„Cosmo Superheld“ von Theater foXXfire! Im Dschungel Wien: Schauspiel – mit sehr jungen Akteur:innen – und Puppenspiel.
Sogar ganz ohne Umhang kann „Cosmo Superheld“ fliegen. Wie er sich da an einem Dreieck-Bügel wie er sonst über Spitalsbetten hängt, an einer Stange an der Wand aus dem Hintergrund in den Theatersaal schwingt, ein paar Räder vor der (Dreh-)Bühne schlägt und letztlich auf dieser landet! Lediglich die typische Augenmaske zeigt die Heldenphase und unterstreicht die ebensolche -pose zum gestreckten Arm mit geballter Faust.
Schwarz-weiß-karierte Boden, fast kahle Wände, nach einer Drehung die auf uralt gemachte hölzerne Empfangs-Loge (Ausstattung: Caroline Wiltschek, Bühnenbau: Hannes Röbisch) … die Geschichte spielt in einem eher tristen Pflegeheim. Die beiden Patienten (Puppen – gebaut von Soffi Povo) sind schon sehr alt, der eine im Rollstuhl, der andere nur mehr im Krankenbett, ständig an zwei Infusionen hängend.
Nein, kein Corona-Stück von Theater foXXfire! (Text: Alexandra Ava Koch, Regie: Richard Schmetterer), auch wenn die in Pandemie-Zeiten krass verstärkte Einsamkeit durchaus eine große Rolle spielt. Die einzige Maske im Spiel ist die schon erwähnte (fallweise) um die Augen Cosmos (Jaša Frühwald). Er ist der – im Stück – 9-jährige Sohn der Diplompflegerin (Veronika Rivó, die neben ihrem Beruf als Musicaldarstellerin vor mehr als einem Jahr zufällig lange ehrenamtlich auf einer Demenz-Station tätig war). Offenbar ist sie Alleinerzieherin, der Sohn verbringt die Nachmittage nach der Schule hier, wo einer der Patienten (der Bettlägrige) sein Opa ist.
Viel besser versteht er sich hingegen mit Xaver, dem Mann im Rollstuhl. Cosmo rettet sich aus der tristen Umgebung durch Ab- und Eintauchen in Fantasie-Welten. Er wird zum Beobachter und Retter der Bedrohung durch Aliens. Xaver macht er zu seinem Commander, hat der doch in seinem Berufsleben (angeblich) für die US-Weltraum-Behörde NASA gearbeitet. Und so gewinnen beide aus der Fantasiewelt – der Alte wieder Lebensfreude und dem Buben ist trotz der Umgebung nicht fad. Seine alleiniger Heldenstatus gerät nur ins Wanken als plötzlich ein anderes Kind auftaucht. Lila (Jafait Lema), die auch einen Opa hier hat, oft zu Besuch ist – und schnell auf Cosmos Spiel einsteigt. Sie wird zur Supergeheimagentin. Doch er fühlt sich konkurrenziert. Aber auch das lässt weder Langeweile noch Einsamkeit oder Tristesse aufkommen. Ein wunderbares Schau- und Puppenspiel und Loblied auf die Superkraft der Fantasie, die unter anderem auch ganz unsichtbare Figuren erschafft, UND Empathie. Mit dem Publikum checkt letztlich auch der „Superheld“, was seine wahren Superkräfte sind.
Übrigens: Zwei der drei Schauspieler:innen sind junge Jugendliche, 11 bzw. 14 Jahre und trotzdem schon sehr professionell. Jaša Frühwald ist im Dschungel Wien trotz seiner Jugend schon ein „alter“ Bekannter, wo er in mindestens drei Produktionen schon sein halbes Leben auf der Bühne gespielt hat – Links zu den Stückbesprechungen unten. Bisher aber eher tänzerisch in Aktion, ist dies seine bisher größte Sprechrolle. „Das war eine neue Erfahrung, aber schon viel schwieriger, so viel Text zu lernen“, gesteht er der 11-Jährige nach der Generalprobe, die Kinder I Jugend I Kultur I und mehr … besuchen durfte (weil bei der Premiere in einem anderen Theater).
