Kinder und jugendliche hatten für die 28. Kids-in-Fashion-Show 1800 Entwürfe eingesandt, die 66 besten wurden von jugendlichen Models am Laufsteg präsentiert. Viele Interviews, an die 200 Fotos und ein Video.
Sonne, Regenbogen, Blumen, ein Aquarium – vor allem bunte, vielfältige Lebensfreude strahlten die meisten der Kleidungsstücke aus, die Samstagabend am Vorabend der Bundespräsidentenwahl in der Mensa der Wiener Wirtschaftsuni am Laufsteg zu sehen waren. Allesamt entworfen von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen (4 bis 21 Jahre – in drei Alterskategorien). Umgesetzt von Modeschüler:innen. Vorgeführt von jugendlichen Models. Wie auch in den vorangegangenen 27 Ausgaben von „Kids in Fashion“ wie dieser Bewerb der Wiener Jugendzentren heißt. Vielfältig übrigens nicht nur die Designs und realisierten Entwürfe, echt divers sind sowohl die Einsender:innen als auch die Models – und das junge Moderationsduo Frida Burger und Fatih Yalçın das ebenfalls Kleidungsstücke aus den siegreichen Entwürfen trug – samt einmal Umziehen und neuem Outfit.
Kinder I Jugend I Kultur I und mehr … war bei der Live-Show und hörte sich schon Stunden davor sowohl im Backstage-Bereich als auch bei den Plakaten mit den Zeichnungen aller 66 ausgewählten Entwürfen um, wo immer wieder Jung-Designer:innen sich Interviews stellten.
Simon ist mit vier Jahren eines der jüngsten Kinder, von denen ein Entwurf realisiert wurde. Und er strahlt übers ganze Gesicht als er vor seiner Zeichnung steht. Wobei, es ist nicht alles von ihm, wie sich herausstellt. „Die Hose hat sie gezeichnet“, deutet er auf die fünfjährige Cousine Laelli. „Ja, er hat mich gefragt, bitte kannst du das malen, ich kann keine Hose zeichnen. Und dann hab ich lauter bunte, dünne Streifen gezeichnet“ – wie ein Regenbogen.
Zwar hat Mino Dreier (19) bei Weitem nicht so lange Beine, wie sie die Designerin gezeichnet hat, die Umsetzung aber kommt der Zeichnung der beiden Kinder ansonsten doch recht nahe. Er ist zum zweiten und dennoch zum ersten Mal so richtig bei Kids in Fashion. „Das erste Mal war in der Corona-Zeit mit den Lockdowns, da hat’s keine Show gegeben, sondern nur viele Termine mit kleinen Gruppen, die gefilmt worden sind (Berichte darüber – siehe Links unten am Ende des Beitrages).“ Dreier ist in der Schauspielausbildung, hat beim Wiener Kindertheater mitgespielt und ihn interessiert Film viel mehr, „aber ich will eine gute Schauspiel-Ausbildung“.
Mikhail Karadzhov (11) hat seine Figur nicht nur vollkommen grün gekleidet, sondern auch deren Gesicht so eingefärbt. „Ich hab das erste Mal mitgemacht, weil alle meine Freunde in der Schule auch für den Bewerb gezeichnet haben. Erst hab ich mir nicht viel gedacht, dann hatte ich irgendwie die Idee mit Wassermelonen, die Ärmel und Schuhe in diesem Stil gezeichnet, ja und dann einfach alles grün angemalt.“
Mehr als überrascht sprang und tanzte der neunjährige Julius Arnoldner. „Ich versteh das gar nicht, dass sie meine Zeichnung genommen haben, weil die völlig unlogisch ist, das soll ein Hut sein, der zum Kleid passt, schaut aber gar nicht aus wie ein Hut.“ – „Kunst ist eben nicht immer logisch“, meint seine elfjährige Cousine Marlene und erklärt sich auch damit, dass ihr Entwurf nicht genommen worden ist, „weil der eben viel zu logisch und detailliert war“. Übrigens: In der Realisierung wurde tatsächlich aus dem, was Julius seiner Frauenfigur auf den Kopf gesetzt hat, eine Kopfbedeckung.
