„Cinello – Glockenhell“, eine Jeunesse-Produktion, bringt Musik und Tanz für sehr junges Publikum; Mitmach-Momente leider nur sehr schaumgebremst.
Sanft, verspielt schickt Antonia Ortner mit vorsichtigen Berührungen der Saiten ihres Hackbretts mit den fast filigran wirkenden Schlägeln Töne in den Raum als das Publikum diesen überhaupt erst betritt. Meist sind es sehr junge Kinder, die an der Hand oder auf dem Arm von Erwachsenen hierher auf Bühne 3 des Dschungel Wien gebracht werden. Manche der Kinder fühlen sich von den weich ausschauenden Stoffen, Pölstern usw. in pastelligen Farben so angezogen, dass sie die Bühne gleich für sich erobern wollen (Ausstattung: Nina Ball, Michael Haller). Was allerdings erst für nach der Vorstellung vorgesehen ist.
Noch scheint die Kollegin der Musikerin, die Tänzerin und Schauspielerin Jasmin Steffl gemütlich auf einer großen flauschigen Decke zu schlafen. Oder wenigstens zu schlummern. Sie, deren – nie ausgesprochener – Bühnenname offenbar Cinello lautet, wird erwachen und einen neuen Tag beginnen. Vielmehr stellt sich bald heraus, der Tag ist eher ein Jahreskreislauf – mt erwachender Natur, Temperaturanstieg bis zur Sommer-Sonnenhitze und anschließendem Kälter-Werden samt Schneefall (Regie und Choreografie: Rosa Braber).
Mit dem Programm „Glockenhell“ gastiert diese Jeunesse-Produktion derzeit im Theaterhaus für junges Publikum im Wiener MuseumsQuartier, danach noch im Grillparzer Musik- und Kunstschulcampus sowie der Oper Graz. Im Dezember wird Cinello eher faschingsmäßig, aber natürlich auch musikalisch-tänzerisch „mit der roten Nase – Lang und Gnal“ (mit anderer Besetzung: Petra Slottová / Querflöte; Marlies Polzhofer / Gesang, Schauspiel, Regie) vom MuTh (MusikTheater Am Augartenspitz) bis nach Innsbruck (BRUX) schon jüngstes Publikum verzaubern.
Die nicht ganz ¾-stündige Reise aus Instrumentalmusik (u.a. Chick Coreas „Children’s Songs“, oder die ohrwurmigen Herbstblätter von Joseph Kosma) kombiniert mit wortlosem Tanz und Spiel zieht über Klänge und Bilder in den Bann und lässt in eine Art Bilderbuchwelt eintauchen.
In einer Passage verteilen Mitarbeiter:innen der Jeunesse an die Kinder Rassel-Instrumente – die sie allerdings bald danach wieder absammeln. Dieses nur kurzfristige Einbeziehen und bald danach wieder Wegstoßen erweist sich doch als Schwäche in dem ansonsten feinen Programm. Impulse und auch ein Ambiente zum Mitmachen und diese dann nur schaumgebremst zulassen und fast gleich danach wieder so stark einzuschränken ist eher eine Alibi-Interaktion, die insbesondere (sehr) junge Kinder stark zurückstößt, sich nicht auskennen lässt bzw. frustriert.
Musik- und Tanztheater; ab 1 Jahr; ca. 40 Minuten
Jeunesse-Produktion
Live-Hackbrett: Antonia Ortner
Tanz und Spiel: Jasmin Steffl
Regie und Choreografie: Rosa Braber
Ausstattung: Nina Ball, Michael Haller
Musik
Chick Corea: Children’s Songs für Gitarre solo (Nr. 7); Joseph Kosma: Autumn Leaves; Alexander Vladigerov: Dilmano, Dilbero op. 2 / Variationen über ein bulgarisches Volkslied; Andrea Falconieri: Passacalle – Ciacona; Günter Ebel: Dubhnba
Bis 19. Oktober 2024
Dschungel Wien: 1070, MuseumsQuartier; Bühne 3
dschungelwien -> cinello-glockenhell
21. Oktober 2024
Grillparzer Musik- und Kunstschulcampus, Festsaal
3100 St. Pölten, Grillparzerstraße 17
23. November 2024
Oper Graz, Malersaal
8010, Kaiser-Josef-Platz 10
oper-graz -> cinello