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Kinder schöpfen Wasser aus dem Brunnen in Dedougou, im Westen Burkina Fasos
Kinder schöpfen Wasser aus dem Brunnen in Dedougou, im Westen Burkina Fasos
22.03.2023

Kein sauberes Wasser: Täglich sterben 1000 Kinder unter 5 Jahren

Vor 30 Jahren wurde der Weltwassertag am 22. März erfunden, jetzt findet eine UNO-Konferenz statt, das Kinderhilfswerk Unicef stellt Forderungen.

Mehr als 1000 Kinder unter fünf Jahren sterben an Krankheiten, die durch dreckiges Wasser, fehlende Sanitäreinrichtungen oder mangelnde Hygiene-Möglichkeiten verursacht werden. Um sich das vielleicht vorstellen zu können: Das wären bei – sagen wir 20 Kindern pro Gruppe – also 50 Kindergartengruppen. Und das jeden Tag!

Wir leben in einer privilegierten Gegend dieser Welt, wir drehen den Wasserhahn auf und  haben sauberes Wasser, spülen sogar Klos damit, haben Seife und so weiter. Aber in vielen Ländern und Gegenden der Welt ist das nicht so, soll aber bis 2030 – und das sind nur mehr sieben Jahre – anders sein, so das Ziel der vom 22 bis 24. März in New York am Sitz des UNO-Hauptquartiers stattfindenden Wasserkonferenz.

Darauf weist das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, Unicef, in einer Aussendung zum bevorstehenden Weltwassertag hin. Diesen hat die UNO vor 30 Jahren ausgerufen, um auf die Wichtigkeit von sauberem Wasser aufmerksam zu machen. Unicef schreibt in der aktuellen Medien-Ausendung, dass der Klimawandel das Wasserproblem verstärkt.

Aus den REsten eines ausgetrocknetes Flusses in Dollow (Somalia) sammelt ein Bub ein bisschen Wasser
Aus den Resten eines ausgetrocknetes Flusses in Dollow (Somalia) sammelt ein Bub ein bisschen Wasser

„Afrika steht vor einer Wasserkatastrophe“

190 Millionen Kinder in zehn afrikanischen Ländern sind laut einer neuen Unicef-Analyse durch eine dreifache Wasserkrise besonders gefährdet. Bei ihnen kommen eine unzureichende Versorgung mit Wasser, sanitären Einrichtungen und Hygiene (WASH), eine hohe Last an durch schmutziges Wasser verursachte Krankheiten und hohe Risiken durch den Klimawandel zusammen. Die dreifache Bedrohung ist in Benin, Burkina Faso, Kamerun, Tschad, Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste), Guinea, Mali, Niger, Nigeria und Somalia am dringendsten. Damit gehört West- und Zentralafrika zu den Regionen mit der größten Wasser- und Klima-Unsicherheit der Welt. Viele der am schlimmsten betroffenen Länder, insbesondere in der Sahelzone, leiden unter Instabilität und bewaffneten Konflikten, was den Zugang von Kindern zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen zusätzlich erschwert.

„Afrika steht vor einer Wasserkatastrophe. Während klima- und wasserbedingte Schocks weltweit zunehmen, verschärfen sich die Risiken für Kinder nirgendwo sonst auf der Welt so stark wie in Afrika“, sagt Unicef-Programmdirektor Sanjay Wijesekera. „Verheerende Stürme, Überschwemmungen und historische Dürren zerstören bereits jetzt Einrichtungen und Häuser, kontaminieren Wasserquellen, verursachen Hungerkrisen und verbreiten Krankheiten. Aber so herausfordernd die gegenwärtigen Bedingungen auch sind, ohne massive Gegenmaßnahmen könnte die Zukunft noch viel düsterer aussehen.“

In diesen Kanistern tragen Kinder schon von der Unicef gefiltertes Wasser von außerhalb des Dorfes Sami Mahmood Hami (Sudan) in ihren Ort Rosaries
In diesen Kanistern tragen Kinder schon von der Unicef gefiltertes Wasser von außerhalb des Dorfes Sami Mahmood Hami (Sudan) in ihren Ort Rosaries

Für den Bericht hat das UNO-Kinderhilfswerk analysiert, welchen Zugang weltweit Haushalte zur Wasser-, Sanitär- und Hygieneversorgung haben, wie viele Kinder unter fünf Jahren an Krankheiten sterben, die im Zusammenhang mit verschmutztem Wasser stehen, und wie hoch die Klima- und Umweltgefahren sind. Dadurch wird sichtbar, in welchen Ländern und Regionen Kinder am stärksten gefährdet sind und wo dringend in Lösungen investiert werden muss, um unnötige Todesfälle zu vermeiden.

In den zehn Hotspot-Ländern hat fast ein Drittel der Kinder zu Hause keinen Zugang zu wenigstens einer Basis-Versorgung mit sauberem Wasser, und zwei Drittel haben nicht einmal einfache sanitäre Einrichtungen. Ein Viertel der Kinder hat keine andere Wahl, als die freie Natur als Toilette zu benutzen. Auch die Hygiene ist eingeschränkt, da drei Viertel der Kinder sich zu Hause die Hände nicht mit Wasser und Seife waschen können.