Wie viele ihrer Schulkolleg:innen hatte Sophie Wobornik (12) im textilen Werken von Kids in Fashion erfahren und mitgezeichnet. „Ich hab zwei Entwürfe machte und bei beiden einfach drauflos gezeichnet, aber ich hab mich schon als kleines Kind für Modedesign interessiert. Jetzt bin ich schon gespannt, was aus meinem Entwurf geworden ist“, lacht sie übers ganze Gesicht.
Ebenfalls 12 Jahre ist Aseel Najm, die in ihrem Jugendzentrum vom Jung-Mode-Designer:innen-Bewerb erfahren hat. „Ich hatte die Idee so vieler roter Streifen – am Oberkörper quer, ab der Hüfte längs. Aber ich wollte es nicht nur zeichnen und hab gefragt, ob ich rote Wolle haben kann. Jetzt bin ich neugierig, wie die das gemacht haben.“
Der zentrale Teil des Entwurfs von Emma Winkler (14) hatte den Journalisten im Backstage-Bereich zunächst verwundert: Wie lässt sich dieses „Aquarium“ anziehen. Zwar wirkte der durchsichte Stoff mit seinen Fischen innen drin recht federleicht als es auf dem Tisch lag. Aber wie kommt das über den Kopf? „Alles kein Problem, wie sich später herausstellen sollte. „Ich wollte einfach etwas designen, was sehr anders ist und hab versucht etwas Luftiges mit Meer zu verbinden“, schildert die Designerin, wie sie zu ihrer Idee gekommen ist. „Mode entwerfen mag ich sehr gern, ich hab auch meine berufspraktischen Tage in einer Modeschule verbracht.“
Wie schon ein jüngerer Kollege, so war auch Tobias Harringer (13) überrascht, dass sein Entwurf einer blauen Hose mit aus bunten kreuz und quer Streifen gestaltetem Oberteil ausgewählt worden war. „Eigentlich kann ich gar nicht zeichnen“, unterschätzt er sich lächelnd. Und es wirkt nicht wie ein fishing for compliments, sondern, dass er das recht oft von Lehrer:innen und anderen gehört haben könnte. „Aber wir sollten was im BE-Unterricht dazu machen, jedenfalls wollte ich was Buntes.“ Er schlendert mit seinen beiden Freunden, einer davon seit diesem Schuljahr an der Graphischen, und schaut sich viele der Entwürfe anderer Kinder und Jugendlicher an. Fabian Ganzinger, nach wie vor Kollege Harringers im Goethegymnasium „interessiert sich auch ein bisschen für Mode und Design“.
Medine Altundaş besucht – wie einige andere, unter anderem Ali Sharifi (17) die Modeschule Herbststraße und ist vor allem mit einer fröhlichen, selbstbewussten, diversen Mädels-Runde unterwegs. „Pink ist gar nicht meine Lieblingsfarbe“, stellt sie gleich einmal fest, als sie ihren Entwurf eines in dieser Farbe gehaltenen üppigen Anzugs vorstellt. „Aber unsere Lehrerin hat uns gebeten, wir sollten uns von Valentinos Pink PP-Collection inspirieren lassen.“ Stolz schien sie dennoch, dass ihr Design genommen – und letztlich auch recht ähnlich der Zeichnung geschneidert worden ist.
Noch um einiges stolzer konnte ihr Kollege Ali Sharifi sein, sein Entwurf eines grauen T-Shirts mit schwarzen unregelmäßigen großen runden, jeweils an einer Stelle offenen Formen und in den jeweiligen Mitten der „Kreise“ einem starken schwarzen Punkt wurde nicht nur auf dem Laufsteg vorgeführt. In einer Version eines solchen T-Shirts lief der Erfinder und künstlerische Leiter von Kids in Fashion, der Modekünstler Leo Oswald den ganzen Abend herum. Nur auf der Bühne hatte er noch ein Sakko darüber.
