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Faszinierend wie die Figurentheaterspielerin Leben und Wirken von Ada Lovelace mit ihren unheimlich vielen, detailverliebten Objekten uund Figuren in Szenen setzt

Faszinierendes Spiel mit kleinen Dingen über große Forscherinnen

Obwohl es um eine große Mathematikerin geht, lassen sich die Figuren, Objekte, Bildertafeln und viel kleines verspieltes und bespielbares Krims Krams wahrscheinlich kaum zählen. Weit mehr als eine Stunde hat die Figurentheaterspielerin Alexandra Mayer-Pernkopf die kleine und dann doch scheinbar so große Bühne hier im Ludwig-Boltzmann-Hörsaal der Fakultät für Physik der Universität Wien aufgebaut.

Faszinierende, erstaunliche rund 50 Minuten lässt sie Figuren auftauchen, Drehorgel spielen, Kutschen über Schnüre bzw. Drähte fahren, füllt Teetässchen, blättert in Mini-Mini-Büchlein, um mit Worten und diesen und noch viel mehr Objekten kleine und große Geschichten zu erzählen.

„Ada Byron Lovelace & die Denkmaschine“ heißt die kunst- und fingerfertige Performance. In dieser spielt und schildert die Theaterfrau das Leben dieses wissenshungrigen und fantasievollen Mädchens von vor rund 200 Jahren (geboren 1815) und der späteren Frau (bis 1852).

Dennoch keine einfache Kindheit

Zwar hatte Ada den Vorteil wohlhabender gebildeter Eltern, die ihre Tochter – im Gegensatz zu vielen anderen Kindern dieser Zeit, vor allem Mädchen – Wissen zukommen zu lassen, aber einfach waren Vater und Mutter nicht drauf. Obendrein war Ada als Kind viel und oft lange schwer krank. Das tat ihrem Wissenseifer keinen Abbruch. Dass sie sich – lange vor dem ersten Flugzeug – eine Flugmaschine ausdachte und zeichnete, vermittelt die Theater-Künstlerin mit ihren vielen Gegenständen ebenso wie vor allem das wofür Ada Lovelace noch heute bekannt und berühmt ist: Die urdicke Gebrauchsanleitung für eine Steuerung einer gefinkelten Rechenmaschine, die Charles Babbage erfunden und gebaut hatte. Mit ihm hatte Ada viel daran getüftelt und war mit ihm in regelmäßigem Austausch. Diese ihre Steuerung – über Lochkarten, ein System wie es ähnlich auch bei halbautomatischen Webstühlen zur Anwendung kam -, gilt als eine Vorform einer Computersprache. Vor rund 50 Jahren wurde dann tatsächlich eine der ersten echten Computersprachen deshalb Ada genannt.

„Zirkus des Wissens“…

… steht in teils bunten, verschnörkelten und verdrehten Buchstaben auf einem schwarzen samtartigen Vorhang neben der „Hauptbühne“ des mobilen „isipisi“-Theaters. Dieser Teil, in dem unterschiedliche Bilder reingeschoben werden – in dem Fall aus einem der Bilderbücher über Ada Lovelace – nennt sich Kamishibai – ein aus Japan kommendes Papiertheater oder auch als Märchenbilderschaukasten genannt.

Der „Zirkus des Wissens“ ist eine eigene Einrichtung der Linzer Johannes-Kepler-Universität (JKU) in einer der äußersten Ecken des Hochschul-Campus am Rande der oberösterreichischen Landeshauptstadt. Wissenschaft auf künstlerische, vor allem theatrale Weise wird dort vermittelt.

Die genannte Figurenspielerin aus dem ebenfalls oberösterreichischen Ottensheim hat mit ihrem Theater „isipisi“ das Stück für diesen „Zirkus“ entwickelt, tourt damit aber eben auch. Unter anderem trat sie kürzlich damit im besagten Hörsaal der Uni Wien auf – übrigens wenige Gehminuten entfernt vom Schubert Theater – Figurentheater für Erwachsene.

In einem Monat stellt Alexandra Mayer-Pernkopf im „Zirkus des Wissens“ eine bei uns kaum bekannte Wissenschafterin auf ähnliche Art und Weise vor: „Chien Shuing Wu – Königin der Physik“, die von 1912 in China geboren wurde und 1997 in den USA gestorben ist. Sie hat Wichtiges auf dem Gebiet der Teilchen- und Kern-Physik geforscht. „Madame Wu“, wie sie im Westen genannt wurde, erhielt manchmal den erklärenden Beinamen „chinesische Marie Curie“.

