„Wirrum Warrum Wunderglocke“, recht frei nach einem Adventkalender-Bilderbuch, tourt mit Junge Theater durch Wiener Bezirke.
Ein alter, geöffneter, Koffer, aber so hingelegt, dass das Publikum nicht reinschauen kann. Nur, wer ein bisschen seitlich sitzt, sieht, dass es da aus dem Koffer leuchtet. Ein zweiter, offenbar ebenso alter Koffer, der aber lange zu bleibt und aufgestellt bei einer elektronischen Musikanlage steht. Und dann steht da auf der Bühne, vor der viele Kinder auf Matten Platz nehmen, eine uralte Stehlampe, an deren Stange zwei Regenschirm hängen, einer mit Rüschen-Rand. Ach ja, „da ist eine Schatztruhe“, entdecken noch Kinder, die beim Warten genau schauen.
Bevor das Schauspiel „Wirrum Warrum Wunderglocke“ aber anfängt, mischt sich die Regisseurin Nico Wind unters Publikum, stellt sich vor und lädt alle ein, sich an einem Wünsche-Ritual zu beteiligen: Hände reiben, öffnen, Wunsch reinsagen und ihn in die Lüfte blasen. Jetzt einmal wünschen sich – mit ihr – alle, dass das Theaterstück (endlich) losgeht.
Veronika Vitovec und Theresa Seits betreten in bunten Latzhosen und farbenfrohen Socken und Schuhen die Bühne, erstere legt sich in den geöffneten Koffer, Zweitere versteckt sich hinter dem Turm mit Musikgeräten. Sie wird immer wieder auch live Töne und Klänge in die Szenerie schicken. Aber sich auch – wie die Erstgenannte, die zuerst eine Hand, dann einen Fuß und schließlich ihr Gesicht aus dem Koffer schauen lässt – in eine Fee verwandeln.
Plötzlich rollt ein kugelrunder Wollknäuel zur nun aus dem Koffer gestiegenen Veronika Vitovec. „Was hast du da?“, fragt Kollegin Theresa Seits. „Eine Wunderglocke, die kann Wünsche erfüllen!“ Die eine wünscht sich die andere her und die eine gemeinsame abenteuerliche Reise.
Auf eine solche nehmen die beiden sich und das Publikum rund eine Stunde lang mit. Dabei „verzaubern“ sie einen weiteren Regenschirm in eine Maus namens Warrum, aus dem ersten und später aus dem zweiten Koffer Stoffbahnen (Ausstattung: Myriel Meißner), die fast nie zu enden scheinen und diese in schlangenlinienförmige Wege und so manche Tiere, zum Beispiel einen Igel. Die Musikerin selbst wird zum Maulwurf, der sich als Rapper versucht.
Und rund um diese beiden Tiere, vor allem aber den Igel, ein flauschig-weiches Stoffbündel, das sich von Kindern streicheln lässt, erzählen die beiden, dass die Menschen ihm und seinesgleichen kaum Laub liegen lassen, das sie aber brauchen für ihren Bau. Eigentlich würden sie ja Winterschlaf halten, aber sie finden dafür häufig nicht genug Nahrung, um sich darauf vorzubereiten.
Dies geht, wie die ganze Geschichte des Theaterstücks, aus von dem Buch „Die magische Weihnachtsglocke“ von Brit Blumilon. In 24 Kapiteln – wie so manch andere „Adventkalender“ in Buchform – erlebt Elfe, die im Buch Lisabella heißt, mit tierischen Freundinnen und Freunden Abenteuer. Die Regisseurin hat gemeinsam mit den beiden Schauspielerinnen, ausgehend von diesem Buch das Stück recht frei entwickelt. Unter anderem trifft sie auf Igelin Ida, die ihre Familie verloren hat. (Buchbesprechung folgt in ein paar Tagen).
Das Igel-Kapitel hat das Theaterteam stark berührt, weshalb sie dieser Geschichte auch viel Zeit einräumten, im Foyer liegen auch Materialien einer Igel-Initiative auf. „Vielleicht auch, weil ich selber in meinem Garten, den ich jetzt so richtig verwildern lasse, eine Igel-Rettungsstation habe“, ergänzt die Regisseurin. Igel fressen vor allem Käfer und die finden sie oft in Totholz. Bei Schnecken und Würmern können sie sogar so krank werden, dass sie ihre Stacheln verlieren…“, sprudelt Nico Wind begeistert im Gespräch mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… nach der Vorstellung drauf los.
Nun, die beiden Schauspielerinnen wollen die Wunderglocke ins Elfendorf zurückbringen und kommen dabei auch zwischen den auf den Matten sitzenden Kindern vorbei. Hin und wieder im Laufe dieser Stunde – für die Kindergartenkinder irgendwann zwischendurch ein wenig zu lang – dürfen sie mit den Händen auf den Boden trommeln, auch sonst sind sie – oder einig von ihnen – manchmal gefragt. Was schwierig ist, wieder einzufangen.
„Töchter der Kunst“, so die Theatergruppe, tourt nach Donaustadt, Floridsdorf, Simmering (Bears in the Park, in der Nähe der Gasometer), mit und für Junge Theater Wien noch Favoriten und Liesing – Termine in der Info-Box am Ende.
In Simmering stand der Reporter vor der Hausnummer 12 in der Eyzinggasse ein wenig verloren, sah aber eine Kindergartengruppe den Gehsteig entlang kommen. Also Frage: Geht ihr zum Theaterstück? Ja, wir gehen auch zum Theater, der Eingang zum Veranstaltungsort „Bears in the Park“ ist um die Ecke in der Otto-Herschmanngasse.
Nach dem Stück plaudern die Vorschulkinder aus dem Kindergarten Rinnböckstraße zum einen darüber, was ihnen am besten im Stück gefallen hat. Sehr häufig nannten die jungen Theaterbesucher:innen den Igel, einer ergänzte, „weil er nicht echt war“, andere hatten auch eine Giraffe gesehen. „Alles“ meinte eines der Kinder und sofort schlossen sich andere an.
Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… wollte aber, nachdem es ja viel ums Wünschen gegangen war, wissen, was sich die Kinder wünschen. Da reichte die Palette von „eine Uhr, aber eine richtige“ über einen Roller, einen Hund, ein Auto, eine Krone bis zu einem Fahrrad. Als schon fast alle Kinder abgerauscht waren, um Schuhe und Jacken anzuziehen, meinte ein Mädchen noch schüchtern: „Ich wünsche mir Malen“, auf Nachfrage, „ja selber malen will ich“. Vielleicht erfüllt sie ja mit gemalten Bildern den einen oder anderen der Wünsche ihrer Kindergartenkolleg:innen.
Töchter der Kunst
Musiktheater; 4 bis 10 Jahre
Frei nach dem Buch: „Die magische Weihnachtsglocke“ von Brit Blumilon, elforia Verlag
Regie: Nico Wind
Schauspiel – und Mitentwicklung des Stücks: Veronika Vitovec und Theresa Seits, die auch live Musik macht
Ausstattung: Myriel Meißner
12. Dezember 2025
Cape 10: 1100, Alfred-Adler-Straße 1/5
13. und 15. Dezember 2025
Kulturzentrum F 23: 1230, Gastgebgasse 4
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