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START-Stipendiat:innen besuchten gemeinsam Ausstellung und Diskussion
START-Stipendiat:innen besuchten gemeinsam Ausstellung und Diskussion
22.08.2022

Unter fallenden, dunklen Flugdrachen …

Podiumsdiskussion rund um ein Jahr neuerlicher Machtübernahme der Taliban in Afghanistan im Rahmen einer Ausstellung im Kunstraum Nestroyhof.

Die aktuelle Tragödie in Afghanistan, humanitäre Katastrophe für die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung mit Hunger und Not einer- und der Verweigerung von Bildungsmöglichkeiten für Mädchen andererseits habe nicht erst vor einem Jahr begonnen. Mit der neuerlichen Machtübernahme der Taliban vom 14. Auf den 15. August 2021 sei ein Prozess abgeschlossen worden, der sich schon (lang9 davor angekündigt habe. So der Tenor der Podiumsdiskussion im Rahmen der Ausstellung „Der Weg ins Chaos – Kabul 14. August 2021/ Kabul 15. August 2021“ im Kunstraum Nestroy Hof (Wien-Leopoldstadt).

Düstere Aussichten

Zwischen gemalten Bildern an den Wänden und unter Flugdrachen, die der Künstler Zaker Soltani in der Ausstellung installierte und im oberen Stockwerk grau bis schwarz bemalte und tief und immer tiefer hängte, als Zeichen der vernichteten Hoffnung – KiJUKU.at berichtete – Link dazu weiter unten diskutierten im Podium: die jahrzehntelange TV-Journalistin und Autorin Antonia Rados, die jüngst ein Buch über ihre Erfahrungen in Afghanistan publizierte, der Friedens- und Konfliktforscher Markus Gauster, als Diskussionsleiter Peter Arp, der u.a. den Podcast Journey Stories sowie die Gründerin des Vereins Fivestones, Masomah Regl, die als junges Kind aus Afghanistan nach Graz gekommen war.

Der mit vorgeblich guten Absichten vor 20 Jahren nach Afghanistan gekommene internationale Gemeinschaft sei es nicht wirklich und umfassend um die Menschen in diesem Land gegangen. Erst stand das Motiv Rache für 9/11 – die Anschläge u.a. auf das World Trade Center in New York – im Vordergrund. Obwohl kein einziger der Attentäter etwas mit Afghanistan zu tun hatte. Aber der Drahtzieher Osama bin Laden konnte sich hier verstecken. Aber selbst als der in Pakistan untertauchte und auch nach dessen Tötung litt immer wieder Zivilbevölkerung unter Drohnenangriffen. Viele im Land seien daher schon froh, dass die Besatzung und diese Bombardements zu Ende seien.

Goldgräberstimmung

Dann wurde das Land fast so etwas wie ein Eldorado für internationale Gemeinschaften – ein Großteil der Hilfsgelder floss in die Länder zurück, wie u.a. Rados berichtete, die mit ihrem Team recherchiert hatte, dass selbst Äpfel nicht bei lokalen Bauern gekauft, sondern aus Deutschland eingeflogen worden sind.

Immer wieder über uns, aber ohn uns

Und: vor allem wurde immer wieder über Afghanistan und selten bis nie mit den Menschen im Land selber gesprochen, geschweige denn verhandelt, wie es nicht zuletzt Masomah Regl kritisierte. Die Trump-Regierung hatte in Doha (Katar) mit Taliban-Vertretern den Abzug der USA verhandelt, nicht einmal die amtierende afghanische Regierung war einbezogen.

Nach dem Podium verlangten Diskussionsteilnehmer:innen auch mehrfach die Auseinandersetzung mit dem Verhalten und den Handlungen der europäischen Truppen – auch Österreich stellte im Rahmen der Partnerschaft für den Frieden Bundesheer-Angehörige. Kritik kam nicht zuletzt auch an der medialen Berichterstattung über Afghanen – große Berichte über kriminelle, kaum bis wenig über – positive Beispiele, etwa diese Ausstellung – oder die (außer in den beiden vergangenen Corona-Jahren) jährliche Absolvent:innenfeier, bei der Menschen ausgezeichnet werden, die Schule, Ausbildung oder Studium erfolgreich abgeschlossen haben und die ursprünglich aus Afghanistan gekommen sind.

Und – wie auch die Ausstellung – soll auf das Schicksal der Menschen in Afghanistan nicht vergessen werden sowie Anstrengungen für auch konkrete Hilfsprojekte unternommen werden, wie Rados eines noch ganz vage ankündigte, weil dieses angedachte Bildungsprojekt für Mädchen noch nicht spruchreif sei.

Terror, Erdbeben, Überschwemmungen

„Ich wage zu behaupten, dass kein Land der Welt in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten derart von Krisen und Konflikten heimgesucht wurde wie Afghanistan. Neben Terror und Taliban-Regime gab es vor wenigen Wochen ein verheerendes Erdbeben, dass Hunderten von Menschen das Leben gekostet hat. In den letzten Tagen gab es heftige Überschwemmungen (ja, den Klimawandel spürt man auch in Afghanistan), während immer weniger humanitäre Hilfe ins Land gelangt“, schrieb der bekannte österreichisch-afghanische Journalist und Autor („Der längste Krieg. 20 Jahre War on Terror“, Westend Verlag) Emran Feroz am Sonntag auf der medienplattform piqd.de

Follow@kiJuKUheinz

INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Zaker Soltani
Der Weg ins Chaos
Kabul 14. August 2021 / Kabul 15. August 2021
Wann & wo?
Bis 22. September 2022
Montag bis Samstag, 12 – 18 Uhr
1020, Nestroyplatz 1
kunstraum-nestroyhof -> aktuell

zakersoltani

Begleitprogramm
8. September 2022, 19 Uhr
Vortrag: Das alte Kulturerbe Afghanistans
Univ.-Prof. Dr. Deborah Klimburg-Salter

15. September 2022, 19 Uhr
Lesung – Dari und Deutsch
Asef Hossaini: Persönliche Liebe; Globalisiertes Leid