Berührender und bewegender Dokumentarfilm mit dem fast 99-jährigen Zeitzeugen Stanisław Zalewski, der drei Konzentrationslager der Nazis überlebte.
In dichten 100 Film-Minuten erzählt Stanisław Zalewski in Baracken der Gedenkstätten der ehemaligen Nazi-Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, Mauthausen und Gusen ebenso wie in der wiederaufgebauten Altstadt von Warschau einen wichtigen Teil seines Lebens – jenen, in denen er als polnischer Hitler-Gegner insgesamt fast zwei Jahre eingesperrt war. Und einer der wenigen Überlebenden dreier KZ ist. Und sich vor allem in seiner Pension zum „Botschafter des Erinnerns“ / „Ambasador Pamięci“ geworden ist. So heißt der Film von Magdalena Żelasko (Regie/Drehbuch) und Michał Kozioł (Kamera/Drehbuch). Drei Jahre lang durften die beiden Stanisław Zalewski mit der Kamera begleiten – zu Gedenkfeiern in den genannten Mord-Orten der Faschisten ebenso wie ins Büro des Verbandes aller ehemaligen polnischen KZ-Häftlinge, wo der Protagonist in Mappen von Dokumenten und Fotos blättert, auch persönlichen zum Beispiel Klassenfotos aus seiner Kindheit.
Er schildert, wie er als angelernter Mitarbeiter in einer Autowerkstatt Militärfahrzeuge der Nazis so sabotierte, dass sie erst Hunderte Kilometer später an der Front den Geist aufgaben. Oder wie er im Warschauer Ghetto Widerstandslosungen auf Hausmauern schrieb. Und dabei erwischt wurde und dann ins KZ Auschwitz-Birkenau kam, von dort nach Mauthausen und ins Nebenlager Gusen kam, um als Mechaniker beim unterirdischen Bau des Kampfbombers Messerschmidt arbeiten zu müssen.
Nach der Befreiung der Konzentrationslager und der Welt vom Faschismus kam er in ein zerstörtes Warschau, machte seine Ausbildung fertig, studierte, wurde Ingenieur und Sachverständiger im Fahrzeugbau. Nachdem er – erst sehr spät – über die Vergangenheit reden konnte, begann er sich im genannten Verband zu engagieren und vor allem darum zu kämpfen, dass in Gusen, den Nebenlagern von Mauthausen, eine Gedenkstätte errichtet wurde.
Żelasko und Michał Kozioł hatten am Ende rund 100 Stunden Filmmaterial, berichtete Erstere bei der Medien-Vorführung des Films am Montag – wo übrigens auch Stanisław Zalewski zum ersten Mal das fertige Produkt sah. Sie beide seien gar keine professionellen Filmemacher:innen, entschuldigte sich die Regisseurin, langjährige Leiterin des „LET’S CEE Filmfestivals“ (Zentral- und Osteuropa), für manche Ton- oder Bild-Schwächen. Sie hätte auch gar nicht glauben können, dass davor noch nie wer einen Film über den mittlerweile fast 99-Jährigen gemacht hätte. „Und so haben wir ihn gemacht, weil er gedreht werden musste.“ Mit derselben Intention wie Zalewski vor allem gern mit jungen Menschen spricht: Nicht nur über die Vergangenheit reden, sondern Schlüsse für die Gegenwart zu ziehen, damit sich so etwas niemals wiederholen dürfe.
Übrigens: Bewusst wurde und wird der Film nicht synchronisiert. So kann die auch immer trotz der Erzählungen hoffnungsvoll klingende polnische Originalstimme Stanisław Zalewskis gehört werden. Er kommt – wie schon in einem vorigen Bericht geschrieben – ab 1. September – dem Jahrestag des Beginns des 2. Weltkrieges in die Kinos der cineplexx-Kette (größter Kinobetreiber in Österreich). Da diese in mehreren Ländern, vor allem Südosteuropa, präsent ist, soll der Film auch Untertitel in all diesen Sprachen bekommen.
„Wir leben so lange, solange diejenigen leben, die sich an uns erinnern“, zitierte Stanisław Zalewski im Kino bei der Vorführung für Medien auch den Spruch aus dem Film, der auf der Fahne des Verbandes der ehemaligen Häftlinge der Konzentrationslagers Mauthausen/ Gusen steht. Und dies sei auch die Botschaft des ganzen Films.
Dokumentarischer Film über Stanisław Zalewski
Regie/Drehbuch: Magdalena Żelasko
Kamera/Drehbuch: Michał Kozioł
100 Minuten, OMEU (Originalsprache – Polnisch – mit deutschen Untertiteln)
Anschließend Gesprächsrunde mit dem zeitzeugen und den Filmemacher:innen
Wann & wo?
7. Mai 2024
20 Uhr
Kino Village Cinema Wien Mitte
cineplexx -> ambasador-pamieci
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