„Menschenfind“ – frei nach Molière im TAG, dem Theater an der Gumpendorfer Straße nimmt die Welt rund um Werbeagenturen gekonnt und witzig aufs Korn.
„Kreativität, die bewegt. Es ist uns ein persönliches Anliegen, mit Ihrem Content die Menschen zu bewegen. Wir haben die Erfahrung, die Leidenschaft und die Inspiration, damit Ihre Botschaften zu unverwechselbaren Geschichten werden.“ Diese mit vorgeblicher Bedeutung gefüllten Sätze, die Menschenfeind Alceste zum Besten in sarkastisch-ironischer Weise zum Besten gibt werden damit zum prall gefüllten Luftballon. Statt Platzen kommt das erste herzhafte Lachen aus dem vollbesetzten Publikumsraum im TAG, dem Theater an der Gumpendorfer Straße (Wien-Mariahilf). Frei nach Molières Komödie „Der Menschenfeind“ wird hier 1 ¼-Stunden lang die „bessere Gesellschaft“ aufs Korn genommen – vor mehr als 350 Jahren adelige Kreise, heute sich elitär fühlende Typ:innen rund um eine Werbeagentur.
Zum Lachen bietet die frei nach Molière verfasste Version von Fabian Alder, der auch Regie führte, an diesem Abend ziemlich viel – aus Situationskomik, Wortspiel, Spielwitz der Akteur:innen und nicht zuletzt so manchen Anspielungen – nicht zuletzt auf Zitate aus den wohl bekanntesten Chat-Nachrichten des Landes – u.a. „Hure der Reichen“.
Alceste, als süffisanter Durchblicker, der sich damit ins Abseits manövriert, von Jens Claßen dargestellt, kommt mit seiner messerscharfen Analyse allerdings allerdings deutlich überheblich daher, lässt die anderen spüren, dass er der Gscheitere und sie die Dummen sind. Lisa Schrammel spielt die Über-Drüber-Agentur-Chefin Célimène, die sich ihren Kund:innen anpasst. Ein großer Etat winkt von der Generalsekretärin der GÖP, der grün-ökonomischen Partei, (sozusagen das Besten aus beiden Welten). Ida Golda verkörpert diese schon äußerlich als Gegensatz, denn sie ist fast völlig in Plastik kostümiert (Kostüme: Katia Bottegal). Ida Golda schlüpft übrigens zwischendurch einmal in eine andere Rolle samt anderem Kostüm, in die von Arsinoé, die sich als Konkurrentin gern mit Célimène zusammentun würde.
Das Schauspiel-Sextett wird noch von der auf sehr dümmlich und gegenüber Alceste anlassig gepolten Éliante (Michaela Kaspar) und den auf scheinbar freigeistig angelegten Orente (Markus Hamele) und Clitandre (Georg Schubert) im Umfeld der Agenturchefin komplettiert.
Zwecks Dramatik (Dramaturgie: Tina Clausen) lässt der Autor ein geheimes Video auftauchen, das die Scheinheiligkeit der Agentur-Chefin enthüllt – und das, sollte es öffentlich werden, den Auftrag der GÖP-Chefin verhindern könnte. Was und wie sei hier sicher nicht verraten.
Außerdem ist die mögliche Intrige bzw. das Auseinanderklaffen von salbungsvollen Reden und gegensätzlichem Handeln nur ein zusätzliches Element im sehr witzigen, klugen Zerlegen von Bubbles, ihrer Sprache und ihrem Gehabe, das sich auf einer auch recht amüsant wirkenden Bühne – einer Art über- und ineinander gestapelter Enzis samt Rutsche – also Aufstieg, entspanntes Verweilen, Absturz inklusive – abspielt mit Grünzeug-Teppich an der Wand im Hintergrund (Bühne: Thomas Garvie).
Frei nach der Komödie „Der Menschenfeind“ von Molière
1 ¼ Stunden (keine Pause)
Text und Regie: Fabian Alder
Es spielen
Alceste: Jens Claßen
Célimène: Lisa Schrammel
Generalsekretärin der GÖP/ Arsinoé: Ida Golda
Oronte: Markus Hamele
Éliante: Michaela Kaspar
Clitandre: Georg Schubert
Bühne: Thomas Garvie
Kostüme: Katia Bottegal
Dramaturgie: Tina Clausen
Rollschuh-Choreografie: Riannon Clarke
Licht: Katja Thürriegl
Tontechnik: Peter Hirsch
Kostümbetreuung: Daniela Zivic
Bühnenbau: Hans Egger, Manuel Sandheim, Andreas Wiesbauer
Regieassistenz: Renate Vavera
Ausstattungs-Hospitanz: Simon Pall
Bis 13. Juni 2023
(Wiederaufnahme in der kommenden Saison 2023/24 in Planung)
TAG – Theater an der Gumpendorfer Straße 67, 1060
Telefon: 01 586 52 22
dastag -> menschenfeind
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