„Aber als ich gefragt wurde habe ich klar ja gesagt. Die meisten Textproben waren online. Ich hab jeden Tag eine Szene gelernt, als wir dann schon so vier Szenen hatten, die wir gemeinsam proben konnten, ist es dann immer leichter geworden.“ Dennoch bevorzugt er nach wie vor Tanztheater, „das gefällt mir besser, weil ich mich da noch mehr bewegen kann.“
Wenn er sich Superkräfte wünschen könnten, „dann würde ich gern unsichtbar werden können – und fliegen würde ich auch wollen.“
Trotz doch schon vieler Theater-Erfahrungen, „soll es eher ein Hobby bleiben. Ich mag es sehr, aber nicht als Beruf.“
Anders seine Kollegin Jafait Lema. Für die 14-Jährige Wr. Neustädterin ist „Cosmo Superheld“ zwar ihre Premiere im Dschungel Wien und nach Schulaufführungen auch überhaupt in einem Sprechstück auf einer Theaterbühne, „aber seit der Volksschulzeit tanze ich und möchte, wenn es geht, unbedingt auf die Bühne.“ Sie besucht den Polyästhetik-Zweig Im BORG (BundesOberstufenRealGymnasium) Ternitz mit Theater, Tanz, Musik und Malerei. „Meine Rolle als Agentin fand ich beim ersten Lesen schon so cool. Der viele Text war am Anfang schon eine Herausforderung, aber es hat dann immer mehr Spaß gemacht.“
Herausfordernd war für die studierte Musical-Darstellerin Veronika Rivó vor allem das Spiel mit der Puppe Xaver. Da kniet sie hinter dem Rollstuhl, spricht und bewegt von dort mit ihrer Hand den Kopf des alten Mannes, während sie bei der anderen Puppe neben dem Krankenbett stehend, die vollführten Bewegungen des Kopfes auch sehen kann. „Aber es war einmal was anderes und voll cool.“
Die Puppen hat Soffi Povo gebaut. Die ausgebildete Schauspielerin – zuletzt im Theater der Jugend in „Der Glöckner von Notre Dame“ sowie „Krieg der Welten“, hat Puppenbau erlernt. „Ich wollte was Selbstständiges machen, wo ich von niemandem anderen abhängig bin und ein zweites Standbein neben Schauspiel haben“, nennt sie den Beweggrund für ihre neue, zweite Leidenschaft, die sie im Wiener Schubert Theater auch schon ausleben durfte. Hier war’s „im ersten Moment schon seltsam, dass die Puppen, die ich gebaut habe, wer anderer spielt. Beim Bau hat die für dich ja auch schon eine Stimme und die ist dann auf der Bühne doch anders als du sie im Kopf gehabt hast. Aber dann fand ich’s schön.“
Regisseur Richard Schmetterer ergänzt: „Das ist vielleicht vergleichbar mit dem Schreiben von Stücken und deren Figuren, da hast du ja auch schon Stimme oder Art des Sprechens im Kopf und auf der Bühne kann das dann ganz anders sein.“
Jaša Frühwald in Söhne – Besprechung im KiKu
Jaša Frühwald in „Nachts“ – Besprechung im KiKu
Jaša Frühwald in Baja Buf – Besprechung im KiKu
Stückbesprechung damals noch im Kinder-KURIER
Theater foXXfire!
Schauspiel; ab 8 Jahren; 1 ¼ Stunden
Autorin: Alexandra Ava Koch
Regie: Richard Schmetterer
Schauspieler:innen: Jafait Lema, Jaša Frühwald, Veronika Rivó
Puppenbau: Soffi Povo
Ausstattung: Caroline Wiltschek
Bühnenbau: Hannes Röbisch
Musik: Oliver Timpe & Markus Jakisić
Dramaturgie: Sandra Feiertag
Bis 20. Februar 2022 und
29. April bis 3. Mai 2022
Dschungel Wien: 1070, MuseumsQuartier
Telefon: 01 522 07 20-20
dschungelwienm-> Cosmo Superheld
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