Kinder Jugend Kultur und mehr - Logo
Kinder Jugend Kultur Und mehr...
Erde für die Blumen(tröge)
Erde für die Blumen(tröge)
15.06.2024

Eine Gasse wird von Autos befreit und ist nun für Menschen da

Studierende der Technischen Uni Wien erstellten Konzept für die lebenswerte Umgestaltung einer Gasse mit Volksschule und VHS – und bauten selber viele Holz-Möbel dafür.

(Halb-)Kreise, Drei-, Vierecke und weitere geometrische große Formen – in gelb, orange und himmelblau zieren Gehsteig und Straße zwischen Volks- und Volkshochschule in der Galileigasse in Wien-Alsergrund. Seit kurzem. Und sie laden Kinder ein, die für Lauf- und Hüpfspiele zu verwenden. Junge Leute laden aus einem Transporter hölzerne Möbel aus – Sitzbänke ebenso wie große Blumentröge. Am Eck zur Dreihackengasse liegt ein riesiger Berg Erde. Lokalaugenschein von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… in einer neu entstehenden Spiel-, Wohn-, Lebensstraße nahe der Wiener Volksoper.

Spontane ganz junge Mithelfer:innen

Kaum sehen zwei vorbeigehende Kinder mit ihrer Mutter, dass die jungen Erwachsenen mit Scheibtruhen und Blumentöpfen Erde vom großen Berg einschaufeln, zu hölzernen neuen Blumentrögen bringen und dort einfüllen, drücken sie der Mutter die Eis-Stanitzel in die Hand. Sie wollen ihre Hände frei haben, um selbst vom Erd-Berg Einschaufeln zu können und neue Heimstätten für Blumen schaffen.

Lebensraum

Es ist Freitagnachmittag, Mitte Juni. Zwei Tage später – am Sonntag – werden noch viel mehr be-sitz- und -spielbare hölzerne Möbel hier stehen, alle großen Kisten mit Blumen bepflanzt sein. Und der Lebensraum für Menschen statt des Fahr- und Stellplatzraumes für Autos wird offiziell eröffnet, unter anderem von Bezirksvorsteherin Saya Ahmed. Die vormals von Autos befahrene Gasse wird so zum Lebensraum – nicht nur für die Kinder der Schule, Lernwillige allen Alters in der Volkshochschule, sondern natürlich auch für die Anrainer:innen dieser und benachbarter Gassen.

Essbares Beet

Freitagvormittag hatten schon Volksschulkinder ein essbares Beet bestückt – unter anderem mit Paradeis- oder wie viele sagen Tomaten-Pflanzen, Melonen und weiterem Obst und Gemüse. Für dieses Beet hatten einige ein Schild gemalt: „Kinderrecht = Bildung“.

Erhebung – Konzept – Umsetzung

Die farbenfrohe, umwelt- und lebensfreundliche Umgestaltung dieses Straßenabschnitts erfolgte als (lebens-)praktischer Teil einer Lehrveranstaltung der Technischen Universität Wien (TUW). 23 Studierende aus den Fachbereichen Architektur sowie Raumplanung haben diese Verwandlung sozusagen von der Pieke auf bis zur nunmehrigen Endfertigung durchgezogen.

Am Beginn standen wissenschaftliche Grundlagenforschung wie Verkehrserhebung, Befragungen der Anrainer:innen, der Lehrer:innen – mit der Einladung, dass die Kinder der Schule ihre Wünsche sowohl schreiben als auch zeichnen konnten. Auf diesem Fundament an Erkenntnissen wurde ein gesamtes Leitbild für diesen öffentlichen Raum erarbeitet – mit Details für Möblierung, Bepflanzung und nicht zuletzt die bunte Bodenbemalung, die auch nicht wahllos erfolgte; sondern Anleihe beim Formen in der Gasse nahm.

„Tactical Urbanism“ …

… nennen Katrin Hagen, Wissenschafterin und Lehrende am TUW-Institut für Städtebau, Landschaftsarchitektur und Entwerfen sowie Jan Gartner, Verbindungsglied zwischen der Uni, der lokalen Agenda Alsergrund und seiner Agentur „Raumpioniere“, die Interessierten hilft, urbane Projekte umzusetzen, diese Taktik bzw. Methode, städtischen Raum (wieder) lebenswerter zu machen im Gespräch mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…

Coolste Lehrveranstaltung

Die Galileigasse ist das zweite Projekte, das im Rahmen dieser studienrichtungs-übergreifenden Lehrveranstaltung (Mit-Betreuerinnen Lena Hohenkamp und Bianca Pfanner) umgesetzt wird/wurde. Im Jahr davor gelang dies im Vorarlberger Hard. Stellvertretend für die 23 Student:innen schilderten Sarah Milian und Alexandra Weber ihre Beteiligung. Letztere hatte schon im Vorjahr beim ersten Projekt mitgemacht und nun freiwillig diese Lehrveranstaltung wiederholt. Erstere meinte: „Es war die coolste Lehrveranstaltung in meinem ganzen Studium.“ Und sie steht nach knapp vier Jahren fast am Ende desselben. Und dass es der Zweitgenannten mindestens genauso erging, ergibt sich von selbst, „weil’s einfach was bringt, du siehst einen Erfolg deiner Arbeit. Und die macht den Leuten Freude“.

Und sie hätten auch Praktisches für ihr Leben gelernt. „Bevor wir begonnen haben, die Möbel zu bauen, haben wir vom Tischler – Paul Amann – eine genau Einführung in die Handhabung all der Werkzeuge bekommen“, verraten die beiden. Und dass dies nicht nur für sie beide, sondern auch für viele ihrer Kolleg:innen, ziemliches Neuland war.

Werkstatt in Ex-Garage

Gesägt, gebohrt, geschraubt, geschliffen, lackiert bzw. die Blumentröge innen mit Teichfolie ausgekleidet haben die Studis übrigens in der „Garage Grande“, einem ehemaligen Parkhaus in Wien-Ottakring (Deinhardsteingasse/Abelegasse). Nachdem die Garage für die immer größer und breiter werdenden Autos zunehmend unbrauchbar geworden ist, hat die Gebietsbetreuung Stadterneuerung das mehrstöckige Gebäude übernommen und es zu einer Brutstätte für nachhaltige Projekte und Ideen gemacht. Die reichen von einer Fahrradwerkstatt über Pläne und Modelle für Umgestaltungen von Stadträumen – unter anderem den Westbahnpark -, künstlerische Gestaltungen, Pflanzen- und Kräuterzucht… und eben den Bau der hölzernen Stadtmöbel für die Galileigasse. Motto der „Garage Grande“: „Ideen für das Stadtklima von morgen entstehen in einer Garage von gestern.“

Follow@kiJuKUheinz

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden