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Die Illustration der wienXtra-Plakate für das Festival des jungen Films stattm meist von sehr jungen Künslter:innen, heuer von Yona Shuh
Die Illustration der wienXtra-Plakate für das Festival des jungen Films stattm meist von sehr jungen Künslter:innen, heuer von Yona Shuh
07.10.2022

(Sehr) junge Animations-, Spiel-, Dokumentar- und experimentelle Filme

Bei den Video- und Filmtagen im Wiener Urania-Kino sind rund fünf Dutzend Filme zu sehen, die Jugendliche sich ausgedacht und gedreht haben.

Der Mann pflanzt sich auf das Sofa, greift die Fernbedienung und – landet zunächst einmal einem Tischfußballmatch! Beim Weiter-zappen sieht er im TV-Monitor eine Fliege, die aus Knetmasse Figuren formt und – ach nein, es sei nicht der ganze 2 ¾-minütige Film referiert, der Donnerstagabend (6. Oktober) die 26. Video- und Filmtage im Wiener Urania-Kino eröffnete. Die mit 22 Jahren an der oberen Altersgrenze angesiedelte Janka Dósa hat den hier angeteaserten Animationsfilm „Calcium Tears“ (Kalzium Tränen) am Computer animiert – im Stile von grob handge- und überzeichnet samt körperlich auch unausführbaren Bewegungen der Zirkus-Artist:innen und ihres Pferdes. Ebenso strahlt auch ein weiterer Animationsfilm von ihr – „The Storm“ – nicht nur einen eigenen Charme des Zeichenstils aus, sondern der einen und anderen Szene.

Schnappschüsse aus dem Cinemagic, dem Kinder- und Jugendkino in der Wiener Urania
Schnappschuss aus dem Cinemagic, dem Kinder- und Jugendkino in der Wiener Urania

Feedback von Profis

Bis Sonntagabend – jeweils ab dem Nachmittag – sind im Cinemagic, dem Kinder- und Jugendkino in der Urania, insgesamt 57 Filme zu sehen, die von Kindern, Kindern und ganz jungen Erwachsenen produziert worden sind. Ist schon das nicht alltäglich, so gesellt sich eine weitere Besonderheit zu diesem Festival des (ganz) jungen Kurzfilms hinzu. Im Kino selbst sitzen jeweils vier Juror:innen, die in der Filmbranche beruflich unterwegs sind – Drehbuch, Regie, Produktion, Festivalleitungen… – und geben nach jedem Block – zwei bis sechs Filme – live und analog im Kino Feedback. Solches können aber auch die Zuschauer:innen geben, die auch – neben den Jurys – es gibt insgesamt vier Jurys, die einander an den Tagen bzw. Primetime und Nightline abwechseln – Preise vergeben. Wobei erfahrungsgemäß das Festival nicht konkurrenzmäßig abläuft, sondern auch ein Ort des Austausches und Zusammenfindens junger Filmemacher:innen ist. So manche neue, erweiterte Filmteams haben sich hier schon gefunden. Meist sind übrigens die Profis in den Jurys einigermaßen verblüfft über die hohe Professionalität der Filme von Kindern und Jugendlichen.

Still aus dem Festival-Trailer, der jedes Jahr von Jugendlichen, die im Vorjahr einen Film laufen hatten, gestaltet wird, dieses Mal von Bahare Ruch
Still aus dem Festival-Trailer, der jedes Jahr von Jugendlichen, die im Vorjahr einen Film laufen hatten, gestaltet wird, dieses Mal von Bahare Ruch

Trainer-Papis

Ein Riesenteam findet sich beispielsweise im Abspann des zweitlängsten Films des Festivals – „Marija“ (Jonah Wögerbauer als Drehbuchautor, Regisseur und noch einiges mehr) schildert darin eine Jugendliche, die Tennis als Leistungssport betreibt, von ihrem Vater trainiert wird, der es selbst seinerzeit nicht zum Profi geschafft hat… Der fiktive Film baut auf, so erzählte der junge Filmemacher im öffentlichen Jury- und Publikumsgespräch, Erlebnissen und Erfahrungen realer jugendlicher Leistungssportler:innen auf – und bringt vor allem die innere Stimme und Gedanken der Protagonistin zum Ausdruck.

Am ersten Festivalabend war auch ein Musikvideo zu sehen – von Alex Lazarov, seit Jahren Dauergast mit unterschiedlichsten Arbeiten bei diesem Festival. „Schönland“ ist übrigens ein sehr stimmiges Video, das Gefühle und Stimmungen des gleichnamigen Songs der doch recht bekannten Band Oehl illustriert, untermalt und bereichert.

Schnappschüsse aus dem Cinemagic, dem Kinder- und Jugendkino in der Wiener Urania
Schnappschuss aus dem Cinemagic, dem Kinder- und Jugendkino in der Wiener Urania

Doku, 3D-Animation, Tanz

Weiters am ersten Abend zu sehen waren der einfühlsame Dokumentarfilm „Raumleben“ (Felix Senk, Feix Löblich und Livio Zambra) über Wohnen in unterschiedlichstem Ambiente – einerseits in der Seestadt Aspern, dem größten Neubaugebiet Wiens und andererseits dem Wagenplatz Flugrost, ein 3D-Animationsfilm – „Space Garden“ (Rosemarie Haider, Laura Huber, Felix Korn und Lara Pipus) – sowie ein höchst berührender Tanzfilm über das Lebensgefühl Jugendlicher, nicht zuletzt in den vergangenen zweieinhalb Jahren – „What separtes us?“ von Leonie Wimmer mit unter anderem dem Schrift-Insert zwischen den drei jeweils in einem Split-Screen tanzenden jungen Frauen: „Ab wann war uns gemeinsam egal?“

Neu: Jugendliche Co-Leitung

Beim diesjährigen Festival gibt es eine Neuerung. Neben der – schon seit mehreren Jahren existierenden – Steuerungsgruppe Jugendlicher, die das professionelle Team beraten, korrigieren, bei der Film-Auswahl der Einreichungen mitwirken, gibt es neben der hauptamtlichen Festivalleiterin Marija Milovanović, auch eine junge Festivalleitung – Fanny Berghofer und Fabian Köberl.

Letzterer hatte in früheren Jahren drei Musikvideos beim Festival laufen und arbeitet jetzt bei einer großen Musikfirma, erstere studiert Philosophie und hatte vor zwei Jahren einen Experimentalfilm bei den Video- und Filmtagen laufen. Davor hatte sie ihre Gedanken, Gefühle, Stimmungen meist in Texten festgehalten. Während des Lockdowns seien ihr dann, sagt sie im Gespräch mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … dazu Bilder in den Kopf gekommen und sie habe die Idee aufgegriffen, gemeinsam mit einem Freund diese filmisch umzusetzen.

Follow@kiJuKUheinz

videoundfilmtage.at -> Programm

Die Illustration der wienXtra-Plakate für das Festival des jungen Films stattm meist von sehr jungen Künslter:innen, heuer von Yona Shuh
Die Illustration der wienXtra-Plakate für das Festival des jungen Films stattm meist von sehr jungen Künslter:innen, heuer von Yona Shuh