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Fast alle Tiere des Waldes auf der Bühne
Fast alle Tiere des Waldes auf der Bühne
18.07.2021

„Wer Freunde will, muss selber einer sein!“

„Bambi“ in einer Version für junge Kinder, gespielt, getanzt und gesungen von Kindern, Jugendlichen und Profis von „teatro“ – in Lutzmannsburg und Mödling.

Um Freundschaft dreht sich die knapp einstündige Musicalversion von „Bambi“ von „teatro“. Das Stück ist die gesamten Sommerferien über jeden Donnerstag in der Therme Lutzmannsburg (Burgenland, wenige Meter von der ungarischen Grenze entfernt) in einer kürzeren Version mit weniger Kindern auf der Bühne zu sehen, hören und erleben. Gegen Ende August spielt die seit mehr als 20 Jahren aktive Kinder- und Jugend-Musicalgruppe sie in einer längeren Version mit doppelt so vielen Beteiligten in Mödling in der Europahalle (und dazu noch ein zweites Musical – siehe unten in der Info-Box).

Weder poetisch aber hart wie im Original noch süßlich-verkitscht wie im Trickfilm

Die Geschichte vom kleinen Hirsch-Jungen – im Oriignal ein Rehbock, im Film ein Hirschkind – ist aus einer Disney-Verfilmung (Anfang der 40er Jahre des vorigen Jahrhunderts) viel berühmter als das Original von Felix Salten (vor fast 100 Jahren 1923). Sehr poetisch-blumig und ziemlich realistisch beschreibt der Autor auf rund 100 Seiten das Leben aller möglichen Tiere des Waldes, so ganz und gar nicht romantisch. Vom Sterben – öfter durch Gewehre von Jägern als durch natürlichen Alterstod – bis zur (nicht nur) für Bambi lange Zeit schmerzhaften Abwesenheit, ja Abwendung, die sein Vater ihm gegenüber zeigt, reicht der Bogen.

Das, so der Verfasser des Textbuches der „teatro“-Version (Buch, Liedtexte, Regie: Peter Faerber, Choreografie: Beatrix Gfaller, Kostüme: Brigitte Huber, Maske: Renate Harter), sei ihm zu heftig gewesen. Die triefende Zuckersüßigkeit des Zeichentrickfilms von Disney wollte er aber auch nicht und so baute er die Geschichte rund um die Wichtigkeit von Freundschaft – von der innigen Verspieltheit der jungen Weißwedelhirsche – Bambi und Faline – mit Hase Klopfer und Iltis Blume einerseits. Andererseits setzte er als Kontrapunkt den ebenfalls jungen Hirsch Ronno, der sich lange Zeit für was Besseres zu halten scheint. Als der aber in die Falle eines Menschen gerät, aus der ihm die anderen trotz allem heraushelfen, checkt er’s, worum es geht – siehe das Zitat oben: „Wer Freunde will, muss selber einer sein!“ Oder eben werden.

In der kürzeren Version gesellen sich zu den genannten Figuren noch Bambis Mutter, die oberlehrerinnenhafte Eule und der böse Jagdhund dazu. Letzterer, der auch Bambis Vater aus dem Off seine Stimme leiht, Bambis Mutter und die Eulen-Darstellerin sind die erwachsenen Profis, die anderen sind selber Kinder und Jugendliche – von denen etliche auch diesen beruflichen Weg einschlagen wollen.

Neue Hauptdarstellerin

In die Hauptrolle – und wie! – schlüpft jedes Mal die 13 ½-jährgie Amarachi Ahamefule. Bei teatro ist sie damit erstmals in der großen Sommerproduktion dabei. Aber neben der Beteiligung an kleineren Produktionen stand sie schon seit Beginn ihrer Volksschulzeit, also mehr als ihr halbes Leben, auf der Bühne – bei Chören und in englischsprachigen Musicals.

Voice-Kids

Faline, ein anderes Hirschkalb, wird von Anastasija Mila Krstić (11) verkörpert. „Ich spiele seit ich ungefähr sechs oder sieben Jahre war, sei drei Jahren tanze ich auch, bei teatro zum ersten Mal.“ Bevor sie spielte, sang sie schon auf Bühnen – mit fünf Jahren zum ersten Mal bei einem Musikfestival, mit neun Jahren bis ins Semifinale von „The Voice Kids“. Zum Schauspiel kam Krstić über die in Wien ansäßige Akademie Stanislavski.

Herausforderndes Switchen

Den lange Zeit eher überheblichen jungen Hirsch Ronno, der schmerzhaft lernen muss, Freund zu sein, spielt Tobias Hornik-Steppan. Seit mehr als neun Jahren treibt sich der 14-jährige auf Bühnen herum, ist aber unter den jungen Darsteller:innen, einer der wenigen, der dies nicht als seinen Beruf sieht. „Es soll für mich ein gutes Hobby bleiben“, sagt der dem Reporter nach der Vorstellung. „So richtig böse ist Ronno ja gar nicht. Er will ja eh nett sein, kann’s nur nicht gut rüberbringen. Dieses Hin- und her-Switchen ist nicht ganz leicht zu spielen“, verrät der Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… Geholfen hätte ihm, „mir ähnliche Situationen vorzustellen, die ich von mir selber kenne“.

