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Szenenfoto aus "Heidi" im Niedermair: Klemens Dellacher als Peter, J-D Schwarzmann als Klara und Clara Diemlikng als Heidi

„Heidi“ auf engstem Raum mit viel (Spiel-)Witz

„Heidi“ in konzentrierter Form mit nur drei Schauspieler:innen und auf kleiner engen Bühne – aber mit weitem Herz und viel Witz – ist seit Kurzem im kleinen Kabaretttheater Niedermair in Wien-Josefstadt zu erleben. In einem großen farbenfrohen Alm- sowie grauen Stadt-Ambiente ist eine andere Version noch bis Mitte April im niederösterreichischen Landestheater in St. Pölten zu sehen – Link zur Besprechung dieser Fassung hier unten.

Die Story

Zur Grundgeschichte – all jene, die sie kennen, können nun diesen und den nächsten Absatz – bis zur nächsten Zwischen-Überschrift – auslassen. Johanna Spyri, die die Geschichte vor knapp mehr als 140 Jahren veröffentlicht hat, lässt Heidi, deren Eltern tot sind, von deren Tante Dete zum griesgrämigen, wortkargen Großvater, dem Almöhi, in die Schweizer Berge bringen. Dete kann sich nicht mehr um das rund fünfjährige Kind kümmern, weil sie einen Job in Aussicht hat. Natürlich erweicht heidi das verschlossene Herz des Opas, der seinen Grant aufgibt, liebevoll wird. Dafür blüht Heidi auf, fühlt sich in der freien Natur wohl und freundet sich mit Peter und dessen Ziegen an.

Eines Tages holt die Tante heidi aber wieder ab, um sie zu einer reichen Familie zu bringen. Dort soll sie Klara, einem Mädchen im Rollstuhl, Gesellschaft leisten. In der Großstadt (Frankfurt am Main) droht sie seelisch zu verkümmern, außerdem eckt sie mit ihrer fröhlich-frechen Art bei Klaras Gouvernante (Kindermädchen) an. Dafür findet Klara Gefallen an Heidi und ihrer Art. Heidi erkrankt an Heimweh und kehrt zurück zum Opa in die Berge. Klara kommt sie besuchen, Peter ist eifersüchtig auf sie und zerstört den Rollstuhl…

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Heidi“ im Niedermair: J-D Schwarzmann als Öhi, Clara Diemling (Heidi)

Die preisgekrönte Version

So und nun zur kleinen, kompakten einstündigen Version von Heidi auf der engen Bühne und dem auch recht kleinen Publikumsraum. Das Team hat auf die Textfassung von Markus Steinwender zurückgegriffen, der vor fast zehn Jahren diese für das Linzer Theater des Kindes geschrieben und selbst inszeniert hatte. Sie wurde mit dem Stella 2014 für eine herausragende Produktion im Bereich Theater für Kinder ausgezeichnet. Begründet wurde das u.a. so: „Klassische Stoffe und zeitlose Themen werden aus einer heutigen Perspektive erzählt. Sie erfahren eine zeitgenössische Interpretation durch intelligente und sensible Autoren- und Regiearbeit. Verschiedene Theatergenres werden in den Dienst der Geschichte gestellt; erzählt von sehr präziser, nachvollziehbarer und mitreißender Schauspielkunst. Der Preisträger-Produktion gelingt es, dass sich der Zuschauer mit der Hauptfigur verbunden fühlt: bei der Suche nach Geborgenheit, im Wunsch nach Teil-Sein einer sozialen Gemeinschaft, in der Sehnsucht nach Heimat.“

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Heidi“ im Niedermair: J-D Schwarzmann als Klara und Clara Diemlikng als Heidi

Viele Rollenwechsel

Drei Schauspieler:innen übernehmen hier alle Rollen. Clara Diemling (im März dann die Regie-Assistentin Kim Schlüter) ist vor allem die aufgeweckte, muntere Heidi, die sich auch von der Rottenmeier nix gefallen lässt und diese fast zur Verzweiflung bringt. Diese Rottenmeier, die Tante Dete aber auch der Peter – und eine der beiden Hauptziegen, „das Schwänli“ werden von Klemens Dellacher spielfreudig und bei den beiden genannten Frauen fast comic-haft dargestellt. Den Opa aber auch die Klara im Rollstuhl, der in dem Fall kein solcher ist, sondern nur durch ein von Hand gedrehtes einzelnes stilisiertes Rad symbolisiert wird, spielt J-D. Schwarzmann – und dazu noch die zweite, dunkle Ziege namens Bärli.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Heidi“ im Niedermair: Szenenfoto aus „Heidi“ im Niedermair: Klemens Dellacher als Peter,  Clara Diemlikng als Heidi

Viel (Spiel-)Witz

Wenige Kleidungsstücke, Hüte oder Kappen, andere Bewegungen und Sprachfärbungen und schon klappen die Verwandlungen von einer in die andere Figur. Und immer wieder treten die drei Schauspieler:innen aus ihren Rollen heraus, um darüber zu reden oder diskutieren, wie und was sie jetzt am besten tun könnten, um darzustellen, was sie vermitteln wollen (Regie: Agnes Hausmann, Musik: Stefan Lasko, Kostüm: Sigrid Dreger). Gekonnt stellen sie sich abwechselnd dabei ein bisserl ungeschickt an, um zusätzliche Lacher im Publikum zu erzeugen.

Dem Trio auf der Bühne gelingt es lock, den engen Raum zu erweitern und die Zuschauer:innen in die große weite Welt mitzunehmen, ob es nun die Berge oder Frankfurt/Main ist.

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