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Zeitzeuge Erich Finsches und Schauspieler Andrzej Jaslikowski, der Stationen des wirklichen Lebens des Zeitzeugen in Klassenzimmern spielt
Zeitzeuge Erich Finsches und Schauspieler Andrzej Jaslikowski, der Stationen des wirklichen Lebens des Zeitzeugen in Klassenzimmern spielt
30.04.2024

Mitreißend Gefühl gespielt – Wissen, um Wiederholung zu verhindern

Interviews mit zwei Schülerinnen nach dem Zeitzeugen-Stück „Ein Zniachtl“ vom Klassenzimmertheater.

Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… durfte eine Vorstellung des zeitzeugen-Stücks „Ein Zniachtl“ vom Klassenzimmertheater – Stückbesprechung am Ende dieses Beitrages verlinkt – in der 3HHD der HLT (Höheren Lehranstalt für Tourismus) Bergheidengassen (Wien) miterleben: Danach erklärten sich zwei Schülerinnen für Interviews bereit. Hier sind sie.

KiJuKU: Sie haben kurz angedeutet, dass Sie sich schon vor dem Stück und außerhalb des Unterrichts über Themen wie den Holocaust informieren, wie?
Ava: Ich hab schon sehr jung, in der Unterstufe darüber gelernt. Diese Fürchterlichkeit, das Grauen dahinter hat mich so gepackt, dass ich mich mehr damit auseinandergesetzt habe und alles darüber wissen wollte. Vor allem, wie es zum Holocaust kam und kommen konnte.

KiJuKU: Suchen Sie dann gezählt nach Büchern, Filmen, Dokus?
Ava: Ich nehm alles, was mir in die Hände fällt, aber ich gehe auch gezielt vor – ich liebe Besuche in Museen, zum Beispiel im Jüdischen Museum Wien. In Mauthausen (Gedenkstätte am Gelände des ehemaligen Nazi-Konzentrationslagers) waren wir auch mit der Klasse. Mir ist diese Gefühlsebene wichtig – nicht nur das Wissen, darum interessiere ich mich auch sehr für Zeitzeugen-Berichte.

KiJuKU: Wie war das dann jetzt gerade, dieses Stück so relativ hautnah zu erleben?
Ava: Ich fand’s genau richtig für diesen Zeitzeugen-Effekt; auch der Anfang mit dem Hineinstürmen und Schreien. Ich hoff, das packt auch Leute, die das normalerweise nicht so fühlen. Das Spüren – die Wut, die Trauer – das fand ich toll.

Die Schauspielleistung find ich besonders toll – so viel Energie, so viel Emotion und so viel körperlicher Einsatz!

KiJuKU: Beim gemeinsamen Nachgespräch haben Sie sich – auch überraschend für ihre Mitschüler:innen sozusagen geöffnet und gemeint, Sie haben fürchterliche Panik, dass sich so etwas wiederholen könnte?
Ava: Ich hab echt fürchterliche Angst, dass so etwas wieder passieren könnte und ich tu alles, damit das nicht der Fall sein wird. Man kann etwas tun. Das find ich wichtig zu sagen, weil man sich oft so hilflos fühlt. Man muss sich damit konfrontieren, je mehr Leute das tun, umso besser.

KiJuKU: Wenn Sie sagen, man kann was tun – wie?
Ava: Ich hab begonnen, mich politisch aktivistisch zu engagieren. Das ist sicher nicht für jede und jeden was. Aber viel darüber lesen, Museen besuchen, sich mit dem Thema auseinandersetzen und nicht nur oberflächlich oder das, was man in der Schule macht. Als Einsteigerbuch find ich gut von Viktor Frankl: „… trotzdem Ja zum Leben sagen. Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Ein Zniachtl“ vom Klassenzimmertheater

Mitgerissen

KiJuKU: Nun zu Lilli, wie war das eben gesehene Stück für Sie und beschäftigen Sie sich auch über den Unterricht hinaus mit dem Thema Holocaust, Ausgrenzung, Hass?
Lilli: Ich fand’s sehr packend wie er am Anfang reingestürmt ist, so laut geschrien hat und alle Emotionen da waren. Ich war sofort drin, wobei ich mit am Anfang sehr erschreckt habe deswegen. Aber ich wurde dann mitgerissen von den Gefühlen, die er gezeigt hat.
In letzter Zeit beschäftige ich mich relativ viel mit dem Thema, weil wir erst vor ein paar Wochen mit unserer Religionslehrerin in Mauthausen waren. Das ganze Ausmaß des Schreckens war mir davor nie so bewusst. Zum Beispiel in diesem Raum mit all den Namen der dort Ermordeten und dieses systematische Umbringen war mir vorher nie so stark bewusst.

Die Theatervorstellung jetzt war echt sehr mitreißend, der Schauspieler hat das echt rübergebrachtKiJuKU: Wie ist für Sie die Frage Ohnmacht oder was tun können?
Lilli: Ich finde, man sollte immer Hoffnung haben und man sollte sich aber auch der Vergangenheit bewusst sein und sie nicht vergessen. Allerdings sollte man sich doch nicht zu sehr runterziehen lassen, sonst wird nach vorne blicken zu schwer.

Follow@kiJuKUheinz

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