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Szenenfoto aus „R.U.R. Rossums Universal Robots“
Szenenfoto aus „R.U.R. Rossums Universal Robots“
25.02.2025

Intelligente Maschinen proben den Aufstand – der Klassiker, jung gespielt

Karel Čapeks „R.U.R. Rossums Universal Robots“ in einer spannenden, kompakten, vielseitigen Inszenierung einer Schulklasse gemeinsam mit einem professionellen Theater.

Mehrere der Schauspielerinnen in rosa Tütü näheren sich Zuschauer:innen in der Warteschlange, die ins Theater Arche wollen. Ihre Bewegungen wirken, obwohl nicht maschinell, wie nicht ganz von dieser Welt. Ähnliches gilt für ihre Sprache. Egal ob auf Englisch oder auf Deutsch stellen sie Fragen auf die sie – das strahlen sie aus – keine Antwort erwarten. Ob du meinst schlau zu sein? Setzen sie damit fort, dass KI (Künstliche Intelligenz) viel mehr wisse. Und ähnliches.

Szenenfoto aus „R.U.R. Rossums Universal Robots“
Szenenfoto aus „R.U.R. Rossums Universal Robots“

„Roboter“

Der performative Prolog leitet die rund einstündige dichte, abwechslungsreiche, leicht adaptierte und modernisierte Version von Karel Čapeks „R.U.R. Rossums Universal Robots“ ein. Das Drama – 1920 erstmals veröffentlicht – ist jenseits seines Inhalts nicht zuletzt deshalb berühmt geworden, weil es zum ersten Mal den Begriff „Roboter“ für Maschinen, die Arbeite verrichten, verwendet. Wobei sich der Autor dies von seinem Bruder Josef – Schriftsteller, Maler, Fotograf und vieles mehr – ausborgte, der übrigens auch als Urheber der Bedeutung von Automat gilt; das heißt, die Wörter gab es ohnehin, in einigen slawischen Sprachen steht eine Version von „roboti“ für arbeiten.

Szenenfoto aus „R.U.R. Rossums Universal Robots“
Szenenfoto aus „R.U.R. Rossums Universal Robots“

Die Grundstory

Vielleicht knapp die Grundstory von Čapeks rund 70-seitigem Stücktext: Auf einer abgelegenen Insel werden diese menschenähnlichen intelligenten Maschinen (das Tschechische Rozum heißt übersetzt Verstand / Vernunft) zu Zehntausenden hergestellt – als billige Arbeitskräfte, nachdem die Experimente des Gründers, einen künstlichen Menschen zu erschaffen, nicht so wirklich geklappt haben.

Irgendwann beginnen sich diese Roboter zu organisieren, den Aufstand gegen die sie beherrschenden Menschen zu planen. Und was machen die Menschen? Sie setzen auf Nationalismus. Statt weiterhin Universalroboter herzustellen, soll jedes Land seine eigene Fabrik bekommen, die Produkte sollen sich optisch und durch ihre Sprache unterscheiden und so Zwietracht und Hass unter den Maschinen-Menschen gesät werden.

Das „gute“ alte römische Imperial-Motto: divide et impera – teile und herrsche! Ach, das ist gar nicht so alt, kommt ziemlich aktuell bekannt vor? Nun, Karel Čapek hat dies vor knapp mehr als 100 Jahren geschrieben; übrigens verwenden die Chefitäten seines Stücks bereits tragbare Telefone.

Szenenfoto aus „R.U.R. Rossums Universal Robots“
Szenenfoto aus „R.U.R. Rossums Universal Robots“

Adaptierungen

Wie in der Version von Shakespeares „Sommernachtstraum“ – ebenfalls einer Kooperation von Theater Arche mit dem Polyästhetik-Zweig des innerstädtischen Gymnasiums in der Hegelgasse 12 – wurden einige Rollen vervielfacht, und in diesem Fall auch die Geschlechterrollen ausgetauscht. Aus dem Fabriksdirektor werden hier drei Chefinnen über die Produktion der Roboter: Ada Unterberger (Margarethe Plass-Willensdorfer), Sofia Bürkli (Floria Gehringer) und Marie Weinberger (Lena Hitl). Die mit dem Schiff anreisende Delegierte der Humanitären Liga, Helena Ruhm, verwandelt sich in drei UN-Delegierte aber ebenfalls dieser Liga, die sich um die Lebensbedingungen der Roboter kümmern wollen: John Smith (Valentin Szep), Fabricio Caprioli (Ludwig Psenner) und Jan Siegemann (Ferdinand List).

