Audio-Walk durchs Wiener MuseumsQuartier – mit kollektiv kunststoff, poetischen Texten und vier Performer:innen/Tänzer:innen.
Dass Menschen mit Kopfhörern unterwegs sind, ist noch nichts besonders. Dass sie in Gruppen auftreten, kommt auch immer wieder vor. Im MuseumsQuartier Wien ist das dann mitunter mit einer Performance verbunden, die vom Theaterhaus für junges Publikum, dem Dschungel Wien, ausgeht. Auch „Silent Discos“ gab’s dort schon im Hof zwischen dem Theaterhaus, dem Zoom Kindermuseum und der Kinderinfo – die Musik ertönt nur in den Kopfhörern, rundum ist sie nicht zu vernehmen.
Derzeit läuft ein Audio-Walk von „kollektiv kunststoff“. Bisher spielt(e), tanzt(e) und performt(e) die Gruppe meist indoor auf Bühnen – immer wieder mit anderen Materialien und Themen – Holz, über Plastik, digitale Welten usw. Dieses Mal geht’s – im wahrsten Sinn des Wortes – ums erkundende Wandern. Gemeinsam machen sich Guides, die voraufgenommene Stimmen abspielen, was als nächstes zu tun ist und wo es hin-geht gemeinsam mit dem Publikum auf den Weg – um zu entdecken, erforschen, was dir da begegnet – Ungewohntes, Überraschendes, wobei manches sozusagen erstmals entdeckt wird, das oft beim häufigen Vorbeigehen nicht wahrgenommen wird; womit selbst bekannte Wege zum Gang in unbekannte Welten werden können.
An den unterschiedlichsten Ecken und Stellen der Höfe bzw. in Durchgängen und auf Treppen tauchen die Tänzer:innen Katharina Senk, Michael Gross und Stefanie Sternig – lila gekleidet und ihre Köpfe ebenso verhüllt – auf (Kostüm- und Raumgestaltung: Sophie Baumgartner). Mitunter lassen sie das Publikum fast zittern, etwa wenn sie zu dritt auf dem Dach eines Teils der Kunsthalle fast bis an die Kante zum Abgrund tanzen. Für Staunen sorgen sie beim TanzQuartier-Ein-/Durchgang, wo sie sich in Spinnen und andere Krabbeltiere „verwandeln“. Dabei liegst du auf Schaumgummi-Matten und betrachtest das Geschehen an der Decke oben angebrachten Spiegeln. Und damit siehst du dich auch selbst. Die Performance will dich mehrmals einladen, nicht nur das Geschehen rund herum, sondern auch dich selbst zu entdecken – mit der Bitte, die Augen zu verschließen und dich sozusagen in dich selbst zu versenken.
Immer wieder taucht fast wie aus einer anderen Welt Susanna Peterka mit einer langen, breiten orangefarbenen Schleppe auf, die unter anderem einmal zum Verweilen in einer Art „Leo“ einlädt.
Etliche der eingesprochenen Texte (Stimme: Sarah Zaharanski) sind nicht bloß Anleitungen, wo du jetzthingehen mögest, sondern in poetischer Form Gedanken der Auseinandersetzung mit dir selbst und der Welt. Irgendwie werden immer wieder – meist ohne das direkt anzusprechen – mögliche Ängste thematisiert. Nicht zuletzt beim Abschluss am Dach des Leopoldmuseums, der „Libelle“ – auf Augenhöhe mit den Kuppeln der beiden alten Museen (Natur- und Kunsthistorisches). Ein wenig verwirrend ist der Titel „Schrei“ (Konzept, Choreografie: Raffaela Gras; Dramaturgie: Christina Aksoy) dennoch – da würde fast zum Abschluss die oft beim Ferienspiel-Eröffnungsfest vom Medienzentrum aufgebaute „Schrei“-Box fehlen, wo jede und jeder drinnen die Lust am Schreien ausleben kann.
kollektiv kunststoff
Audiowalk-Performance; ab 9 Jahren; 80 Minuten
Konzept, Choreografie: Raffaela Gras
Choreografische Mitarbeit, Performance: Katharina Senk, Michael Gross, Stefanie Sternig (alle drei Tanz), Susanna Peterka
Dramaturgie: Christina Aksoy
Komposition, Sounddesign: Peter Plos
Posaune: Andreas Grünauer
Künstlerische Mitarbeit, Stimme: Sarah Zaharanski
Kostüm- und Raumgestaltung: Sophie Baumgartner
Research & Feedback: Inge Gappmaier, Christina Rauchbauer, Simone Kühle, Lisa Bunderla
Licht: Christopher Corsmann, Jana Resetarits
Bis 5. Mai 2023
Dschungel Wien (Walk durcheinen Gutteil des MuseumsQuartiers – im Freien): 1070, MQ
Bei Regen kann die Vorstellung nicht stattfinden. Sollte eine Vorstellung wetterbedingt abgesagt werden müssen, werden Sie von uns informiert und diese Informationen auch auf unserer Website veröffentlicht.
Die Vorstellung ist rollstuhlgerecht, sie findet hauptsächlich auf einer Ebene statt, nur für eine Station steigt man zwei Treppen (neben dem Leopold Museum) hinauf und etwas später wieder hinab (neben dem mumok). Alternativ kann an diesen Stellen ein Lift genutzt werden.
Der Audiowalk findet in deutscher Sprache statt, aufgrund von Interaktion sind Sprachkenntnisse erforderlich.
Telefon: 01 522 07 20-20
dschungelwien -> Schrei