Zwischen Kinderrechte-Geburtstag und Weltklimakonferenz kamen bei einer Tagung in Wien u.a. auch Kinder und Jugendliche über Kinderrechte und Klimaschutz zu Wort.
„Ich war damals so ungefähr fünf Jahre, wollte mit dem Rad in den Kindergarten fahren, ohne dass es gefährlich ist. Weil das nicht gegangen ist, wollt ich einen Brief an den Bürgermeister schreiben.“ Das nannte Johanna Schellnegger (heute 15 Jahre) aus dem steirischen Gleisdorf kürzlich als ihr erstes Engagement in Sachen Klimaschutz. Gemeinsam mit fünf anderen Kindern und Jugendliche saß sie in einer der Podiums-Runden der Konferenz „Kinderrechte als Chance und Auftrag im Klimaschutz“.
Die Tagung fand zwischen dem 34. Geburtstag der UN-Kinderrechtskonvention (20. November) und dem Auftakt der aktuelle laufenden 28. Weltklimakonferenz (30.November – 12. Dezember 2023) im Wiener Volkskundemuseum statt.
Neben Fachleuten unterschiedlichster Sparten, Aktivist:innen und Politiker:innen war eben eines der Podien – noch immer eine Seltenheit bei Konferenzen – Kindern und Jugendlichen gewidmet. Neben der schon Genannten sprachen Felix Kaufmann, Marlies Pernsteiner, Anton Jordan-Lichtenberger, Marie Saubart und Leo Bydlinski (zwischen 6 und 17 Jahren) – moderiert von Daniela Köck von der steierischen Mitbestimmungs-Initiative beteiligung.st.
Weil sie damals natürlich noch nicht einen ganzen Brief schreiben konnte, „hab ich ihn meiner Mutter diktiert“, verrät Johanna Schellnegger Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… auf Nachfrage in der anschließenden Pause. Die weitere Frage beantwortet sie so: „Nein, ich hab nie eine Antwort bekommen.“
Im Podium selber berichtet sie: „Heute gibt es zwar schon mehr Radwege in Gleisdorf. Aber immer noch auch welche, die plötzlich aus sind und wo dann nur „Ende“ steht. Wäre das bei einer Straße so, dann würden sich sicher viele Leute aufregen.“ Eigentlich wäre es sogar ziemlich undenkbar. Außerdem sollte es beim Schulessen auch vegetarische und vegane Kost geben.
Die öffentlichen Verkehrsverbindungen hätten sich in den vergangenen Jahren zwar verbessert, aber noch sind nicht alle Busse barrierefrei, weist die 15-Jährige auf ein noch vorhandenes Manko hin. Außerdem wünscht sie sich mehr politische und Umweltbildung in den Schulen, um diese wichtigen Themen ausführlich zu behandeln.
(Mehr) Radfahren war vor allem auch dem sechsjährigen Anton Jordan-Lichtenberger aus dem Burgenland, „in der Nähe von Eisenstadt“ ein großes Anliegen. Mindestens drei Mal wies er in der Podiumsrunde darauf hin. Für Umwelt und Natur habe er sich „so mit drei oder vier Jahren“ zu interessieren „begonnen als in Tier-Dokus angeschaut habe“.