Lustige „Oberg’scheite“

Gefallen daran, doch eine irgendwie „Böse“ zu spielen hat die 24-jährige Yvonne Preisler. Ihre Eule ist als so angelegt, dass sie sich ständig als Oberschlaue in Szene setzt. Und aus das Dauerquasseln des Eichhörnchens aus dem original hat sie obendrein „geerbt“. „Das macht alles viel Spaß, weil ich da ganz andere Seiten zeigen darf als ich privat bin“, sagt sie im Interview „und mich viele in dieser Rolle sehr lustig finden“. Für die professionelle Darstellerin ist „Bambi“ die erste Arbeit mit und bei „teatro“, aber nicht die erste Rolle in einem Stück für Kinder – darin hat sie schon jahrelange Erfahrung im Theater Forum Schwechat gesammelt.

Enge Freundinnen

Zwei enge Freunde Bambis sind Hase Klopfer (Katharina Sophie Leitgeb, 16) und Iltis Blume (Kaela Hitsch, 12). Beide verbindet „Freundschaft auch im echten Leben“ und jaaahrelange „teatro“-Geschichte. Leitgeb ist zwei Drittel ihres Lebens bei der Kinder- und Jugend-Musical-Gruppe, Hitsch auch schon mehr als ihr halbes Leben. Am Hasen freut die Darstellerin, dass die Figur immer Schwung und gute Stimmung in alle Szenen bringt. Hitsch mag an ihrer Figur des Stinktieres, „dass sie furzen darf, wenn ihr was nicht passt“.

Weg zur Profi-Darstellerin

Beide wollen den Weg gehen, den auch schon die 22-jährige Anna Zagler eingeschlagen hat, die heuer Bambis Mutter spielt, singt und tanzt – und vor 13 Jahren als Kind bei teatro begonnen hat. Sie hat kürzlich ihre Ausbildung zur Musical-Darstellerin abgeschlossen. Wobei die 12-jährige Kaela Hitsch aber durchaus jetzt schon einen Plan B hat, „wenn das Geld aus Musical-spielen nicht reicht, möchte ich Friseurin oder Altenpflegerin werden“.

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INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Bambi

Buch, Liedtexte und Regie: Peter Faerber
Musikalische Leitung, Arrangements, Orchestration: David Schieber
Chor-Arranements: Michael Schnack
Choreografie: Beatrix Gfaller

Besetzung:
Bambi: Amarachi Ahamefule
Mama Hirsch, Bambis Mutter: Anna Zagler
Blume, ein Iltis: Kaela Hitsch
Klopfer, ein Kaninchen: Katharina Sophie Leitgeb
Faline, ein Hirschkalb: Anastasija Mila Krstić
Ronno, ein junger Hirsch: Tobias Hornik-Steppan
Frau Eule: Yvonne Preisler
Nur in Lutzmannsburg (siehe unten): Jagdhund – und die Stimme von Bambis Vater aus dem Off: Christoph Manß

Kostüme: Brigitte Huber
Projektionen: Moritz Mausser
Bühnenbild: Norberto Bertassi/Richard Redl
Maske: Renate Harter

Regie-Assistenz, Produktionsleitung, künstlerische Kinderbetreuung: Claudia Nedbal
Dramaturgie: Ella Wolff
Hosptianz: Marina Ðordjević
Licht- & Tondesign: Richard Redl
Fotografie: Helmut Rasinger
Zeichnung: Maddalena Bertassi
Layout: Norberto Bertassi

Bei den Aufführungen in Mödling – 21. bis 29. August 2021 (siehe unten) – zusätzlich:
Papa Hirsch/Bambis Vater: Johannes Pinkel
Snuffe, ein Fuchs: Lola Nawrata
Krümel, Klopfers Geschwisterlichen: Hanna Auerböck
Bommel, Klopfers Geschwisterlichen: Leonhard Schwaiger
Hops, Klopfers Geschwisterlichen: Florentin Koch
Koko, ein Streifenhörnchen: Konstantin Pichler
Kiki, ein Streifenhörnchen: Lydia Kodym
Puschel, ein Streifenhörnchen/ ein Hund: Larissa Cerny

Wann & wo?

Bis 9. September 2021, donnerstags, 17 Uhr
Sonnentherme Lutzmannsburg: 7361, Thermengelände 1
Davor ab 15 Uhr Musical-Workshop mit Darsteller:innen von „Bambi“

21. bis 29. August 2021
Europa Halle Mödling: 2340, Lerchengasse 18 A

teatro ->bambi

sonnentherme -> bambi

Little Women

In Mödling wird darüber hinaus das neue Musical „Little Women – vier Schwestern halten zusammen“ gespielt
13. bis 29. August 2021
Europa Halle: 2340, Lerchengasse 18A

www.teatro.at/sommerproduktion