„Homo Perfectus“ von Kompanie Freispiel jetzt im Dschungel Wien, Anfang Dezember in Niederösterreich beim Festival „Andere Welten“.
Zu Beginn ein Video. Ein schickes Auto fährt vor, Tür öffnet sich, schwarzer Business-Schuh – mit Fuß dran tritt ins Bild. Steht da – mit seinem zweiten Bein und dem ganzen Mann im Business-Anzug dran. Nicht einer, nicht zwei, nein drei Männer – und einem Chauffeur in Security-Pose. Die Szene spielt in einem ansonsten fast menschenleeren neuen Stadtviertel.
Noch im Video und schon auf der Bühne. Die drei Männer betreten, nein stürmen gleichsam – zunächst einzeln nun live den Messestand wie das Bühnenbild ausschaut. Jeder auf seine Art und dennoch eint das Trio: „Wir sind die Macher. Wir bestimmen wo’s lang geht – oder wollen das zumindest tun. Siruan Darbandi, Simon Schober und Kajetan Uranitsch, der Kern der Kompanie Freispiel, nimmt das aufs Korn was weit verbreitet als (männliches) Erfolgsmodell verkauft wird.
Apropos Verkauf: Für dieses Stück namens „Homo Perfectus“ hat sich die wahrhafte Erfolgsgruppe – umjubelte und preisgekrönte Stücke – ein eigenes Logo schaffen (Video und Grafik: Sara Schober), Roll-Ups produzieren lassen sowie einen rollbaren Shop zusammengestellt – von der Getränkedose über Kugelschreiber, Rucksack bis zu riesigen Behältern für Protein„bomben“. „Kommen Sie, kommen Sie, kaufen Sie, kaufen Sie“ – und vor allem „Buchen Sie, buchen Sie!“, schreit es förmlich – ungesagt aber lautstark den Besucher:innen entgegen. Immerhin agiert das Trio auf, vor und rund um einen „Messestand“ wie schon oben erwähnt.
Alle die Merchs sind aber nur „Nebenprodukte“. Hauptsache ist „Die Methode“: Vom Zniachtl zum Slim-Fit-Top-Manager, vom Schulversager zum Boss. Und das in nur wenigen Schritten, bzw. auf der Bühne in vielen, nicht selten auch tänzerischen, aber nur wenigen Etappen – samt Bashing sogenannter Loser.
Der Weg zum Erfolg im Business scheint offenbar ein reines Männerding zu sein. Schön, wenn drei Männer weit propagierten Herren-Mythos durch den Kakao ziehen. Wobei sie beim Ironisieren, bei der Satire, vielfach gar nicht so stark draufdrücken – aber genug Raum für Lacher lassen. So manche der Szenen (Choreografie: Desi Bonato; Assistenz: Elli Deutsch; Regie-Assistenz: Anna Schmid) sind nur um Nuancen überdreht gegenüber tatsächlich off- und online angebotenen Erfolgs-Coachings. Am stärksten parodistisch wirkt dabei noch die eingestellte (weibliche) abgehackte Computerstimme.
Aufstieg und Fall kann mitunter ganz schnell – und überraschend – gehen, wie derzeit das Beispiel eines relativ jungen österreichischen realen Schulabbrechers und Parade-Unternehmers zeigt, das aktuell durch alle Medien geht (René Benko).
In etwa das letzte Fünftel des einstündigen Stücks ist dem Scheitern des zuvor aufgebauten angepriesenen Erfolgsmodells gewidmet. Wie die Geschichte kunstvoll zwischen humorvoll und tragisch aus dem Ruder läuft, im Chaos endet ist ein Feuerwerk an rasanten Bewegungen mit Slapstick-Elementen.
Zu erwähnen wäre noch: Das Publikum kann bei einem Pseudo-Gewinnspiel mitmachen und sich überlegen und ausfüllen, welche der fast ein Dutzend in einem Abschnitt wortlos gespielten Szenen Erfolg oder das Gegenteil sind.
Und in einer Szenen springt das Trio in die Rollen einer Band: Am Schlagzeug Siruan Darbandi, an der Stromgitarre Kajetan Uranitsch und als fast auszuckender Sänger Simon Schober.
Performance mit interaktiven Elementen
Kompanie Freispiel
Ab 11 Jahren; eine Stunde
Konzept und Performance: Siruan Darbandi, Simon Schober, Kajetan Uranitsch
Choreografie: Desi Bonato
Assistenz: Elli Deutsch
Video und Grafik: Sara Schober
Regie-Assistenz: Anna Schmid
Coach: Rudi Hebinger
Chauffeur und Butler im Video: Tom Pöcksteiner
Bis 12. November 2023
Dschungel Wien: 1070, MuseumsQuartier
Telefon: 01 522 07 20-20
dschungelwien -> homo-perfectus
„Andere Welten“/Niederösterreich
1. und 4. Dezember 2023; jeweils 10 Uhr
3830 Waidhofen an der Thaya
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