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Fürs Großgruppenfoto kamen auch die Jugendlichen des "Grimm...."-Musicals von der Galerie auf die Bühne
Fürs Großgruppenfoto kamen auch die Jugendlichen des "Grimm...."-Musicals von der Galerie auf die Bühne
07.10.2023

Die Sterne sind vergeben – und sie bewegen sich

In Linz wurden – gleichzeitig mit dem 50. Geburtstag des „Theaters des Kindes“ – die aktuellen Preise für herausragende Leistungen für darstellende Kunst für junges Publikum vergeben.

Ohne Festival – weil Land Oberösterreich und Stadt Linz nicht ausreichend Geld zur Verfügung stellten – wurden Freitagabend (6. Oktober 2023) im Central Linz die diesjährigen Stella-Awards der ASSITEJ Austria (der heimischen Sektion internationalen Kinder- und Jugendtheatervereinigung) vergeben. Zum 17. Mal wurden damit die besten professionellen Stücke und schauspielerischen Einzelleistungen sowie in weiteren Kategorien Ausstattung, Musik vor den Vorhang geholt. Gemeinsam mit dieser Preisverleihung wurde der 50. Geburtstag des Linzer Theaters des Kindes gefeiert. Eine Bilder-Zeitreise führte durch Dutzende der weit mehr als 100 verschiedenen Stücke, von denen in den vergangenen 17 Jahren auch so manche für einen der Stella-Awards nominiert und einige sogar damit ausgezeichnet worden sind.

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Die Gala – kurzweilig moderiert von Simone Neumayr und Katharina Schraml (Schauspielerinnen des Geburtstags-Theaters), musikalisch untermalt von der eigens dafür gegründeten Band D3, eigentlich ja sogar 3 Davids: Baldessari (Stromgitarren), Ess (Schlagzeug) und Wagner (Keyboard) – selbst wurde umrahmt von zahlreichen über den Tag im besagten Theater verteilten Gesprächsrunden zu allen 24 nominierten Produktionen (von 137 Stücken, die die Juror:innen gesichtet hatten). Zu einem Überblicksartikel über alle Nominierten – samt Links zu Besprechungen jener Stücke, die Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… schon gesehen hat geht es hier unten.

Beweglicher Stahl-Stern

Die von Tina Graßegger gestaltete Award-Statue (sie wird jedes Jahr von lokalen Künstler:innen bzw. fallweise auch von Jugendlichen designt) besteht aus Stahl, einem wie es die Künstlerin übermittelte, Material, das mit Linz verbunden und außerdem ehrlich, uneitel und beständig ist. Und sie zeigt einen Stern (!) aus Einzelteilen – als Symbol, dass Theater nur als Teamwork funktioniert. Dieser Stern ist auf einer Feder fixiert, womit die Trophäe ständig in Bewegung ist.

Bestes Kinderstück

Mit dem Preis für „herausragende Produktion für Kinder“ wurden die Kompanie Freispiel für das Stück „Spiel auf Zeit“ ausgezeichnet. Die Jury – Verena Koch, Bernadette Abendstein, Thomas Sobotka und Leni Plöchl – begründete die Entscheidung unter anderem damit, dass dieses Stück „ein ver-rücktes Spiel rund um Nichts, Alles und DEN Moment ist. Hier wird nicht nur die Zeit gemessen, sondern auch der Puls unserer Gesellschaft gefühlt. Unter der Regie von Kajetan Uranitsch begeistern Desi Bonato, Chiara Bartl-Salvi, Simon Schober und Felix Kislich mit einer Stunde voller witziger Momente, Spielfreude und philosophischer Fragen. … Möge dieses Stück weiterhin die Zeit für diejenigen verändern, die es erleben.“

Bestes Jugendstück

„King Kong Vivienne“ – eine Kooperation von Vorarlberger Landestheater und dreizehnterjanuar (Wien) wurde zur herausragenden Produktion für Jugendliche gekürt. „Inspiriert von Virginie Despentes King-Kong-Theorie („als Frau bin ich eher King Kong als Kate Moss) entwerfen Fanny Brunner, Vivienne Causemann, Daniel Angermayer, Jan Preissler und Andreas Hutter die Figur King Kong Vivienne, der es bereits mit ihrem ersten Auftritt … gelingt, eine eindeutige geschlechtliche Zuschreibung zumindest in Frage zu stellen“, beginnt die Jury ihre Begründung und setzt fort: „So beginnt eine schlüssige und authentische Performance, die Ursachen und Umstände der lebensbedrohenden Krankheit Anorexie klug beleuchtet. Von Vivienne Causemann großartig und sehr berührend gespielt, verliert sie nie ihren bisweilen tiefschwarzen Humor.“

