KiJuKU-Interview mit Robert Jentys, der in „Biloxi Blues“ Eugene Morris Jerome spielt, der ein wenig das Alter Ego des Autors Neil Simon ist.
KiJuKU: Wie ist das in der Figur dessen, der zwangsweise drinnen, aber geistig draußen ist – in einer anderen, seiner Welt.
Eugene Morris Jerome, gespielt von Robin Jentys: Eine interessante Frage, ich hab mir darüber noch nicht Gedanken gemacht. Wenn man’s spielt: Man will einfach nicht dort sein. Seine Gedanken schweifen oft so ab – er flüchtet innerlich. Schreiben hat ja auch so etwas. Er schreibt ja seine Memoiren.
KiJuKU: Ist das schwieriger zu spielen als eine eindeutige Figur, weil sie in sich ja zwei gegensätzliche Haltungen hat und zum Ausdruck bringen muss?
Robin Jentys: Ja, es existiert beides, aber es ploppt mal das ein und dann wieder das andere mehr auf.
KiJuKU: Sind Sie alle von vornherein für die jeweilige Rolle besetzt worden?
Robin Jentys: Ja genau, ich hab das Textbuch bekommen und wusste schon, wen ich spielen werde. Und der Jerome Morris Eugene ist ja zu einem gewissen Grad auch Neil Simon, das ist ja auch irgendwie autobiographisch.
KiJuKU: Das ist ja auch ganz witzig, auf der englischen Wikipedia-Site steht gleich eingangs, dass Biloxi Blues ein semi-autobiographisches Stück von Neil Simon ist, auf der deutschsprachigen Seite steht das übrigens nicht.
Robin Jentys: Ich finde ja generell, etwas Historisches zu spielen, immer spannend und beschäftige mich dann mit der jeweiligen Zeit. Ich hatte mal eine Regisseurin, die hat gesagt, du musst immer die Zeit, in der das spielt, durchschimmern lassen.
KiJuKU: Ist aber nicht ein Zugang für die Stück-Auswahl, dass es nicht nur historisch zu sehen ist?
Robin Jentys: Wir spielen’s schon in der Zeit, weil hoffentlich gewisse Dinge aus dem Stück heute so nicht mehr passieren würden. Aber natürlich erzählt es auch was für heute. Für mich sind die grundsätzlichen Themen dieses Stücks: Zusammenhalt, wie geh ich mit Menschen um, die ich nicht kenne – wie bei uns am Anfang. Wie begegnen wir uns, wie wollen wir mit- und zueinander sein. Und das geht total durch jegliche, durch jede Zeit.
KiJuKU: Aber durch dieses extrem hierarchische, autoritäre System wird ja eigentlich jedwede Solidarisierung untereinander verhindert, oder?
Robin Jentys: Stimmt, es geht eher darum, wer wird jetzt das Mobbing-Opfer, auch wenn das ein moderner Begriff ist, aber im Prinzip geht’s doch stark darum. Auf wen wird draufgehaut, wen trifft’s. Und das wird ja auch thematisiert – wie Rassismus und so weiter.
KiJuKU: Wobei das ja auch in deutlich sanfteren Umfeldern passiert, nicht selten auch in Schulen.
Robin Jentys: Klar, das gibt’s überall.