Theater Asou aus Graz gastiert mit Clowntheaterstück „Dr. Dr. Doktor Frankenstein“ im Wiener Clowntheater Olé und beim Theaterland Steiermark-Festival.
Frankenstein – DIE Geschichte schlechthin über die Erschaffung eines künstlichen Menschen, der dann zum Monster wird. Neben dem Originalroman von Mary Shelley vor mehr als 200 Jahren, jeder Menge Bühnen- und Filmfassungen gibt es diese dramatisierte Kritik an Künstlichem, das Menschen in Anflügen von Größenwahn produzieren ohne die (möglichen) Folgen zu bedenken, seit einigen Monaten eine recht witzige, teils absurde, Clowntheater-Version ohne sie zu verblödeln. Derzeit gastiert das Grazer Theater Asou mit Dr. Dr. Doktor Frankenstein“ im „erstbesten Clowntheater in Wien“, dem Theater Olé.
Bevor Michael Hofkirchner rund eineinhalb Stunden die Bühne – und zeitweise auch den Publikumsraum – bespielt, startet die Performance schon bei der „Sprechstundenhilfe“ namens Marie Schelky (!). In diese Rolle schlüpft Ursula Litschauer, die auch Regie führte und zwei Kurzauftritte auf der Bühne hat.
Ach ja, eigentlich hätte ich vorgehabt nicht zu spoilern, dass der bucklige, humpelnde Clown gar nicht der Doktor himself ist, aber schon die Ankündigung des Theaters verrät, dass es sich bei dieser Figur um Frankensteins Assistenten Zwonimir handelt. Der will aber mehr als nur vorbereiten, er eifert dem Dr. Dr. Doktor nach, nein will ihn sogar übertreffen, fühlt sich göttlich. Oder zumindest auf Zeigefinger-Höhe mit dem höheren Wesen – in einer kurzen Szene im letzten Viertel des Stücks stellt Hofkirchner den berühmten Ausschnitt aus Michelangelo Buanarottis Fresko aus der Sixtinischen Kapelle in Rom „Die Erschaffung Adams“ nach.
Ansätze von kaltem Schauer in den Szenen in denen der Arzthelfer Frankensteins O-Werk – die Erschaffung eines lebendigen Geschöpfes aus toten Stoffen – fabriziert, bricht der schauspielende Clown/clowneske Schauspieler mit exakt getimten witzigen Brüchen. Von solchen setzt er Hofkirchner insgesamt übrigens viele. Auch einen in dem möglicherweise doch der Arzt himself auftaucht. Oder doch nicht? Oder Zwonimir seinen Kopf verliert, der in einer Vitrine landet, beobachtet von einem einzelnen, einsam auf und ab wippenden Auge. Das auch das Publikum in „Augenschein“ nimmt.
Ausgangspunkt für das Stück, so Hofkirchner nach dem Auftritt im Olé zu Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… sei Vieles rund um und aus der Pandemie-Zeit gewesen. Und das vermittelt sich in so manchen Details der mit vor allem szenischen, teils auch sprachlich dicht mit Gags gespickten Show. Etwa, wenn der Möchtegern-Doktor mit überdimensionalen Spritzen Zuschauer:innen impfen will und diese angstvoll abwehren. Hingegen die meisten anstandslos die Zunge rausstrecken, wenn ihnen der hölzerne Spatel entgegengehalten wird.
Der Abend ist so voller liebe- und kunstvoller Details (bis hin zu fast absurd wirkenden Titeln von Roman-Zeitschriften im „Wartezimmer“), dass die eine oder andere Anspielung vielleicht sogar erst bei einem Zweit-Besuch in der „Ordination“ erblickt oder erkannt wird. Würde sich jedenfalls auszahlen.
Theater Asou
Performance, Stück, Dramaturgie: Michael Hofkirchner
Regie, Stück: Ursula Litschauer
Outstanding Eye (dramaturgische Beratung): Ursula Urban
Kostüme, Puppen: Katharina Krois
Bühnenbild: Christina Bergner
Lichtdesign, Technik: Kai Podhraski
Sounddesign: Michael Merkusch
Requisiten: Team
Tontechnik: Ursula Litschauer
Produktionsleitung: Ruth Knapp, Ursula Litschauer
25. März 2023
Theater Olé: 1030, Barmherzigengasse 18
Telefon: 0699 1881 1771
https://www.theater-ole.at/pdf/michifrankenstein.pdf
9. Juni 2023
beim Theaterland Steiermark
KulturHausKeller Straden: Straden 60
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