Neue Kategorie: Partizipatives Projekt

Die aktuelle Jury führte – für das Jahr 2022 in dem sie „amtierte“ – eine vorübergehende Kategorie ein: Herausragendes Partizipatives partizipatives Projekt. Den Preis erkannten sie einer besonderen Version des Musicals „Grimm! – Die wirklich wahre Geschichte von Rotkäppchen und ihrem Wolf“ (von Peter Lund und Thomas Zaufke) zu. Das satirische Stück über Populismus, Fake News und Ausgrenzung, das schon im Grazer Jugendtheater Next Liberty und im Wiener Theater der Jugend zu erleben war, wurde in Linz von einem professionellen Leading-Team (Leitung: Heidi Leutgöb) mit Jugendlichen inszeniert. Sowohl die Darsteller:innen als auch die Musiker:innen waren Jugendliche. Es handelte sich um eine Zusammenarbeit von Landestheater Linz mit dem oberösterreichischen Landesschulmusikwerk unter dem Titel „Jugend spielt Musical“.

Die Jury befand: „Was dieses Musical so besonders macht, ist der überwältigende Enthusiasmus der engagierten Darstellerinnen und Darsteller, der sich in jeder Szene spüren lässt. … Das Musical überzeugt auch durch die beeindruckende Leistung des Jugendlichen-Orchesters, das sich aus den oberösterreichischen Musikschulen zusammengefunden hat. „Grimm!…“ ist es gelungen, das offensichtlich begeisterte jugendliche Publikum abzuholen und gleichzeitig zum Nachdenken anzuregen.“

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Stern für die beste darstellerische Leistung ging an Felix Pacher in
Stern für die beste darstellerische Leistung ging an Felix Pacher in „Tschick“ in der Wiener Staatsoper

Herausragende darstellerische Leistung

Felix Pacher wurde mit dem Stella für die herausragende darstellerische Leistung in der Opernversion des berühmten, beliebten, vielfach als Theaterstück inszenierten und sogar verfilmten berührenden und doch erdigen Coming-of-Age-Romans „Tschick“ von Wolfgang Herrndorf ausgezeichnet.

Seine Darstellung der Hauptrolle in der „Roadopera mit jungen Darsteller:innen für ein jugendliches Publikum“ der Wiener Staatsoper überzeugte die Juror:innen. „Felix Pacher singt extrem wortdeutlich und kraftvoll und sein sonorer Bass dringt scheinbar mühelos in die letzten Winkel der Staatsoper. Aber Felix Pacher ist nicht nur ein ausgezeichneter Sänger, sondern auch ein großartiger Spieler. Er verkörpert den Tschick mit großer Authentizität, Aufmerksamkeit und Ambivalenz. Er hört und sieht in klarer Haltung zu, täuscht nichts vor, sondern atmet und lebt die Figur, ist immer präsent, nimmt sich trotzdem zurück und beeindruckt durch ein natürliches Timing.“

Top-Musik

Martin Siewert wurde mit dem Preis für herausragende Musik belohnt, die er für „The Dead Class“ von „toxic dreams“ komponierte. Das Stück (Regie: Yosi Wanunu) baute auf Schriftstücken und Manifesten realer Amokläufer und Schul-Attentäter auf, um dem Phänomen der school shootings auf den Grund zu gehen. „Die Herausforderung bestand darin, diese verstörenden Schriften künstlerisch zu interpretieren, ohne den Massenmördern eine Plattform zu bieten. Martin Siewert komponierte ein Musical basierend auf diesen Frustrationstexten – ein Anti-Musical über Anti-Helden. Ohne dabei aber in die Ironie-Falle zu tappen“, begründet die Jury ihre Wahl.

