Performance von vier jungen Künstler:innen gegen Vorurteile und für neue Streitkultur.
In einer Art Hinterzimmer eines Cafés im Wiener Bobo-Bezirk Neubau (7*Stern) tummeln sich Künstler:innen in Dirndl-ähnlichen Kleidern, oft ein Glas an den Lippen. Schlager von vor Jahrzehnten wabbern durch den Raum. Auf einem, nein DEM zentralen (Spiel-)Tisch ruht eine riesige flache Halbkugel Teig. Nahe dran ist zu riechen, der ist ziemlich frisch. Germteig. Schon aufgegangen. Hin und wieder nimmt eine der vier, die später rund eineinhalb Stunden performen werden, Platz vor/hinter einem Laptop mit Keyboard, geht offenbar noch einmal Passagen des späteren Programms oder Text durch.
Dann der offenkundige Start zur eineinhalb-stündigen wechselvollen Performance mit der heimlichen österreichischen Hymne, Rainhard Fendrichs „I Am from Austria“.
„Stammtisch“ spielt in Reden, vermeintlichen heftigen Diskussionen am und rund um den besagten stabilen Klapptisch, teils fast Poetry-artigen Solo-Auftritten in einer Ecke des Raumes mit Klischees und Vorurteilen – immer wieder auch in den Herkunftsdialekten – von Oberösterreichisch bis Tirolerisch. Vom vermeintlichen, rückständigen Einheitsbrei an ländlich-dörflichen Stammtischen in Wirtshäusern, die aber gleichzeitig auch Orte der Begegnung und vielleicht auch intensiven Diskussionen sein könn(t)en. Von Schürzenknöpfen und ihren Bedeutungen – ledig, verheiratet und so weiter – samt Fragen, wie müssen Maschen gebunden sein, wenn signalisiert wird, dass die Trägerin sowohl auf Burschen als auch auf Mentscher (älterer, ländlicherer Begriff für Mädchen) steht.
Je länger die quirlige, den ganzen Raum bespielende Performance dauert, desto mehr Zirkus-Elemente werden von den Mitwirkenden eingebaut. Verena Schneider vollführt Handstände zwischen und hinter den Publikumsreihen, Marielle Ameganvi jongliert mit Flaschen vor dem Stammtisch, Nina Dafert geht über aufrecht stehende Flaschen, Ariane Öchsner wandert auf rollenden Flaschen, vor allem aber jongliert sie mit Teilen aus dem großen Teig-Laib, die sie in kleinere Stücke reißt. Auf dem Tisch liegend, schupft sie die Teigteile mit Händen und Füßen in die Luft, um sie in den allermeisten Fällen auch wieder mit diesen Extremitäten zu fangen.
So wie mit Dingen, so jonglieren die vier auch mit Worten – den Text haben sie selber erarbeitet und sich ergänzende Unterstützung von der Kabarettistin Maria Muhar geholt – immer mit augenzwinkerndem Infragestellen von gängigen Gedankenbildern und mit der am Ende auch plakativ geforderten neuen Streitkultur.
Nach den Aufführungen rund um den Nationalfeiertag (26. Oktober, Jahrestag des parlamentarischen Neutralitäts-Beschlusses) im Wiener Hipster-Café wollen die vier vor allem durch Wirts- und Gasthäuser des Landes touren und da vielleicht nicht nur schon (welt-)offenes Publikum erreichen.
Konzept: Aurelia Eidenberger, Florinda Fürst, Ariane Öchsner, Verena Schneider,
Autor:innen, Texte: Marielle Ameganvi, Nina Dafert, Maria Muhar, Ariane Öchsner, Verena Schneider
Performance: Marielle Ameganvi, Nina Dafert, Ariane Öchsner, Verena Schneider
Dramaturgische Beratung: Aslı Kışlal, Maria Sendlhofer
arianeoechsner
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