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Foto aus "My Odyssey" von Asterion Hus
Foto aus "My Odyssey" von Asterion Hus
08.09.2023

Eine – nein viele – Odysseen

Eine quicklebendiges, sprunghafte, assoziative theatrale Reise aus Dänemark mit vielen Anspielungen auch der Zuschauer:innen beim internationalen Theaterfestival „Luaga & Losna“.

So klein der Kreis des rundum sitzenden Publikums, so groß und weit die Perspektive, die Solo-Performerin/-tänzerin Tilde Knudsen in dieser Stunde eröffnet. Und das hängt nicht nur am Stoff, der schon die vielleicht längste seit mehr als 2 ½ Tausend Jahren weltberühmte Reise mehr als anklingen lässt. In „My Odyssey“ der dänischen Theatergruppe Asterions Hus spannt die tanzende, spielende, fast durch Raum und Zeit fliegende Performerin den Bogen noch viel weiter als die rund 20-jährige sprichwörtlich gewordene Odyssee – die von Homer in Verse gegossenen Abenteuer des griechischen Helden auf der Rückkehr nach dem Krieg gegen Troja. Gleich zu Beginn, über den sie mit dem Publikum im Zwie- und Gruppengespräch darüber philosophiert, wo diese, ja überhaupt eine oder vielmehr jede Geschichte wirklich startet, erweitert sie durch die gesummte, gebrummte Intonierung der auch sehr bekannt gewordenen Filmmelodie die Reise auf den Weltraum (der 1968 erschienene Science-Fiction Roman Arthur Clarkes und die Verfilmung Stanley Kubricks im selben Jahr: 2001 Odyssee im Weltraum).

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Foto aus „My Odyssey“ von Asterion Hus

EU-Projektschiff

Auch wenn sie sich entlang der groben Storyline der Odyssee (Regie: Peter Kirk) durch die Stunde hantelt, so springt die fast artistisch in dem Rund, der fast einer Manege gleicht, assoziativ zu verwandten Themen. Ebenso wie zu Erfahrungen aus ihrem Leben. So spielt sie auf ein kreatives EU-Projekt an, in dem im Laufe von vier aufeinander folgenden Sommern (darstellende) Künstler:innen aus elf europäischen Ländern in einem eigens aus Holz gebauten Schiff von den baltischen Staaten bis Griechenland und Malta gereist sind. Voller hoffnungsvoller Erwartungen auf diesen künstlerischen Austausch – untereinander ebenso wie mit Publikum jeweils vor Ort. Samt großen Enttäuschungen, dass das Projekt voll nicht das gebracht hat, sondern sehr oft bei Fragen, „wer putzt nun das Klo an Bord“ hängen geblieben sind. Aber immerhin so manche Kontakte zwischen Beteiligten dauerhaft geblieben sind…

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Foto aus „My Odyssey“ von Asterion Hus

Theaterneid

Ebenso baut sie die Enttäuschung ihrer Theatergruppe ein, dass sie auf der dänischen Insel Møn, wo sie und ihr Mann ihre (künstlerische) Heimat gefunden haben, von dem seit Jahrzehnten hier etablierten Theater aus öffentlichen Subventionen gemobbt worden sind. Worauf sie sich nach wie vor auf Tour-Theater und das oft mit wenigstens Mitteln konzentrieren, „so dass wir mit unserem Campingbus anreisen und fast aus diesem und rund um diesen spielen können“, wie sie in einer Gesprächsrunde mit Teilnehmer:innen des Symposions „Bild & Ton & Bild“, das parallel zum internationalen Theaterfestival „Luaga & Losna“ in Feldkirch (Vorarlberg) läuft, berichten. Das diesjährige, 20. Symposion – das Festival feierte sein 35-Jahr-Jubiläum – steht übrigens unter dem Motto „Die abhanden gekommene Konzentration und ihre Rückgewinnung“.

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Foto aus „My Odyssey“ von Asterion Hus

Konzentration (zurück) gewinnen

Tilden und Kirk schilderten, sie würden in Dänemark erleben, dass Kinder im Publikum mit abstrakten Performances heute weniger anfangen könnten als vor 20 Jahren, „sie brauchen heute viel mehr konkrete Geschichten, deren Sinn sie gleich verstehen“.

Beim Festival waren bei Tilde Knudsens doch streckenweise eher abstrakter, assoziativer „Alice im Wunderland“ aber doch auch recht viele sogar junge Kinder am Geschehen geblieben. Ihre „Odyssey“ verfolgten allerdings – obwohl ab 12 Jahren angegeben – ausschließlich und meist auch nicht ganz junge Erwachsene. Die sich doch auf ihr Spiel einlassen konnten, obwohl sie im Laufe der Stunde mehr oder minder fast jede Einzelne/ jeden Einzelnen im Publikum direkt in ihre Erzählung verstrickte.

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Foto aus „My Odyssey“ von Asterion Hus

Hin und wieder wechselte Knudsen die Perspektive von Odysseus zu seiner zu Hause (Ithaka) – das in dieser Version in Dänemark liegt – wartenden Frau Penelope und dem heranwachsenden Sohn Telemachos, in der Odyssee vernachlässigte Charaktere. Und sie erzählte – wie recht oft sehr sprudelnd (englisch) einen angebliche ganze andere Interpretation: Penelope wäre eine Eizelle, Odysseus jenes Spermium, das es als einziges ans Ziel geschafft habe – Ergebnis: Telemachos, ihrer beider Sohn 😉

Follow@kiJuKUheinz

Compliance-Hinweis: KiJuKU wurde von Luaga & Losna zur Berichterstattung nach Feldkirch (Vorarlberg) eingeladen.

INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

My Odyssey

Asterions Hus  / Dänemark
Eine Geschichte und ein Tanz über Europa im Wandel
(in englischer Sprache)
Ab 12 Jahren

Performance, Konzept, Dramaturgie: Tilde Knudsen
Regie: Peter Kirk
asterionshus -> min-odysse

Luaga & Losna

35. Internationales Theaterfestival für ein junges Publikum
Bis 9. September 2023
Feldkirch, Vorarlberg
luagalosna -> feldkirch-2023