Kinder Jugend Kultur und mehr - Logo
Kinder Jugend Kultur Und mehr...
Ishraqs Sohn bekommt bei einer der regelmäßigen Untersuchungen im Gesundheitszentrum im Dorf Al-Khatabiah (Lahj, Jemen) auch kräftigende Nahrung.
Ishraqs Sohn bekommt bei einer der regelmäßigen Untersuchungen im Gesundheitszentrum im Dorf Al-Khatabiah (Lahj, Jemen) auch kräftigende Nahrung.
29.03.2023

Jemen: Mehr als zwei Millionen Kinder und Jugendliche hungern

Unicef macht anlässlich des 8. Jahrestages des Krieges im Jemen auf „vergessene“ Schicksale aufmerksam.

Der seit mehr als einem Jahr dauernde Krieg in der Ukraine ist – zum Glück – immer wieder (medial) präsent. Andere, wie 12 Jahre Krieg in Syrien oder acht Jahre im Jemen sind schon lange aus dem Blickpunkt der Öffentlichkeit „verschwunden“. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen rief kürzlich die aktuellen Zahlen aus dem Jemen in Erinnerung.

Acht brutale Jahre des Konflikts haben das Leben von Millionen Kindern im Jemen zerstört und dazu geführt, dass
* 2,2 Millionen Kinder und Jugendliche an akuter Mangelernährung leiden, darunter allein mehr als eine halbe Million (540.000 Kinder) Kinder unter fünf Jahren so stark, dass ihr Zustand lebensbedrohlich ist und alle 10 Minuten ein Kind an vermeidbaren Ursachen stirbt.
* 11 Millionen Kinder benötigen humanitäre Hilfe.

Die humanitäre Krise im Jemen ist das Ergebnis des Zusammentreffens von acht Jahren heftiger Konflikte, wirtschaftlichen Zusammenbruchs und einem lahmgelegten sozialen Unterstützungssystem, das die wichtigsten Dienstleistungen beeinträchtigt.

Fast 1000 Angriffe auf Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen

Die Vereinten Nationen haben festgestellt, dass zwischen März 2015 und November 2022 mehr als 11.000 Kinder getötet oder schwer verletzt wurden. Mehr als 4.000 Kinder und Jugendliche wurden von den Kriegsparteien rekrutiert und eingesetzt, und es gab mehr als 900 Angriffe auf Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen und deren militärische Nutzung, was die Verwirklichung der Grundrechte der Kinder auf einen sicheren und angemessenen Zugang zu Gesundheit und Bildung behindert. Da dies nur die belegbaren Zahlen sind, wird eine viel größere Dunkelziffer befürchtet.

Binnen-Flüchtlinge

Auch die Lage der binnenvertriebenen Kinder gibt weiterhin Anlass zu großer Sorge. Mehr als 2,3 Millionen Kinder leben immer noch in Lagern für Geflüchtete, in denen ihr Zugang zu grundlegender Gesundheitsversorgung, Ernährung, Bildung, Schutz und WASH-Diensten (Wasser und Hygiene) unzureichend ist.

„Nach 8 Jahren fühlen sich viele Kinder und Familien in einem ständigen Kreislauf der Hoffnungslosigkeit gefangen“, so der örtliche Unicef-Vertreter Peter Hawkins. „Als ich kürzlich eine Familie besuchte, die seit mehr als sieben Jahren aus ihrer Heimat vertrieben wurde, wurde mir klar, dass sich bei zu vielen Familien außer den Gesichtern der Kinder kaum etwas an ihrer Situation geändert hat. Die Kinder sind mit nichts anderem als Konflikten aufgewachsen, und es ist von entscheidender Bedeutung, diesen Kindern ein wenig Hoffnung auf eine friedliche Zukunft zu geben.“

Hlabwegs sichere Räume und Aktivitäten zur Stärkung psychischer Gesundheit werden ebenfalls gefördert - hier in einem Zelt in Al-Jawf (Jemen)

Geld für Hilfsmaßnahmen fehlt

UNICEF benötigt dringend 447 Millionen Euro, um seine lebensrettende humanitäre Hilfe für Kinder im Jemen im Jahr 2023 fortzusetzen. Wenn diese Mittel nicht zur Verfügung gestellt werden, könnte UNICEF gezwungen sein, seine lebenswichtige Hilfe für gefährdete Kinder einzuschränken. „Die Kinder im Jemen sollten mit Hoffnung in die Zukunft blicken können, nicht mit Angst. Wir rufen alle Parteien auf, uns dabei zu helfen, diese Hoffnung zu erfüllen, indem sie sich für das jemenitische Volk einsetzen und ein Land und eine erschöpfte Bevölkerung vom Abgrund zurückholen“, so Hawkins.

Trotzalledem: Erreichtes

Trotz der Herausforderungen konnte UNICEF im Jahr 2022 Folgendes erreichen:
* Unterstützung der Behandlung von schwerer akuter Mangelernährung bei mehr als 375.000 Kindern in 4.584 Einrichtungen der medizinischen Grundversorgung und 34 therapeutischen Ernährungszentren.
* Bereitstellung von Bargeld-Notfalltransfers für fast 1,5 Millionen Haushalte pro Quartal, wovon rund 9 Millionen Menschen profitieren.
* Zugang zu sicherem und nachhaltigem Trinkwasser für 6,2 Millionen Menschen durch ein breites Spektrum von Aktivitäten wie Wassertransporte, die Einrichtung von Wasserverteilungsstellen und den Ausbau von Wasserversorgungssystemen in Lagern für Binnenflüchtlinge. UNICEF stellt auch Treibstoff zur Verfügung, um die Produktion und Verteilung von sauberem Wasser an 36 lokale Wasser- und Abwasserunternehmen in 15 Gouvernements zu unterstützen.
* Impfungen gegen Masern und Polio für mindestens 2,1 Millionen Kinder, die kaum oder gar keinen Zugang zur medizinischen Grundversorgung haben.
* Psychosoziale Unterstützung für mehr als 478.000 Kinder und Betreuer:innen in Konfliktgebieten und lebensrettende Aufklärung von über 5,2 Millionen Kindern und Gemeindemitgliedern über Minenrisiken.
* Erreichen von mehr als 2,7 Millionen Menschen in abgelegenen ländlichen Gebieten mit Zugang zu öffentlichen Gesundheitszentren.
* Unterstützung der Gesundheitsdienste für Mütter, Neugeborene und Kinder in 24 Krankenhäusern durch Bereitstellung von operativer Unterstützung sowie von Ausrüstung und Medikamenten. Darüber hinaus wurden durch die Unterstützung von 4.500 stationären Zentren für ambulante therapeutische Programme (OTP) und 288 mobilen Teams die Dienste zur Behandlung und Vorbeugung von Mangelernährung ausgeweitet.
* Mehr als 538.800 Kinder erhielten individuelles Lernmaterial, mehr als 856.600 Kinder Zugang zu formaler und nicht formaler Bildung, einschließlich Früherziehung.

Follow@kiJuKUheinz