„Das Ergebnis ist ein konsequent durchgeplantes Konzeptalbum, eine Rockoper, ein durchgehender Soundtrack. In einem Setting aus „Klassenfeind“, „Die Welle“ und „Club der toten Dichter“ lässt die großartige Live-Band Einflüsse von „The Who2, die Hammondorgel von „Deep Purple“ und das Elektrorauschen von „Trent Reznor“ erkennen. Die Musik variiert zwischen treibend und sperrig, raubeinig und zart, als auch atmosphärisch sowie rhythmisch-rezitativ. … Martin Siewert erhält den Preis für die herausragende Musik nicht nur für die Komposition, sondern auch für die musikalische Umsetzung.

Stellvertretend für Paul Barritt, der in London arbeitet, übernahm Anja Scilinski, Leiterin des Burgtheater Studios den Stern für die beste Ausstattung entgegen
Stellvertretend für Paul Barritt, der in London arbeitet, übernahm Anja Scilinski, Leiterin des Burgtheater Studios den Stern für die beste Ausstattung entgegen

Beste Ausstattung

Die Auszeichnung für die beste Ausstattung ging nach London – an Paul Barritt für sein animiertes, digitales Bühnenbild in „Mehr als alles auf der Welt“ (Inszenierung von Suzanne Andrade für das Burgtheater, gespielt im Akademiethater, das sowohl bei jungen Kindern als auch bei Jugendlichen und Erwachsenen funktionierte.

„Mit viel Poesie und Präzision, sehr detailreich aufwendig und liebevoll im Comicstil komponiert“ kommt es sehr oft zum Zusammenspiel mit den leibhaftigen Schauspieler:innen. Neben Tieren und Gegenständen beeindruckte die Jury vor allem „die Animation eines kleinen Jungen, der als gleichwertiger Partner mit seinen Schauspielkolleg:innen agiert und sich am Ende auch verbeugt – dieses perfekt umgesetzte, rasante, sich permanent verändernde Bühnenbild macht das Theatererlebnis zu etwas sehr Besonderem.“

Sonderpreis

Der jeweilige Vorstand der ASSITEJ Austria vergibt jedes Jahr auch einen Sonderpreis an Einzelpersonen, die sich um das Theater für junges Publikum oder wie es immer wieder auch genannte wird, Darstellende Kunst für die Jungen und Jüngsten verdient gemacht hat. In diesem Jahr wurden erstmals zwei Menschen gemeinsam geehrt: Traude und Paul Kossatz, der auch die Statue für sich und seine Mutter entgegennahm, die verhindert war. Sie hatte vor nicht ganz 50 Jahren die Figurentheater-Wanderbühne Lilarum gegründet, die ab 1980 eine erste fixe Heimstatt – in einem Penzinger Gemeindebaukeller hatte. Dort begann Paul im Alter von 14 Jahren zu spielen – wie all seine Kolleg:innen auf Knien, weil der Raum so niedrig war. Seit ¼ Jahrhundert ist das Lilarum in einem großen Haus, wo auch die Werkstätten und Büros untergebracht sein können, in Wien-Landstraße zu Hause.

Neben den hochwertigen künstlerisch – sowohl inhaltlich als auch ästhetisch bis in kleinste Details – hochwertigen Produktionen fürs vor allem jüngste Publikum mit rund 400 Vorstellungen (30 Stücke im Repertoire) im Jahr, legt Lilarum – so die Laudatorin Marianne Vejtisek – Wert auf „soziales und gesellschaftliches Verantwortungsbewusstsein; einmal wöchentlich gibt es gesponserte Vorstellungen zum Sonderpreis, seit 20 Jahren Vorstellungen, die simultan in Gebärdensprache – unmittelbar neben der Bühne – übersetzt werden. Außerdem gibt es Gastspiele aus Osteuropa in den jeweiligen Landessprachen…“

Paul Kossatz verwies – wie auch andere mit einem Stella Ausgezeichnete an diesem Abend – darauf hin, dass die gewürdigten Leistungen natürlich nur im jeweiligen Team möglich sind.

Follow@kiJuKUheinz

Compliance-Hinweis: KiJuKU wurde vom Theater des Kindes und der ASSITEJ Austria zur Berichterstattung nach Linz eingeladen.

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