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Szenenfoto aus "Black Flame - A Noise Essay"
Szenenfoto aus "Black Flame - A Noise Essay"
31.12.2022

Musik, Geräusch, Texte rund um „Dino-Saft“, das Schmiermittel unseres (Wirtschafts-)Systems

„Black Flame – A Noise Essay” im Wiener Volkstheater – fast vollbesetzte Premiere am vorletzten Abend des alten Jahres.

Ohrenbetäubender Lärm dröhnte am Beginn von der Bühne in den ziemlich voll besetzten Publikumsraum des Volkstheaters. Auf dessen Bühne ein Metallgerüst und die Solo-Schauspielerin des Abends, Anna Rieser. (Nur hin und wieder treten vier Komparsen als Erdöl-Arbeiter auf, die ein Bohrloch frei machen oder wieder schließen – und die namenlos bleiben, selbst im Programm nicht genannt werden.)

Als der Lärm stoppt, schwillt er immer wieder dann an, wenn di Schauspielerin das Mikrophon an ihren Mund hält. So weit der Start von „Black Flame – A Noise Essay“ (Schwarze Flamme – eine Abhandlung über Lärm).

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Black Flame – A Noise Essay“

In Millionen von Jahren entstanden …

In den folgenden eineinhalb Stunden wird es immer wieder laut, aber zeitweise auch sehr leise. Der „Lärm“ ist rhythmisch – ein Mix aus Musik und Geräuschen (Musik/Sounddesign: Diego Noguera). Das Gestänge soll eine Art Ölplattform darstellen (Bühne: Michael Sieberock-Serafimowitsch). Auf ihr performt, klettert, turnt, rezitiert, dialogisiert, schreit, säuselt die Schauspielerin einen teils assoziativen Text rund um Öl.

Jenes „Schmiermittel“ das seit rund 100 Jahren das Wirtschaftssystem der Menschen am Laufen hält, beschleunigt, befeuert und so weiter. Eine Ressource aus dem Millionen von Jahren dauernden Zerfallsprozess organischer Stoffe, es fällt der anschauliche Begriff „Dino-Saft“. Und unter anderem aus deren perspektive haben die Autorin und Regisseurin Manuela Infante in enger Zusammenarbeit mit dem schon genannten Musiker und Sounddesigner das Stück rund um Öl – und den ressourcenverschlingenden Umgang der Menschen mit diesem Stoff entwickelt. Tiefschürfende (!) Betrachtungen, Gedanken, Überlegungen samt vielen (Hinter-)Fragen dominieren den Abend.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Black Flame – A Noise Essay“

Wanderpredigerin

Mit einigen immer wieder auftauchenden in großer Schrift auf die Bühne projizierten Fragen: „Wer bist du?“ – und schrägen Antworten: „Elon Musk“. Die Schauspielerin switcht nach vielen theoretischen, naturwissenschaftlichen, philosophischen und politischen Passagen rund um den Prozess der Entstehung von Erdöl einer- und der Verwertung dessen andererseits aber auch in die Karikatur eines Coaches. In Manier solcher durch große Hallen tingelnder Wanderprediger:innen, die fast hypnotisierend Botschaften in Hirne und Herzen pflanzen wollen, spricht sie Entschuldigungen an, „Verbesserung der Entschuldigungs-Skills“ sei ihr Auftrag, denn eigentlich sollten alle Nutznießer:innen bei der Natur aber auch bei jenen Menschen um Vergebung bitten, die sie zwecks Ölförderung oder auch nur Kompensations-Waldpflanzungen vertreiben. Wie in einem Ritual beschwört sie dies. Um gleich das Gegenteil draufzusetzen: „Aber, wir entschuldigen uns nicht!“

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Black Flame – A Noise Essay“

Das Ende zieht sich

Der Entstehungsprozess von Erdöl aus abgestorbenen Organismen ist Infantes zentrales Thema – in einem Interview für das Volkstheater sagte sie unter anderem: „Also Öl ist Tod… Im Grunde genommen ist es wie die Wiederbelebung der Toten. In „Black Flame“ geht es also auch um unser Verhältnis zum Tod als Gesellschaft, als System…“

Die daraus abgeleitete Abhandlung über Sterben und Vergänglichkeit gerät am Ende des Stücks dann doch deutlich zu lang, zieht sich und macht aus den angekündigten 70 Minuten dann doch rund 1 ½ Stunden, verliert auch im letzten Teil das Zusammenspiel zwischen Text und Rhythmus. Um in Metaphern rund um Erdöl, die im Text zuhauf vorkommen zu bleiben: Sehr zähflüssig. Ob das so beabsichtigt war?

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Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Black Flame – A Noise Essay“
INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Black Flame – A Noise Essay

von Manuela Infante

(Auf Deutsch mit englischen Übertiteln)
1 ½ Stunden

Regie: Manuela Infante
Es spielt: Anna Rieser

Musik/Sounddesign: Diego Noguera
Bühne: Michael Sieberock-Serafimowitsch
Kostüm: Mona Ulrich
Licht: Voxi Bärenklau
Video: Max Hammel
Dramaturgie: Jennifer Weiss

Recherche- und Dramaturgie-Mitarbeit: Camila Valladares
Übersetzung: Johanna Mitulla, Anna Rieser, Philipp Wegerer. Jennifer Weiss

Wann & wo?

(Mindestens) bis 25. Februar 2023
Volkstheater: 1070, Arthur-Schnitzler-Platz 1
Kartenservice, Telefon: 01 52 111-400
kartenservice@volkstheater.at

volkstheater -> black-flame