Vor 30 Jahren wurde der Weltwassertag am 22. März erfunden, jetzt findet eine UNO-Konferenz statt, das Kinderhilfswerk Unicef stellt Forderungen.
Mehr als 1000 Kinder unter fünf Jahren sterben an Krankheiten, die durch dreckiges Wasser, fehlende Sanitäreinrichtungen oder mangelnde Hygiene-Möglichkeiten verursacht werden. Um sich das vielleicht vorstellen zu können: Das wären bei – sagen wir 20 Kindern pro Gruppe – also 50 Kindergartengruppen. Und das jeden Tag!
Wir leben in einer privilegierten Gegend dieser Welt, wir drehen den Wasserhahn auf und haben sauberes Wasser, spülen sogar Klos damit, haben Seife und so weiter. Aber in vielen Ländern und Gegenden der Welt ist das nicht so, soll aber bis 2030 – und das sind nur mehr sieben Jahre – anders sein, so das Ziel der vom 22 bis 24. März in New York am Sitz des UNO-Hauptquartiers stattfindenden Wasserkonferenz.
Darauf weist das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, Unicef, in einer Aussendung zum bevorstehenden Weltwassertag hin. Diesen hat die UNO vor 30 Jahren ausgerufen, um auf die Wichtigkeit von sauberem Wasser aufmerksam zu machen. Unicef schreibt in der aktuellen Medien-Ausendung, dass der Klimawandel das Wasserproblem verstärkt.
190 Millionen Kinder in zehn afrikanischen Ländern sind laut einer neuen Unicef-Analyse durch eine dreifache Wasserkrise besonders gefährdet. Bei ihnen kommen eine unzureichende Versorgung mit Wasser, sanitären Einrichtungen und Hygiene (WASH), eine hohe Last an durch schmutziges Wasser verursachte Krankheiten und hohe Risiken durch den Klimawandel zusammen. Die dreifache Bedrohung ist in Benin, Burkina Faso, Kamerun, Tschad, Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste), Guinea, Mali, Niger, Nigeria und Somalia am dringendsten. Damit gehört West- und Zentralafrika zu den Regionen mit der größten Wasser- und Klima-Unsicherheit der Welt. Viele der am schlimmsten betroffenen Länder, insbesondere in der Sahelzone, leiden unter Instabilität und bewaffneten Konflikten, was den Zugang von Kindern zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen zusätzlich erschwert.
„Afrika steht vor einer Wasserkatastrophe. Während klima- und wasserbedingte Schocks weltweit zunehmen, verschärfen sich die Risiken für Kinder nirgendwo sonst auf der Welt so stark wie in Afrika“, sagt Unicef-Programmdirektor Sanjay Wijesekera. „Verheerende Stürme, Überschwemmungen und historische Dürren zerstören bereits jetzt Einrichtungen und Häuser, kontaminieren Wasserquellen, verursachen Hungerkrisen und verbreiten Krankheiten. Aber so herausfordernd die gegenwärtigen Bedingungen auch sind, ohne massive Gegenmaßnahmen könnte die Zukunft noch viel düsterer aussehen.“
Für den Bericht hat das UNO-Kinderhilfswerk analysiert, welchen Zugang weltweit Haushalte zur Wasser-, Sanitär- und Hygieneversorgung haben, wie viele Kinder unter fünf Jahren an Krankheiten sterben, die im Zusammenhang mit verschmutztem Wasser stehen, und wie hoch die Klima- und Umweltgefahren sind. Dadurch wird sichtbar, in welchen Ländern und Regionen Kinder am stärksten gefährdet sind und wo dringend in Lösungen investiert werden muss, um unnötige Todesfälle zu vermeiden.
In den zehn Hotspot-Ländern hat fast ein Drittel der Kinder zu Hause keinen Zugang zu wenigstens einer Basis-Versorgung mit sauberem Wasser, und zwei Drittel haben nicht einmal einfache sanitäre Einrichtungen. Ein Viertel der Kinder hat keine andere Wahl, als die freie Natur als Toilette zu benutzen. Auch die Hygiene ist eingeschränkt, da drei Viertel der Kinder sich zu Hause die Hände nicht mit Wasser und Seife waschen können.
In der Folge tragen diese Länder auch die größte Last an Todesfällen bei Kindern aufgrund von Krankheiten wie Durchfallerkrankungen, die durch unzureichende Wasser- und Sanitärversorgung und Hygiene verursacht werden. Beispielsweise waren sechs der zehn Hotspot-Länder im vergangenen Jahr mit Cholera-Ausbrüchen konfrontiert.
Diese Hotspots gehören zu den Ländern mit besonders hohem Risiko, Klima- und Umweltbedrohungen ausgesetzt zu sein. Die Temperaturen steigen in Teilen West- und Zentralafrikas noch schneller an als im globalen Durchschnitt. Auch der Grundwasserspiegel sinkt, was einige Gemeinden dazu zwingt, doppelt so tiefe Brunnen zu graben wie noch vor zehn Jahren. Gleichzeitig sind die Regenfälle unregelmäßiger und intensiver geworden, was zu Überschwemmungen führt, die die knappen Wasservorräte verseuchen.
Die Belastungen durch bewaffnete Konflikte drohen in einigen Ländern, bisherige Fortschritte bei sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen zunichte zu machen. Beispielsweise haben in Burkina Faso Angriffe auf Wasseranlagen als Taktik zur Vertreibung von Menschen zugenommen. 2022 wurden 58 Wasserstellen angegriffen, im Vergleich zu 21 im Jahr 2021 und drei im Jahr 2020. In der Folge verloren mehr als 830.000 Menschen – mehr als die Hälfte davon Kinder – im letzten Jahr den Zugang zu sauberem Trinkwasser.
Bei der oben schon genannten Welt-Wasserkonferenz kommen übrigens zum ersten Mal seit 46 Jahren führende Politiker:innen und wichtige Vertreter:innen von Organisationen zusammen, um die Fortschritte beim Ziel des Zugangs zu Wasser und sanitären Einrichtungen für alle zu überprüfen. UNICEF fordert dabei
„Investitionen in klimaverträgliche Wasser-, Sanitär- und Hygienedienste sind nicht nur eine Frage des Schutzes der Gesundheit von Kindern heute, sondern auch der Sicherung einer nachhaltigen Zukunft für kommende Generationen“, sagt Unicef-Programmdirektor Sanjay Wijesekera.
Mit der Kampagne „Be the change you want to see in the world“ werden alle Menschen zum Handeln aufgefordert – jede und jeder könne durch kleine Veränderungen im Umgang mit Wasser etwas bewirken, allerdings nicht die globalen Wasserprobleme lösen.