Das Skin-Festival im Dschungel gibt der Diversität Raum und feiert sie, auch in der aktuellen vierten Ausgabe.
Dritter Abend des Skin #4-Festivals im Dschungel Wien, dem Theaterhaus für junges Publikum, das sich insgesamt – noch konzentrierter und in dem Fall im oberen Alterssegmente (Jugendliche und junge Erwachsene) – der Maxime Gleichberechtigung aller Menschen in ihrer Vielfalt, widmet, stand vor allem im Zeichen von Queerness.
Die recht junge Film-Doku „Rebel Dykes“ (aus 2021) spannt einen historischen Bogen, vor allem zur kämpferischen, feministischen Lesbenszene der 1980er und 90-er Jahre in und um London. (Regie: Siân A Williams und Harri Shanahan). Mit – teils recht verwackelten – Orioginalaufnahmen, rückblickenden und reflektierenden Interviews sowie Animations-Szenenl, untermalt von prominentem Sound-Track von Bands wie The Petticoats, Sister George, Poison Girls, The Brendas, Well Oiled Sisters, The Sleeze Sisters, Sluts from Outer Space, Amy and the Angels, Mouth Almighty oder den Gymslips, werden nicht zuletzt Protestaktionen geschildert, die (zu) wenig bekannt sind wie eine kurzzeitige Besetzung des renommierten Senders BBC oder eine Abseil-Aktion im Oberhaus des britischen Parlaments House of Lords).
Ausgehend und anschließend an den Film im kleineren Saal des Theaterhauses diskutierten
Lena Jäger ( Projektleitung Frauen*Volksbegehren), Tino Dungl (offene Kinder- und Jugendarbeit), Nathalie Rettenbacher (Queerfeministin, Comedian) und Paul*A Helfritzsch (Philosoph*in) mit dem Publikum nicht zuletzt über die gesellschaftlichen Rückschritte in Sachen Gleichberechtigung aller Menschen. Kinder oder Jugendliche hätten noch immer nicht überall in Österreich die Möglichkeit sich zu outen, wenn sie nicht herr-schenden Normen entsprechen. Dafür brauche es mehr erreichbare Anlaufstellen und Beratungseinrichtungen. Vor allem aber müsste Vielfalt und Diversität anerkannt und akzeptiert werden – so der Tenor. Und dazu braucht es noch etlicher Kämpfe, wie auch der zuvor gesehene Film zeige.
Es sollten/dürften Streits um Begrifflichkeiten nicht überhand nehmen, sondern die gemeinsamen Ziele in den Vordergrund gerückt werden – war eine weitere Quintessenz der Diskussion.
Wieviel und welchen Anklang Vielfalt bei vielen Jugendlichen und jungen Erwachsenen findet, bewies übrigens anschließend Drag_Lab. Das vor zwei Jahren von Metamorkid und Dopa Mania ins Leben gerufene Format der Open Stage (offene Bühne) für Menschen, sich selbst vor Publikum in einer kurzen Performance zu präsentieren so wie sie wollen, sprengte nicht nur fast den Rahmen des großen Saals im Dschungel Wien. Knallvoll – nicht nur die Publikumsreihen, viele Zuschauer:innen bevölkerten selbst die seitlichen Bühnenränder. Und enthusiastischer Applaus – nicht nur nach den Auftritten, oft auch dazwischen und Kreisch-Alarm wie er sonst nur von Pop-Konzerten bekannt ist. Die Hütte drohte immer wieder fast zu Platzen angesichts der Freude über die Diversität der Performances/Performer:innen*.
Geschichte einer Gemeinschaft von Lesben, die sich über Kunst, Musik, Politik und Sex kennenlernten und die Welt verändern wollten; Dokumentarfilm im Post-Punk-London der 80er Jahre
Harri Shanahan, Sîan Williams; Großbritannien; 2021; ca. 1 ½ Stunden
Tino Dungl (offene Kinder- und Jugendarbeit)
Lena Jäger (Projektleitung Frauen*Volksbegehren)
Dr. Paul*A Helfritzsch (Philosoph*in)
Nathalie Rettenbacher (Queerfeministin, Comedian)
Moderation: Kathrin Reisinger (queerfeministische Journalistin, Philosophin)
Offene Bühne für queere und Drag-Performer:innen*
@drag_la
Bis 18. März 2023
Dschungel Wien: 1070, MuseumsQuartier
dschungelwien -> Skin #4-Programm