In der Folge tragen diese Länder auch die größte Last an Todesfällen bei Kindern aufgrund von Krankheiten wie Durchfallerkrankungen, die durch unzureichende Wasser- und Sanitärversorgung und Hygiene verursacht werden. Beispielsweise waren sechs der zehn Hotspot-Länder im vergangenen Jahr mit Cholera-Ausbrüchen konfrontiert.

Klimawandel und Konflikte verschärfen Wasserkrise

Diese Hotspots gehören zu den Ländern mit besonders hohem Risiko, Klima- und Umweltbedrohungen ausgesetzt zu sein. Die Temperaturen steigen in Teilen West- und Zentralafrikas noch schneller an als im globalen Durchschnitt. Auch der Grundwasserspiegel sinkt, was einige Gemeinden dazu zwingt, doppelt so tiefe Brunnen zu graben wie noch vor zehn Jahren. Gleichzeitig sind die Regenfälle unregelmäßiger und intensiver geworden, was zu Überschwemmungen führt, die die knappen Wasservorräte verseuchen.

„Es ist ungefähr 3 Monate her, seit wir das Standrohr bekommen haben. Früher mussten wir Wasser aus einem Fluss holen, der 3 Kilometer von hier entfernt ist. Heute gibt es Wasser nur zwei Minuten vom Haus entfernt“, sagt Chantale Akelo, die am 1. Februar 2023 das Wasser trägt, das sie aus dem von UNICEF installierten Wasserhahn der Mbunya Primary School in Lengabo, Provinz Ituri, DR Kongo, gezapft hat.
„Es ist ungefähr 3 Monate her, seit wir das Standrohr bekommen haben. Früher mussten wir Wasser aus einem Fluss holen, der 3 Kilometer von hier entfernt ist. Heute gibt es Wasser nur zwei Minuten vom Haus entfernt“, sagt Chantale Akelo, die am 1. Februar 2023 das Wasser trägt, das sie aus dem von UNICEF installierten Wasserhahn der Mbunya Primary School in Lengabo, Provinz Ituri, DR Kongo, gezapft hat.

Die Belastungen durch bewaffnete Konflikte drohen in einigen Ländern, bisherige Fortschritte bei sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen zunichte zu machen. Beispielsweise haben in Burkina Faso Angriffe auf Wasseranlagen als Taktik zur Vertreibung von Menschen zugenommen. 2022 wurden 58 Wasserstellen angegriffen, im Vergleich zu 21 im Jahr 2021 und drei im Jahr 2020. In der Folge verloren mehr als 830.000 Menschen – mehr als die Hälfte davon Kinder – im letzten Jahr den Zugang zu sauberem Trinkwasser.

Eine Trinkwasserversorgungs- samt Photovoltaik-Anlage verhilft Kindern der Schule und den Menschen der Gemeinde Ngoura im Osten Kaermuns zu sauberem Wasser
Eine Trinkwasserversorgungs- samt Photovoltaik-Anlage verhilft Kindern der Schule und den Menschen der Gemeinde Ngoura im Osten Kaermuns zu sauberem Wasser

UNICEF-Forderungen zur UN-Wasserkonferenz

Bei der oben schon genannten Welt-Wasserkonferenz kommen übrigens zum ersten Mal seit 46 Jahren führende Politiker:innen und wichtige Vertreter:innen von Organisationen zusammen, um die Fortschritte beim Ziel des Zugangs zu Wasser und sanitären Einrichtungen für alle zu überprüfen. UNICEF fordert dabei

  • Schnelle Erhöhung der Investitionen in die Wasser-, Sanitär- und Hygieneversorgung, auch aus den für Klimaschutz vorgesehenen Mitteln.
  • Stärkung der Klima-Resilienz sowohl im Sektor der Wasser-, Sanitär- und Hygieneversorgung als auch in Städten und Gemeinden.
  • Vorrang für die am stärksten durch die Wasserkrise gefährdeten Gemeinschaften in den politischen Richtlinien und Hilfsprogrammen.
  • Ausweitung von effektiven und zuverlässigen Systemen, bessere Koordination und größere Kapazitäten zur Bereitstellung von Wasser- und Sanitärversorgung.
  • Investitionen in die globale Initiative zur rascheren Umsetzung von SDG 6 (Nachhaltigkeitsziele), dem Entwicklungsziel der Vereinten Nationen für sauberes Trinkwasser und sanitäre Einrichtungen, das bis 2030 erreicht werden soll.
Hier im Westen Tschads hat Unicef auf dem Spielplatz der Schule in Bol für sauberes Wasser gesorgt
Hier im Westen Tschads hat Unicef auf dem Spielplatz der Schule in Bol für sauberes Wasser gesorgt

„Investitionen in klimaverträgliche Wasser-, Sanitär- und Hygienedienste sind nicht nur eine Frage des Schutzes der Gesundheit von Kindern heute, sondern auch der Sicherung einer nachhaltigen Zukunft für kommende Generationen“, sagt Unicef-Programmdirektor Sanjay Wijesekera.

Mit der Kampagne „Be the change you want to see in the world“ werden alle Menschen zum Handeln aufgefordert – jede und jeder könne durch kleine Veränderungen im Umgang mit Wasser etwas bewirken, allerdings nicht die globalen Wasserprobleme lösen.

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