„Das Internet is ned immer schlecht, bei mir hat das Interesse mit YouTube-Videos über Nachhaltigkeit angefangen, als ich ungefähr zehn war“, so die 17-jährige Marie Saubart. „Mir ist die Ernährung sehr wichtig. Aber vegetarisch oder vegan zu leben ist nicht immer einfach. In Gasthäusern gibt’s oft Viel Auswahl bei Speisen mit Fleisch; vegetarisch aber ganz wenig und vegan oft nur Pommes.“
Weiters wünscht sie sich „Züge attraktiver zu machen, vor allem preistechnisch. Wenn wir in der Familie über Urlaub reden und ich sage, na fahren wir doch mit dem Nachtzug, statt zu fliegen, sagen die Eltern: Viel zu teuer und zu lang.“
Marie Saubart, die in Hitzendorf, in der Nähe von Graz wohnt, nennt als Verbesserung zwar einen Busbahnhof, von dem „jede halbe Stunde ein Bus nach Graz fährt, aber die Verbindung zwischen den ländlichen Gemeinden ist noch nicht so besonders. Da musst du erst nach Graz und von dort dann in diesen Ort fahren.“
„Dass Zugreisen billiger sein sollen“, fordert auch die sechsjährige Marlies Pernsteiner aus Brunn (Niederösterreich). „Bei Autos soll es mehr mit E-Motor geben. Da könnte auch die Polizei zum Beispiel mit solchen fahren.“
Felix Kaufmann (17) wohnt in Gerersdorf, einem 884-Einwohner:innen-Ort ganz nahe bei St. Pölten. Sein wichtigstes Anliegen ist eine brauchbare öffentliche Verkehrsverbindung. „Mit dem Auto ist es von uns nur ungefähr drei Minuten bis St. Pölten und trotzdem fährt zu uns der letzte Bus um 18 Uhr. Ich arbeite nach der Schule bis 18.30 Uhr. Am Wochenende fährt überhaupt nur ganz selten ein Bus zu uns oder von uns nach St. Pölten.“
Leo Bydlinski (17) aus Gratwein nördlich von Graz nennt als „mein wichtigstes Anliegen ist Regionalität – nicht nur bei Lebensmitteln, sondern auch bei anderen Produkten wie zum Beispiel Solaranliegen. Die sollten wir in Europa, am besten sogar in Österreich produzieren, um uns lange Wege aus Fernost und damit CO2-Ausstoß zu ersparen.“ Bei Lebensmitteln führt er obendrein noch an: „In vielen anderen Ländern gibt es ja auch weniger strenge Auflagen was gentechnische Veränderungen oder Einsatz von Pflanzenschutzmitteln betrifft.“
Und dann nennt er noch in Sachen Reisen: „Unsere Familie sucht auch in der näheren Umgebung schöne Strände, zum Beispiel in Albanien, da müssen wir dann nicht hinfliegen.“
Bei dieser Konferenz „Kinderrechte als Chance und Auftrag im Klimaschutz“ wurde mehrfach auf einige Artikel der vor 34 von der UNO-Generalversammlung beschlossenen Kinderrechtskonvention hingewiesen, die den Zusammenhang zwischen beiden Materien beinhalten.
Zwar wurde in Österreich leider nicht die gesamte Kinderrechtskonvention in die Verfassung aufgenommen, aber wenigstens einige Artikel. In diesem Verfassungsgesetz über die Rechte der Kinder gibt es auch eine Präambel (Vorbemerkung). In der heißt es etwa im Artikel 1: „Jedes Kind hat Anspruch auf den Schutz und die Fürsorge, die für sein Wohlergehen notwendig sind, auf bestmögliche Entwicklung und Entfaltung sowie auf die Wahrung seiner Interessen auch unter dem Gesichtspunkt der Generationengerechtigkeit. Bei allen Kinder betreffenden Maßnahmen öffentlicher und privater Einrichtungen muss das Wohl des Kindes eine vorrangige Erwägung sein…“
Verstärkt wurde nicht zuletzt das Recht von Kindern und Jugendlichen auf Schutz vor Umweltschäden, die ja unter den Folgen der Klimakrisen noch viel länger und mehr zu leiden haben/hätten, durch den „General Comment Nr. 26“ zu der Kinderrechtskonvention. In mehreren Jahren hatten insgesamt mehr als 16.000 Kinder und Jugendliche in 121 Staaten der Erde an diesen Kommentaren mitgewirkt.
Ingrid Pintaritsch von der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar und Sebastian Öhner von der Wiener Kinder- und Jugendanwaltschaft fassten die wichtigsten Punkte aus diesem neuen Allgemeinen Kommentar zur Kinderrechtskonvention zusammen:
Aus den beiden obigen Absätzen leiten Österreichs Kinder- und Jugendanwaltschaften folgende Forderungen ab: Klimaschutzgesetz mit Schutz ökologischer Kinderrechte und verstärkte Einbeziehung von Kindern und Jugendlichen in Fragen von Klima- und Umweltschutz.