntnis offen an- und aussprechen. Nachdem „Romeo und Julia“ so allgemein bekannt ist, wird selbst über den Prolog ja nicht die Spannung genommen, wie es für die beiden Liebenden endet, weiß schon von Anfang an praktisch jede und jeder im Publikum.
Diese Inszenierung legt das Schwergewicht darauf, wie es zur Tragödie kommt, eben die tödliche Feindschaft, die durch so manche Szene, nicht zuletzt den Rollen-Switches, auch auf witzige Weise diese Absurdität enthüllt.
Regie führte Hans-Peter Kellner, der auch gemeinsam mit Birgit Oswald, die das Theater leitet, für die stark reduzierte und damit tournee-taugliche Bühne sowie die Kostüme sorgte.
Im oben kurz erwähnten Stück „Mem û Zîn“ – entstanden vermutlich im 14. Jahrhundert (laut Wikipedia) und in der bekanntesten schriftlichen Version von Ehmedê Xanî (1651 – 1707) überliefert, sind beide Angehörige verschiedener Clans. Beko aus einem dritten Clan ermordet ihn und sie stirbt an seinem Grab. „Für die Kurden symbolisiert Mem das kurdische Volk und Zîn das kurdische Land, die durch unglückliche Umstände voneinander getrennt bleiben und keine Einheit werden können“, deutet der Wikipedia-Eintrag die Symbolik dieser vor allem über kurdische Dengbêj-Sänger jahrhundertelang verbreitete Geschichte. Bis heute haben Kurd:innen keinen Staat, sind auf mehrere Länder (Türkei, Syrien, Irak, Iran, Aserbaidschan – in der Sowjetzeit gab es zu Beginn wenigstens dort eine autonome Provinz) aufgeteilt. In der Türkei war ihre Sprache und Kultur lange sogar verboten, noch heute werden immer wieder prokurdische Parteine verboten, ihre mit überwältigender Mehrheit gewählten Bürgermeister:innen abgesetzt und verhaftet…
nach William Shakespeare
Ab 12 Jahren; 1 ¼ Stunden
Bühnenfassung: Joachim Henn
Regie: Hans-Peter Kellner
Romeo: Jakob Griesser
Julia: Selina Heindl
Julias Vater / Bruder Lorenzo / Benvolio (ein Montague) / Tybalt (ein Capulet) / Julias Amme: Thomas Bammer
Ebenfalls Tybalt / Amme: Pia Schiel
Bühne und Kostüme: Birgit Oswald, Hans-Peter Kellner
Produktionsleitung: Birgit Oswald
Bis 11. Mai 2025
THEO – THEaterOrt für junges Publikum
2380 Perchtoldsdorf, Beatrixgasse 5a
theo -> spielplan
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