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16.08.2021

Vom Wolf und Piraten zum Licht-Zauberer

Mit „teatro“ machen Kinder nicht nur auf der Bühne Karriere. Im Porträt: Leon Leitner, Licht-Designer.

Die Premiere des jüngsten „teatro“-Muscials „Little Women“ in der Europa-Halle in Mödling ist gelaufen. Mitreißende Show. Begeistertes Publikum. Jeder Grund dazu.  Jeder Ton getroffen, alle Tanzschritte synchron, aber auch alle Arm- und Handbewegungen und die dazu passenden Mimiken bei jeder und jedem auch in den Massen-Szenen: perfekt. Dazu üppige Kostüm(wechsel) und Lichtstimmungen – von romantischen bis zu fast discomäßigen Lichtkegeln.

Und dennoch. Die Show ist vorbei und Leon Leitner kurvt mit dem Cursor über die rund 300 Cues (Szenen/Stimmungen), schaut einen handschriftlichen Zettel und erklärt dem neugierigen Journalisten: „Ich hab mit ein paar Notizen gemacht, wo man noch was verbessern könnte, keine Fehler, sondern Feinschliff.“

Die meiste Arbeit fällt natürlich im Vorfeld an. Gleichzeitig und vor allem nach den Proben der Darsteller:innen. Intensives Beobachten des Geschehens auf der Tanz- und Spielfläche samt Bildern im Kopf, welche Lichtstimmungen es dafür braucht und natürlich die entsprechenden Notizen. Nächtliches Programmieren dieser „Cues“ und Ausprobieren, ob die bei den folgenden Proben auch alle so passen. Aber noch viel früher müssen Licht-Designer:innen wissen, welche Scheinwerfer sie wo brauchen – bevor die in luftiger Höhe über der Bühne montiert sind. Übrigens gilt das nicht zuletzt für Beamer. Von so mancher Veranstaltung ist das ja bekannt, dass die Projektionen über Gesichter oder Körper der Menschen auf der Bühne „laufen“. Profis wissen, von wo aus Bilder „geworfen“ werden müssen, dass sie im Hintergrund – und doch gut sichtbar – zu sehen sind 😉

Der 21-jährige arbeitet nun in den Ferien wieder hier. Er studiert in London „Production Lighting“ an der renommierten Royal Central School of Speech and Drama (Produktions-Beleuchtung; zentrale königliche Schule für Sprache und Schauspiel). Im kommenden Jahr wird er sein Studium mit einem Bachelor of Arts (Kunst-Bachelor) abschließen.

Licht-Designer Leon Leitner bei der Arbeit

Leitner ist ein „teatro“-Kind. Wie viele, die bei der Kinder- und Jugend-Musicalgruppe begonnen haben, hat er Bühnenluft geschnuppert, war angefixt. Hat sich weiter entwickelt bis zu einem professionellen Niveau. Die meisten seiner Kolleg:innen auf der Bühne. Viele haben ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht oder sind dabei. Absolvieren professionelle Schauspiel-, Gesangs-, Tanz-, Musical-Ausbildungen oder haben sie schon hinter sich.

Leon spielte mit elf, zwölf und 13 Jahren im „Dschungelbuch“ (Wolf und Affe), „Oliver Twist“ (Straßenjunge) und „Peter Pan“ einen Piraten. „Ich habe früher immer schon gerne gesungen und getanzt, da ich von klein auf eine Stepptanzgruppe in Baden besucht habe und als 7-Jähriger in der Sommerarena Baden den Bruder der Kaiserin in „Sissi“ spielen durfte“, teilt er dem neugierigen Reporter mit. „Ich bekam dann jedes Jahr eine Rolle in den großen Sommerproduktionen und da immer alle bei allem mithelfen, habe ich bemerkt, dass auch die Arbeiten rund um die Vorstellungen ihren Reiz haben.“

Besonders angefixt fühlte er sich durch „Lichttechnik, die ist einfach cool und da ich  für meine HTL Ausbildung (Mödling, Wirtschaftsingenieur) ein technisches Praktikum benötigte habe, habe ich Richard Redl (leitet seit viiiiiielen Jahren Licht- und Ton-Design bei den teatro-Produktionen) gefragt, ob ich bei ihm hospitieren dürfte. So kam es, dass ich dann sogar meine Diplomarbeit für die Matura über Lichttechnik für Live-Events – noch dazu auf Englisch – geschrieben und präsentiert habe.“

Das soll auch zum späteren Beruf werden und so schaute sich Leon Leitner nach weiterführenden Ausbildungen um. „Da es diese Ausbildung aber in Österreich nicht gibt und ich nicht einfach „nur“ Eventmanagement (z.B. Fachhochschule St. Pölten) studieren wollte, habe ich Universitäten in der Musical-Hauptstadt London besucht. Dass ich dann tatsächlich zu einem Casting (damals noch live, persönlich, vor Ort) eingeladen wurde, hat mich unheimlich gefreut.“

Wobei es dann gar nicht so einfach war. Dazwischen kam Corona. Und der Brexit. „Vieles war im Vorfeld zu bedenken. Die Krankenversicherung, der Handyvertrag, das Bankkonto, usw. Außerdem musste ein Pre-Settled-Status beantragt werden, der zum Studienaufenthalt berechtigt und als Arbeitsgenehmigung nötig ist. Jetzt habe ich ein Jahr Studium hinter mir.“

Aber nicht nur ein erfolgreiches Studienjahr hat Leitner schon hinter sich. „Ich bin überglücklich schon erste Jobs (Latitude Festival in Suffolk, Royal Opera House) in England erhalten zu haben.“

Wie viele hofft er, dass in England vielleicht der Brexit bald einmal überdacht wird, aber jedenfalls will er nach dem Studium „europaweit arbeiten. „teatro“ war also entscheidend für meine Berufswahl und fördert Talente – nicht nur auf der Bühne! Ohne „teatro“ wär‘ ich aber wahrscheinlich beim Sport geblieben und hätte vielleicht eine Karriere als Profibasketballer angestrebt“, freut er sich und werkt nicht nur an jenen Verbesserungen von Licht-Cues, die ihm während der Premiere eingefallen sind. Er und seine Kollegen „zaubern“ eine klassische Disco-Stimmung auf die Bühne, damit sich die Kinder und Jugendlichen nach der Welt-Uraufführung dieser deutschsprachigen eigenen Version von „Little Women“ nun auf der Bühne austoben dürfen.

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