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Szenenfoto aus „Would have would have bicycle chain“
Szenenfoto aus „Would have would have bicycle chain“
02.07.2024

Vom Hirsebällchen bis zur Fridays-Demo…

Ironisch-selbstkritische Performance rund um Aktivismus – mit (nicht ganz) erfüllten Diversitäts-Ansprüchen: Abschluss-Show der „Next Generation“ im Dschungel Wien.

Ein wanderndes Zelt – mit Anspielung auf „Aktivismus-Camps“ – neben einem handgeschriebenen Plakat: System/atisches/Prob/lem“ eröffnet die Show, die die „Next Generation“ als Abschluss ihres Jahres im Dschungel Wien organisierte. Celine Christl und Marie-Louise Fürnsinn hatten ein Jahre lang in diesem Theaterhaus für junges Publikum im Wiener MuseumsQuartier – angestellt – gearbeitet, sind alle Abteilungen durchlaufen und haben für ihr letztes Wochenende eine Performance junger künstlerischer Aktivist:innen oder aktivistischer Künstler:innen vorbereitet, die sich mit verschiedenen Aspekten und Themen von Aktivismus bzw. Aktivist:innen beschäftigen.

Hätte, hätte…

Ein bisschen mit dem augenzwinkernden Motto, „was wäre, wenn“ – übersetzten sie den gängigen Spruch „hätte, hätte Fahrradkette“ wortwörtlich ins Englische. „Would have would have bicycle chain“ wirkt natürlich ein wenig krampfhaft, als würdest du sagen „Take you yes in eight“ (Nimm dich ja in acht). Aber Humor – offen und/oder subtil durchzieht dann den Abend – hin und wieder auch mit Anklängen an Pop-Historisches und dieses (leicht) verdreht. Wobei Das T-Shirt „Stop being rich“ (Hör auf, reich zu sein) eine Kritik an jenem T-Shirt darstellt, auf dem Das Gegenteil stand, hört auf, arm zu sein. Und dieses wurde viral als eines am Körper von Paris Hilton im Internet gepostet – und war aber ein Fake! Aber von da aus ließ sich auch der Bogen zur Kommerzialisierung von Aktivismus herstellen. Letztere zuletzt massenhaft zu erleben im Pride-Month mit heftigem „Pink-Washing“ aller möglichen Konzerne.

Szenenfoto aus „Would have would have bicycle chain“
Poetry-Slam-Auftritt

Reflexion

Plädoyers für Aktivismus mit der unbedingten Notwendigkeit desselben angesichts der globalen und lokalen Probleme – vom natürlich bis zum gesellschaftlichen – Klima sprachen und spielten die Mitwirkenden des Abends ebenso an, wie die Reflexion gängiger aktivistischer Formen und nicht zuletzt Teilnehmer:innen. Sarkastisches Anspielen medialer Schlagzeilen über Drag-Performances bis hin zu einem (selbst-)ironischen Poetry-Slam-Text „Das Leben eines Bobo-Kindes“ füllten die Stunde. Reflektiert wurde auch – noch immer – mangelnde Diversität in so manch aktivistischer Szene.

Szenenfoto aus „Would have would have bicycle chain“
Gespieltes Interview als Reflexion zum eigenen Handeln

Diversität mit Potenzial nach oben

Anabel Bautz, Hannah Birnbaumer, Juliane Büch, Juicy Buttler, Celine Christl, Chilli Juice, Paula Dorten, Stella Engel, Marie-Louise Fürnsinn, Claudia Hagenauer, Miriam Sautner, Simone Schöll und Tizzia bildeten das Team des Abends. „In den Bereichen Class, Gender und Sexualität ist unser Team total divers“, meinten die Organisatorinnen auf die anschließende Kritik von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…, dass zum Anspruch, diverses Programm zu gestalten, einiges fehlte. Und es vielleicht möglich sein hätte können, durch Zusammenarbeit mit dem Team der ebenfalls im Dschungel Wien angesiedelten Initiative „wem gehört die Bühne?“ auch Breite und Vielfalt der Diversität ins Programm zu bringen.

Ankündigungsfoto zum Abend „Would have would have bicycle chain“
Ankündigungsfoto zum Abend „Would have would have bicycle chain“ – mit einem Drag-Auftritt

„Das ist ein Muster, das uns bereits in der Konzeptionsphase bewusst wurde, und uns trotz aktivem, breitem Outreach begleitet hat. Das ist an dem Einblick in Aktivismus, den unser Projekt gibt, zu kritisieren – und zurecht ebenso an seinem Gesamtkontext, was wir auch an mehreren Stellen in der Performance bewusst tun. Denn es handelt sich hierbei um ein systematisches Problem. Das Auftreten von Aktivismus ist nach wie vor sehr weiß und wird überwiegend von denen praktiziert, die die zeitlichen, finanziellen und, vor allem, emotionalen sowie mentalen Kapazitäten dafür haben“, wurde geantwortet.

Naja…

Wobei auch da offenbar einige sehr wohl diverse Bereiche von Aktivismus offenbar ausgeblendet wurden – von „Black Lives Matter“ bis zu „standing.together.vienna“, einer Initiative von Jüd:innen und Palästinenser:innen, die übrigens regelmäßig Kundgebungen auf dem Platz der Menschenrechte abhalten, an den der Dschungel Wien angrenzt; oder diverse (!) Rollstuhl-Tanzgruppen, immerhin haben in mehreren Stücken in der Vergangenheit etwa Yuria Knoll oder Adil Embaby mitgespielt bzw. mitgetanzt.

Vielleicht ja dann beim nächsten Mal, lautet doch der abschließende Satz der „Next Generation“ in der Antwort auf die live nach der Performance vorgebrachte Kritik: „Für einen intersektional inklusiveren Zugang zu Aktivismus!“

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