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Szene aus "Hier leigt der Hund begraben" mit Simon Löcker und Florian Sohn
Szene aus "Hier leigt der Hund begraben" mit Simon Löcker und Florian Sohn
31.05.2023

Haben oder Sein – das ist hier die Frage

In „Hier liegt der Hund begraben“/ „Tu leży pies pogrzebany“ streiten zwei Männer um einen Garten – und Lebensphilosophien.

Ein stilisierter Garten aus vier Streifen Rasenteppich im Quadrat mit sozusagen einem eckigen „Loch“ Erde in der Mitte. An einer der hinteren Ecken ein kleines Bäumchen das aus Kisten wächst. Zwei Schauspieler und eine dichte, knappe Stunde Skurrilität, Spiel- und Wortwitz beim Culturel Clash zweier Lebensphilosophien. Mein’s oder nicht mein’s – das ist hier die Frage in „Hier liegt der Hund begraben“/ „Tu leży pies pogrzebany“.

Die Story

Aber kurz mal der Plot des Stückes – ausgedacht und geschrieben von Magdalena Marszałkowska (ins Deutsche übersetzt von der Dolmetscherin und Schauspielerin Liliana Niesielska): Ein auf den – nicht nur – ersten Eindruck Obdachloser (in der deutschen Version – dazu später weiter unten: Florian Sohn) kommt, teils turnend herein, lässt sich auf dem Grundstück nieder. Da tanzt ein im schlecht sitzenden Anzug auf Businessman tuender Simon Löcker herbei und will Ersteren vertreiben. Denn, so behauptet er felsenfest überzeugt, das Grundstück sei seines.

Der Kontrahent macht sich zunächst einmal eher lustig über die Attitüden des „Besitzers“, der Streit schaukelt sich auf. Vor allem, als der „Obdachlose“ dem anderen eröffnet, er hätte den Garten gekauft – von dessen Ehefrau. Irgendwo aus einer seiner Taschen kramt er auch eine (Supermarkt-)Rechnung heraus, den Kaufvertrag, den der nun (Vor-)Besitzer zerfetzt. „War nur eine Kopie!“

Besitzen oder leben

Soweit die Grundgeschichte, in deren Verlauf sich herausstellt, der bis dahin und noch immer vermeintliche Besitzer lebt gerade in Scheidung, sein Unternehmen geht den Bach runter und wenn er jetzt noch den Garten verlöre, dann wäre er bei seinem Vater als der völlige Versager unten durch. Ihm geht es mehr um den Besitz, den Status, wie er gegenüber anderen dasteht. Der andere, der nunmehrige Besitzer – auch wenn er auf Kleinst-Raten den Kaufpreis bis ins nächste Jahrhundert zitzerlweise abzahlt – richtet sich eher gemütlich ein, scheint einfach leben zu wollen. Wenngleich er in der Achterbahn der Kommunikation der beiden – von feindselig über neutral bis annähernd und wieder zurück – gesteht, ähnliche Tiefpunkte schon hinter sich zu haben.

Mit viel szenischem und so manchem Wortwitz spielen die beiden in der Regie von Florian Thiel sozusagen zwischen Haben und Sein.

Mehrmals Deutsch, eine Aufführung auf Polnisch

Und das Ganze gibt es auch – in der jetzigen Spielserie im Theater Spielraum in der Wiener Kaiserstraße (Details siehe Info-Box) nur ein einziges Mal in der polnischen Originalsprache, in der Regie der Autorin selbst. „Das ist aber dann ein ganz anders Stück, auch wenn es derselbe Text ist“, verrät sie Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… „Die beiden Typen sind einfach ganz anders vom Leben gezeichnet, auch viel älter.“

Wie kam’s zu dem Stück, dessen Titel ein Sprichwort ist, das im Stück vorgeblich für den (Vor-)Besitzer echt ist, weshalb er den Garten so unbedingt (wieder) haben will. Das wollte der Reporter von der Autorin wissen. „Vor ein paar Jahren hab ich aus Polen die Anfrage von zwei Schauspielern bekommen, ob ich ein Stück für sie schreiben möchte. Es sollte um Obdachlosigkeit gehen und die andere Information war, der eine ist 1,68 und der andere 2,05 klein und groß. Dann hab ich überlegt, mit Klischees gespielt, und es sollte ein Gegensatzpaar sein… ja und so kam’s zu diesem Text.“

Szene aus
Szene aus „Hier leigt der Hund begraben“ mit Simon Löcker und Florian Sohn, fotografiert vor de Vorstellung, rechts im Bild die Autorin Magdalena Marszałkowska

Entstehungsgeschichte mit Umwegen

Allerdings hat sie von den beiden danach nie wieder etwas gehört, sich irgendwann am Strand von Sansibar (Insel, die zu Tansania, Ostafrika gehört), wie sie weiter erzählt, gedacht, „aber irgendwie muss es raus, die beiden Figuren sind so etwas wie meine Söhne geworden, die nun endlich geboren werden müssen“. Und so suchte sie – noch im Urlaub via Social Media nach möglichen in Wien lebenden, polnisch sprechenden Schauspielern, stieß auf den den Kabarettisten Adam Turczyński und fand in ihrem Ehemann, Marcin Marszałkowski, den „Businessman“.

Im Jahr vor Corona (2019) wurde die polnische Version erfolgreich im Theater Spielraum mehrmals vollbesucht aufgeführt, dann suchte Magdalena Marszałkowska obwohl sie perfekt Deutsch spricht, eine professionelle Übersetzerin und fand eine kongeniale, denn Liliana Niesielska ist nicht nur Dolmetscherin, sondern auch jahrzehntelange Theater- und Film- bzw. Fernseh- Schauspielerin (Max-Reinhardt-Seminar-Absolventin, u.a. Die Klavierspielerin, einige Tatorts und die Schwiegertochter von Mundl). Der Wiener Kaiserverlag veröffentlichte den Stücktext.

Und nun feiert(e) die deutschprachige Version vielumjubelte Premiere im Theater Spielraum – noch bis 3. Juni 2023 zu erleben -, nachdem eine szenische Lesung schon im Vorjahr beim Theaterfestival Hin & Weg in Litschau großen Anklang gefunden hatte.

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INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Hier liegt der Hund begraben/Tu leży pies pogrzebany

Ein Stück in zwei Sprachen – in jeweils zwei verschiedenen Vorstellungen
1 Stunde

Text: Magdalena Marszałkowska
Übersetzung ins Deutsche: Liliana Niesielska

Deutschsprachige Version
Regie: Florian Thiel
Es spielen:
Obdachloser: Florian Sohn
Vermeintlicher Gartenbesitzer: Simon Löcker
Musik: Oscar Böhm

Polnische Version: Tu leży pies pogrzebany
Regie: : Magdalena Marszałkowska
Obdachloser: Adam Turczyński
Vermeintlicher Gartenbesitzer: Marcin Marszałkowski
Musik: Maciej Heller

Rechte: Österreichischer Bühnenverlag Kaiser & Co

Wann & wo?

Deutsche Fassung
1.bis 3. Juni 2023
Jeweils 19.30 Uhr

Theater Spielraum: 1070, Kaiserstraße 47
Telefon: 01 713 04 60

Polnische Version
31. Mai 2023
Selbe Uhrzeit, selber Spielort (s.o.)

Für Reservierungen: xyz.verein@gmail.com

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