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Szenenfoto aus "Erdmännchen" von Theater Foxxfire! im Dschungel Wien
Szenenfoto aus "Erdmännchen" von Theater Foxxfire! im Dschungel Wien
30.09.2024

Immer wieder grüßen die Erdmännchen…

Vom Zwang zur Uniförmigkeit und Wiederholung sowie dem Gruppendruck – einstündige rhythmische Performance „Erdmännchen“ von Theater Foxxfire! im Dschungel Wien.

„Erdmännchen?“, „Erdmännchen!“ – fragend, bestimmt und in so manch anderen Tonarten kommt dieses Wort im gleichnamigen Stück von Theater Foxxfire! derzeit im Dschungel Wien gefühlt Hunderte Male in der einen Stunde vor. Erdmännchen gibt es in der Natur wirklich, es handelt sich um Klein-Raubtiere im Süden Afrikas ( ¼ Meter, ¾ Kilo), die in Gruppen, angeführt von einem Weibchen, leben. Weil sie sich oft auf ihre Hinterbeine stellen, um so besser die Umgebung auf Nahrung und/ oder Fressfeinde absuchen zu können, wirken sie oft sehr niedlich.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Erdmännchen“ von Theater Foxxfire! im Dschungel Wien

Uniförmigkeit

Das Stück von „Erdmännchen“ (Text: Max Smirzitz; Regie, Textbearbeitung: Alexandra Koch) ist alles andere als eine Biologie-Stunde mit theatralen Mitteln. Die rhythmische, tänzerische Performance (Choreografie: Anna Winter) nimmt „nur“ Anleihe bei der großen Gruppen-Zusammengehörigkeit dieser Tiere. Und ihrer großen Lust, zu graben. Oft in ziemlichem Dunklen spielen die sieben Darsteller:innen – Profis und Laien spielen die sieben „Erdmännchen“, die Jüngste ist zehn Jahre, die älteste 70 – und das macht keinen Unterschied. Meist machen alle das Gleiche, laufen im Rudel hintereinander her, versuchen ja nichts von den anderen Abweichendes zu tun.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Erdmännchen“ von Theater Foxxfire! im Dschungel Wien

Fließband

Außer graben geben die menschlichen Erdmännchen sich noch die Aufgabe zu forschen. Beiden tun sie nicht zuletzt mit und in ihren luftigen quaderförmigen Kästen („Little Boxes“ – auch samt dem Song der Liedermacherin und Politaktivistin Malvina Reynolds, vor allem durch die Interpretation von Pete Seeger bekannt geworden), die bei der Premiere am Vorabend der aktuellen Nationalratswahl fast an Wahlkabinen erinnern. Als dritten möglichen Job werken sie im „Büro“ – hier ein wenig arbeitsteiliger im Fließbandarbeits-Stil.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Erdmännchen“ von Theater Foxxfire! im Dschungel Wien

Eine bricht aus

Alle in ihren Bewegungen, ihren Haltungen, ihren Gedanken, in ihren „Boxes“ uniformiert / einförmig. Bis eine – Iris Schmid – ausschert. Während alle anderen „Erde“ als ihr allumfassendes Element sehen und erleben, sagt sie „Wasser“. „Was????“ – die Ordnung der „Erdmännchen“ gerät ins Wanken. „Problem!“ ist die Reaktion. Von Erstaunen bis zu aggressivem Brüllen reicht das, womit „Wasser“-Weibchen konfrontiert ist. Aber schon bei zuvor ganz anders festgestellten „Problemen“ heißt es immer wieder, es muss eine Lösung gesucht und gefunden werden. „ich nicht!“ – keine der sieben will sich daran beteiligen.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Erdmännchen“ von Theater Foxxfire! im Dschungel Wien

„Kreis“lauf

Das Problem müsse gelöst werden, heißt es. Und wie? Weitergraben – da macht auch die Außenseiterin frisch wieder mit. Die Sache dreht sich im Kreis, wiederholt sich. In drei Kreisen, die sich im Bühnenbild (Bühne, Ausstattung: Karoline Hogl, Sophie Eidenberger) widerspiegeln, spulen die „Erdmännchen“ – mit geringen Variationen – Text und (Bewegungs-)Spiel ab.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Erdmännchen“ von Theater Foxxfire! im Dschungel Wien

Kurzfristige Individualität

Nur in einer Szene gegen Ende – da beweisen alle sieben in ihren „Little Boxes“ Individualität – vom Stricken übers Kochen bis zum Tauchen in der Dusche oder Klimmzügen und Boxen blitzen Individualität auf. Doch schon kurz danach „grüßt“ sozusagen „täglich das Murmeltier“ – an diesen bekannten US-amerikanischen Kinofilm (1993; Regie: Harold Ramis) erinnert der Zwang zur Wiederholung. Oder an politische Vorgänge, wo aus der Geschichte wenig bis nichts gelernt wird. Hamsterrad-mäßige Wiederholungen was als Problem benannt wird und wofür es heißt „es müsse dafür eine Lösung gefunden werden“ – für die niemand Verantwortung übernehmen will.

Gefühlt Hunderte Male wird im Stück „Erdmännchen“ gesagt – am Abend nach der Premiere wurde über die Idee eines Gewinnspiels diskutiert: Wie oft kommt das Wort im Stück vor? Ob was daraus wird – vielleicht muss da noch danach gegraben werden 😉

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INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Erdmännchen

Theater Foxxfire!
Ab 12 Jahren; eine Stunde
Hinweis: Es kommt Stroboskoplicht zum Einsatz

Text: Max Smirzitz
Regie, Textbearbeitung: Alexandra Koch
Darsteller:innen: Nora Gall, Maria Reichmann, Johannes Polt, Veronika Rivo, Iris Schmid, Sophie Szklenar, Maya Villarreal-Danziger
Choreografie: Anna Winter
Bühne, Ausstattung: Karoline Hogl, Sophie Eidenberger
Regie-Assistenz: Barbara Zenker

Wann & wo?

Bis 2. Oktober 2024
15. – 18. Jänner 2025
Dschungel Wien: 1070, MuseumsQuartier
Telefon: 01 522 07 20-20
dschungelwien ->erdmaennchen

Zu pädagogischem Begleitmaterial zum Stück geht es hier

In diesem Begleitmaterial gibt es auch einen Link zu einer nicht ganz ½-stündigen ARD-Folge aus „Paula und die wilden Tiere“ über Erdmännchen – mit viel Wissenswertem und spannendem Bewegtbildmaterial über diese kleinen Raubtiere im Süden Afrikas: hier

Und zu einer spannenden ORF-Doku über ein Demokratie-Experiment geht es hier