Szenenfoto aus „R.U.R. Rossums Universal Robots“
Szenenfoto aus „R.U.R. Rossums Universal Robots“

Pink

Wie schon eingangs angedeutet – die Roboter:innen stecken in Barbie-Rosa-Kostümen. „Ich wollte die Roboter:innen lieblich machen. Von Menschen hergestellt, die sich selber eine heile Welt vorgaukeln … deshalb sind die Roboter so programmiert, dass sie immer singend sprechen und außerdem schauen sie eben lieb aus“, verrät Regisseur Jakub Kavin, Co-Leiter des Theaters Arche, den Hintergedanken auf die Frage von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr und setzt gleich noch dazu: „Die Umsetzung der Grundidee haben dann die Schüler:innen gemacht.“ Beim Publikumsgespräch verrät Co-Dramaturgin Ute Bauer (Lehrerin der Schule und federführend am jährlichen Theaterprojekt engagiert): „Wir haben die Kostüme bestellt, sie sind knapp vor den Bühnenproben noch immer nicht eingetroffen und so haben Schüler:innen sie selber genäht – mit Ausnahme des rosa Anzugs für den männlichen Roboter.“

Szenenfoto aus „R.U.R. Rossums Universal Robots“
Szenenfoto aus „R.U.R. Rossums Universal Robots“

Eigener Song

Anelie Papst, Ronja Gorkiewicz, Olivia Hassa und Terézia Lovásová (wenn nicht verhindert auch Vanessa Fülöp) lernt das Publikum ja schon wie eingangs erwähnt beim Warten auf den Einlass in den Theatersaal kennen. In ähnlicher Art, aber eben singend und tanzend, agieren sie auf der Bühne sowie im Mittelgang zwischen den Publikumsreihen, wenn sie beginnen, sich für ihre Befreiung einzusetzen. Zu ihnen gesellt sich noch in pinkem Anzug Marko Dimitrijević als Radius. Er, der schon in anderen nicht schulischen Theaterproduktionen in Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… vorgekommen ist, hat für diese Version von Čapeks Mensch-Maschinen-Story einen eigenen Song komponiert und getextet: „Ihr müsst jetzt für uns bauen“, außerdem spielt er auch noch abwechselnd mit Valentin Szep und – so sie nicht verhindert ist Lorena Schranz – Klavier.

Szenenfoto aus „R.U.R. Rossums Universal Robots“
Szenenfoto aus „R.U.R. Rossums Universal Robots“

Seiner Zeit voraus

Die Genannten sind aber bei Weitem noch nicht das gesamte Personal des Stücks – in der Info-Box ist eine vollständige Liste. Jedenfalls ist auch diese Roboter-Story wieder als fast Ganz-Jahresprojekt mehr als übliche Schulaufführungen, eine professionell geworden Bühnen-Performance mit vielen wechselnden Szenen, Abwechslung in der Form – von Gesprochenem, Getanztem, Realitätsnahmen und dann wieder weit Entrücktem. Und lässt spüren, wieweit der Autor auch seiner Zeit voraus war – was auch für andere seiner Stücke gilt, so spielt etwa das Wiener Theater Spielraum im Oktober 2020 „Die weiße Krankheit“ und wer nicht wusste, dass Karel Čapek dies 1937 geschrieben hat, hätte – über weite Strecken – meinen können, es wäre für die Zeit der Pandemie verfasst worden (Stückbesprechung unten verlinkt.