Tarik Bekić entwarf einen Anzug, der als Ganzes eine große Sonne ergabe – vorgeführt von einem Model, der die Sonne tanzend über den Laufsteg trug – er selbst ist seit frühester Kindheit Ballett-Tänzer – siehe auch den Beitrag mit einer Reihe von Interviews mit jugendlichen Models.
Seit vielen Jahren kooperieren die Wiener Jugendzentren mit dem Münchner Verein „Kultur und Spielraum“, die in Bayern Kinder und Jugendliche animieren, Modeentwürfe zu zeichnen. Die Designer:innen der beiden besten Zeichnungen – ausgesucht vom Münchner Verein – erhalten als Preis vor allem die Fahrt nach und den Aufenthalt in Wien. Diesmal fiel die Wahl auf Sarah Labes (15) und Maria Tyroller (11).
Letztere fertigte ihren Entwurf im Urlaub in Kroatien an. „Als meine Schwester und mein Vater mit den schwarzen Flossen aus dem Meer gekommen sind, in dem sie zuerst geschnorchelt haben, war die Idee da: ich zeichne ein Kleid aus lauter Flossen und Strümpfe und Handschuhe aus Neopren sowie nasse oder angefeuchtete nach hinten gekämmte Haare.“ Nun, in der Umsetzung wurden definitv keine Flossen verwendet, aber eine Art Stilisierung davon fand sich als Applikation auf dem dunkelblauen Stoff.
Ihre Landsfrau begann „mit einem Brainstorming, ich hab zuerst alles mögliche an Kombinationen aufgeschrieben. Wasser war mir als Motiv besonders wichtig, aber die Zeichnungen dazu haben mir dann nicht so gut gefallen, dann hab ich’s erweitert um die Elemente Feuer und Luft“, erläutert Sarah Labes ihren sehr detailreich und perfektionistisch gezeichneten Entwurf.
Nach der Show konnten sich jene Designer:innen, die das wollten, für wenig Geld ihren Stoff gewordenen Entwurf mitnehmen. Das taten nicht wenige und strahlten wie vielleicht sonst bei fast überraschenden Geburtstags- oder sonstigen Festtags-Geschenken. Eine davon, Paula Arendt (12) hatte die Hose mit zwei unterschiedlich gefärbten und gemusterten Beinen an – für beispielsweise 25 €. Fürs Foto schlüpfte sie auch noch ins dazu passende Oberteil. „Wir haben das in einem Projekt in textilem Gestalten in der Schule gemacht, ich hab viele verschiedene Entwürfe in immer ganz unterschiedlichen Stilen gemacht. Bei dem hab ich Zeitungspapier genommen, ausgeschnitten und zu einer Collage zusammengeklebt.“
Zu Interviews mit jugendlichen Models geht es in einem eigenen Beitrag hier unten
Zu den Hauptpreisträger:innen gibt es ebenfalls einen eigenen Beitrag, und zwar hier unten
Künstlerische Leitung: Leo Oswald
Assistenz: Claudia Kritsch
Organisatorische Leitung: Andreas Posch und Team
Umsetzung der Entwürfe: Monika Lechner, Sofie Fritz, Rayana Magomadova mit Unterstützung der Praktikant:innen Najmeh, Lea, Stephanie, Michelle, Philipp, Felix, Basant & Kito
Frisuren: Concept Patrizia Grecht & Team sowie Katharina Grecht
Makeup: Susu Babolleh & Team
jugendzentren -> kids-in-fashion/
Kategorie 4 bis 10 Jahre
1.: Amelia Rapacz
2. Elmas Yuvarlak
3. Flora Almeida und Pauline Sacherer
Kategorie 11 bis 14 Jahre
1. Sarah El Zoheri
2. Sophie Wobornik
3. Sophie Zheng
Kategorie 15 bis 21 Jahre
1. Kristina Tsuladze
2. Daniel Stahl Gordillo
3. Bella Neller
Sonderpreis München
1. Sarah Labes
2. Maria Tyroller
von CU TV, der Sendung der Wiener Jugendzentren auf OKTO: 2. November 2022
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