Junge Performer:innen (re-)präsentierten bei der „Voting Party“ im Dschungel Wien ein vielfältige Bandbreite.
„Wem gehört die Bühne?“, fragten die beiden Moderatorinnen Myassa Krait und Emily Chychy Joost bei der „Voting Party“ mit gleichnamigem Titel kürzlich das Publikum – das den großen Saal (1) im Dschungel Wien (MuseumsQuartier) bis über den letzten Platz hinaus füllte – einige konnten nur mehr auf den Stufen sitzen. Und sie fragten wirklich. Die Zuschauer:innen konnten, ja sollten, ihre SmartPhones zücken und über das bekannte Tool Mentimeter mehrmals abstimmen. Gefragt wurde, was Theater für die Anwesenden bedeutet, was sie gerne (mehr) sehen würden… Und – so versprachen die Moderatorinnen mehrfach – die Ergebnisse würden in der Folge analysiert und sich auch auf künftige Spielpläne auswirken.
Ein Thema wird in Theatern immer wieder diskutiert: Repräsentation. Finden – vor allem junge Menschen in ihrer ganzen Vielfalt auf der Bühne Ihresgleichen? Häufig diskutiert, mitunter bessert sich da oder dort auch schon einiges. Wirkt nicht selten aber auch fast Alibi-haft: Such ma halt eine Schwarze Person und dann is‘ aber auch schon wieder gut. Oder jubeln über die erste Türkin und so weiter.
Dass sich da und dort auch schon mehr verändert hat, dafür steht der Dschungel Wien, das Theaterhaus für junges Publikum schon lange. Und seit Jahren mischen Absolvent:innen der DiverCityLab-Akademien und dieses selbst mit oft auch sehr innovativen Formaten die Theaterszene auf. Poetry-Slams – immer wieder auch im Dschungel Wien – gehören ebenso dazu wie der besagte Abend. An ihm traten Poet:innen ebenso auf wie Tänzerinnen und Performerinnen und repräsentierten eine große Vielfalt: Whitney Akpetsi, Munira Mohamud, Iris Neuberg, Princes Esohe traten wortakrobatisch auf – von philosophischen Gedichten bis zu persönlichen Erfahrungen mit Diskriminierungen reichte die Bandbreite – Videos zu den Aufrtitten der drei Genannten unten am Ende des Beitrages, ebenso wie zu einem Interivew mit Munira Mohamud.
Debbie Galias, Lorraine Cortez, Sabrina Genove als Gruppe Purple Jam boten eine tänzerische Reise, nicht zuletzt über die Entwicklung von Filipin@s in der Wiener Tanzszene – vom Straßentanzen zu Tanzstudios erkundeten sie bewegt gemeinsam die Wurzeln, Herausforderungen und das Potenzial einer sich wandelnden Gemeinschaft, wie sie den Hintergrund ihres Auftritts beschrieben.
Ina Holub und Anite Dive als Teil von „Kiki House“ boten zwei energie-geladene tänzerische Performances voller Witz und Lust auf (Selbst-)Empowerment für unterschiedlichste Menschen.
Magdalena Fatima Al-Ghraibawi gestand gleich zu Beginn ihre Angst vor diesem, ihrem erste großen, Auftritt als Comedian. Auch wenn es ein bisschen kokett klang, es schien authentisch. Doch schon der erste Applaus für ihren ersten Gag verschaffte ihr von Moment zu Moment mehr Sicherheit für ihre (selbst-)ironischen Pointen.
Die 24-Jährige, die Lehramt (Englisch und Psychologie, Philosophie) studiert, wie sie Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… in einem kurzen Interview nach der Voting Party, bevor die eigentliche Party mit DJ মm (Mwo; ein Buchstabe aus dem Bangla-Alphabet) begann. „Bisher bin ich nur vor wenig Publikum i Comedy Clubs aufgetreten. Heute hatte ich wirklich Angst vor so vielen Leuten. Aber sie haben so gut reagiert, dass ich dann sicherer geworden bin.“
Schon als Kind habe sie in der Schule Theater gespielt, „aber immer seriöse Rollen. Auf Ironie und Humor bin ich erst so mit 18 Jahren gekommen. Da wollte ich ausprobieren, ob ich mit lustigen Sachen die Leute zum Lachen bringen kann. Aber meinen ersten Comedy-Auftritt hatte ich erst vor einem Jahr.“
Myassa Kraitt, die sie kennt, hatte sie dann angesprochen, ob sie nicht bei besagtem Abend auftreten wolle. „Da hab ich mich gezwungen aus meiner Komfortzone herauszukommen. Allerdings war ich mir anfangs nicht sicher, ob ich auf Englisch oder Deutsch spielen soll. Dann haben aber manche meiner Wortwitze auf Englisch nicht so funktioniert, deshalb war mein Beitrag dieses Mal auf Deutsch (das sie neben Arabisch und Englisch gleichermaßen beherrscht). Und es war gut so.“ Damit auch ein Vorbild für andere, die sich vielleicht überlegen, doch auf die Bühne zu trauen – was übrigens neben den Genannten, die sich vorbereitet hatten, vier Menschen aus dem Publikum spontan gemacht haben – siehe Video-Zusammenschnitt hier.