Szenenfoto aus „R.U.R. Rossums Universal Robots“
Szenenfoto aus „R.U.R. Rossums Universal Robots“

KI-Texte eingebaut

Gelungen ist in der Kooperation von Theater Arche und der Schule Hegelgasse 12 in „R.U.R. Rossums Universal Robots“ übrigens auch der Einbau von Texten, die mit Hilfe von Chat GPT geschrieben worden sind. Was nicht auffallen würde, wenn es nicht preisgegeben worden wäre. Der Regisseur erzählte bei einem Publikumsgespräch nach einer Vorstellung, die vor allem von Schüler:innen besucht wurde: Für die Roboter:innen habe er der KI eingegeben: Entwirf eine Szene für fünf Roboter:innen, die beschließen sich gegen die Herrschaft der Menschen über sie aufzulehnen. Er habe dann im vierten oder fünften Anlauf mit der zusätzlichen Eingabe „im Stile von Elfriede Jelinek“ jenen Text bekommen, der nun von den Schauspieler:innen zum Leben erweckt wird.
kijuku_heinz

Interviews mit jungen Darsteller:innen

Stückberspechung „Die weiße Krankheit“ <- noch im Kinder-KURIER

INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

R.U.R. Rossums Universal Robots

Von Karel Čapek mit Adaptierungen
Polyästhetikzweig des Gymnasiums Hegelgasse 12, 7 D in Kooperation mit Theater Arche

Figuren & Darsteller:innen
Ada Unterberger: Margarethe Plass-Willensdorfer
Sofia Bürkli: Floria Gehringer
Marie Weinberger: Lena Hitl

John Smith, UN-Vertreter: Valentin Szep
Fabricio Caprioli, UN-Vertreter: Ludwig Psenner
Jan Siegemann, UN-Vertreter: Ferdinand List

Sullas: Anelie Papst, Ronja Gorkiewicz, (Vanessa Fülöp), Olivia Hassa, Terézia Lovásová

Dr. Domin: Öyküler Beceren
Dr. Gall: Lora Geyer
Dr. Walker: Alma Moschen
Dr. Fabry: Franziska Laggner
Dr. Rainer: Mia Suchomel
Dr. Halle: Johanna Enzenberger
Dr. Meier: Lena Goldammer

Ing. Ruhm: Mina Hahnke-Adolf
Ing. Alquist: Amelie Guzmán Sandoval
Konsulin Busman: Annika Rainer
Konsulin Primus: (Lorena Schranz – bei jener Vorstellung, die KiJuKU besuchte, verhindert; ihr Text wurde von der Regie-Assistentin eingelesen)

Nana: Ludwig Härtel
Radius: Marko Dimitrijević

Klavier: Marko Dimitrijević, Valentin Szep, (Lorena Schranz)
Song „Ihr werdet für uns bauen“: Musik und Text: Marko Dimitrijević
Applaus-Lied: Musik: Franz Oberthaler, Text: Johanna Enzenberger, Amelie Guzmán Sandoval, Floria Gehringer, Ferdinand List, Ludwig Psenner

Regie: Jakub Kavin
Dramaturgie: Jakub Kavin / Ute Bauer
Musik: Franz Oberthaler/ Florian Ehrlinger- Betreuung der Endproben
Choreografie: Manuela Bayer
Bühne u. Kostüm: Maria Weber-Eggler + Schüler:innen
Regie-Assistenz: Miriam Kufleitner
Dramaturgieassistenz: Öyküler Beceren, Johanna Enzenberger, Olivia Hassa
Produktionsleitung: Ute Bauer
Kreativteam: Öyküler Beceren, Marko Dimetrijević, Johanna Enzenberger, Floria Gehringer, Lora Geyer, Amelie Guzmán Sandoval, Mina Hahnke-Adolf, Olivia Hassa, Ludwig Härtl, Ferdinand List, Ludwig Psenner

Wann & wo?

Bis 26. Februar 2025
Theater Arche: 1060, Münzwardeingasse 2A
Telefon: 0650 620 4554
theaterarche -> rur
h12 -> r-u-r-rossums-universal-robots