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Szenenfoto aus "Pseudorama"
Szenenfoto aus "Pseudorama"
20.09.2025

Wenn die Dialogbereitschaft in der Finsternis verschwindet

In der „Dunkelkammer“ des Wiener Volkstheaters spielt eine Performance rund um die Corona-Pandemie fast ausschließlich mit Worten und weitestgehend ohne Licht statt.

Der Spielort „Dunkelkammer“ im Wiener Volkstheater wird bei „Pseudorama“ seinem Namen mehr als gerecht. Gab es schon im Vorjahr die Produktion „Die Scham“ der Literatur-Nobelpreisträgerin Anni Ernaux in einer – schon lange vor ihrer Auszeichnung geplanten – spannenden Inszenierung die gleichzeitige Entwicklung von Fotos eines jungen Mädchens und somit eine wahre Dunkelkammer, so bleibt’s im aktuellen, genannten Stück voll zappenduster.

Die Wahrnehmung ist / wird fast durchwegs – mit Ausnahme kurzer Szenen zu Beginn und am Ende – vor allem auf das Hören konzentriert. Noch bei – wenig – Licht startet’s mit Meeresrauschen und Möwengekreisch. Ein leicht bekleideter alter Mann – Wiener Urlauber an der Nordsee – sinniert über das Dasein und seine Kindheit am Strand.

Und dann Einstieg ins Thema des rund 1¼-stündigen Abends – Nachrichtenmeldung aus dem alt wirkenden Radio: Erster Corona-Toter in Österreich. Zwang zur Abreise.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Pseudorama“

Reise in die Finsternis

Die Reise folgt in der einsetzenden praktisch völligen Dunkelheit. Die Phase der symbolischen Finsternis, der Pandemie, im Schnelldurchlauf. Zunehmende Skepsis des Protagonisten, (nicht nur) sein Reinkippen in Wissenschaftsskepsis, Zitieren „alternativer“ Medien, Thesen und Postings aus Telegram-Gruppen, Um- oder „nur“ andere Deutung mehr oder minder bekannter Fakten. Und doch so gespielt, dass ein (Re-)Agieren schrittweise nachvollziehbar wird – bis hin zum Aktivisten bei Demos.

Aber auch seine irgendwann einsetzende Skepsis an dieser neuen „Gegen“-Erzählung… – bis die Performance, entwickelt vom Kollektiv „Darum“ (Victoria Halper & Kai Krösche) – in Kooperation mit der Rechercheplattform Dossier – am Ende wieder ins Helle switcht.

Text – und wie Stefan Suske und Paula Nocker (Dramaturgie: Matthias Seier, Raum Apollonie T. Bitzan, Lichttechnische Beratung: Ines Wessely) – ihn lebendig werden lassen, ergreift weitgehend gar nicht Partei, lässt aber die unversöhnliche Spaltung der Standpunkte spürbar nach- und miterleben.

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INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Pseudorama

Konzept, Regie & Story: Victoria Halper & Kai Krösche (DARUM in Kooperation mit der Rechercheplattform DOSSIER)
Text: Kai Krösche
Musik & Sounddesign: Arthur Fussy
Raum: Apollonia T. Bitzan (mit Flora Valentina Besenbäck)
Schauspiel: Paula Nocker und Stefan Suske

Dramaturgie: Matthias Seier
Lichttechnische Beratung: Ines Wessely
Regieassistenz: Ferdinand Trübsbach

Wann & wo?

24., 29. September 2025
5., 11., 18., 23. und 25. Oktober 2025
2. Spielserie voraussichtlich Frühjahr 2026
Dunkelkammer im Volkstheater Wien
1070, Arthur-Schnitzler-Platz 1 / Eingang Neustiftgasse

volkstheater.at -> pseudorama

darum.at -> pseudorama