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Doppelseite aus dem Bilderbuch "Ada und die Zahlen-Knack-Maschine"

Wissbegierde plus Fantasie – einfach Ada

In einigen wenigen – durchaus ausgedachten – aber immerhin möglichen Szenen wirft das Duo Zoë Tucker und Rachel Katstaller mit knappen Worten und umso üppigeren Zeichnungen „Bilder“ auf diese doch noch immer zu wenig bekannte Frau: Ada Lovelace, ein unheimlich wissbegieriges und dennoch fantasievolles Kind vor mehr als 200 Jahren (geboren 1815). Sie kam – im Gegensatz zu vielen anderen Kindern, insbesondere Mädchen, in den Genuss von Bildung, saugte Wissen auf – und erweiterte es zunehmend. Als Erwachsene erfand sie sogar so etwas wie einen Vorläufer einer Computersprache – deutlich mehr als 100 Jahre vor dem ersten Computer. Mit dieser konnte ein enger Freund von ihr mit dem sie ständig im Austausch war, Charles Babbage, die von ihm gebaute Rechenmaschine komplizierte Rechnungen (halb-)automatisch ablaufen lassen.

Doppelseite aus dem Bilderbuch
Doppelseite aus dem Bilderbuch „Ada und die Zahlen-Knack-Maschine“

„Ada und die Zahlen-Knack-Maschine“ heißt dieses Bilderbuch, das Schlaglichter auf wesentliche Stationen im Leben von Ada Lovelace wirft, nach der später auch ein Computerprogramm benannt worden ist. So wie sie war bzw. so manches wie sie vielleicht auch gewesen sein könnte. Jedenfalls inspirierend für eigene Neugier und möglichst frei laufende und schwebende Fantasie!

Und nach den 22 Seiten mit vielen staunenswerten Zeichnungen folgen als Anhang zwei informative Seiten über diese Wissenschafterin.

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Titelseite des Bilderbuchs
Titelseite des Bilderbuchs „Ada und die Zahlen-Knack-Maschine“
Doppelseite aus Ada Lovelace in der Reihe "Little People, Big Dreams"

Sie erfand Programmiersprache lange bevor es Computer gab

Viele sind – aktuell oder seit „ewig“ sehr bekannt wie der argentinische Fußballer Lionel Messi, der Maler Pablo Picasso, die mögliche erste US-Präsidentin Kamala Harris oder die „Mutter“ von Pippi Langstrumpf und vieler anderer Kinderbücher, Astrid Lindgren oder die in einem Konzentrationslager der Nazis zu Tode gekommene Verfasserin des wohl berühmtesten Tagebuchs der Welt, Anne Frank.

Ob Persönlichkeiten aus der Wissenschaft, Kunst, Sport, Politik oder gesellschaftlichem Engagement – María Isabel Sánchez Vegara hat mehr als 100 davon kurz und prägnant auf Spanisch beschrieben. Nach einem gleichen Muster – mit Zeichnungen unterschiedlicher Illustrator:innen und dem Namen als Titel in Schreibschrift-Arten – füllen die Bücher der Serie „Little People, Big Dreams“ (Kleine Leute, große Träume) mittlerweile einige Regale, seit einigen Jahren ergänzt um Bände im „Mini-Format“ als Papp-Bilderbücher für noch jüngere Kinder, die die spannenden Lebensgeschichten vorgelesen bekommen.

Doppelseite aus Ada Lovelace in der Reihe
Doppelseite aus Ada Lovelace in der Reihe „Little People, Big Dreams“

Lernbegierig und fantasievoll

Unter den Persönlichkeiten finden sich immer wieder auch welche, die (noch) zu wenig bekannt sind. Dazu gehört wohl auch Augusta Ada King-Noel, Countess of Lovelace, geborene Byron (1815 – 1852). Mutter Anne Isabella Noel-Byron Mathematikerin, Vater Dichter (Lord Byron), der sich allerdings bald vertschüsste. Die Mutter, auch viel unterwegs, sorgte aber dafür, dass die Tochter gute Haus-Lehrer:innen bekam und viel lernen konnte.

Die Tochter war nicht nur schnell von Begriff, sondern hatte auch viel Fantasie, erfand in Zeichnungen Flugmaschinen, die es damals noch lange nicht gab.

Später arbeitete sie eng mit dem Mathematiker Charles Babbage zusammen. Der hatte eine Rechenmaschine erfunden mit Zahnrädern, hebeln und so weiter. Dafür dachte sich Ada Lovelace ein System von Lochkarten – wie sie für halbautomatische Webstühle verwendet wurden – aus, die hochkomplizierteste Rechenoperationen von der Maschine ausführen können sollten. Es war sozusagen die erste Programmiersprache lange bevor es Computer gab. Weshalb dann in den 1970er Jahren Jean Ichbiah eine tatsächliche Programmiersprache Ada nannte.

Das Little People Big Dreams Buch über Ada Lovelace mit wie immer knappem Text prägnanten Illustrationen – in dem Fall im Stile von Kinderzeichnungen, gemalt von Zafouko Yamamoto – enthält am Ende natürlich auch wieder eine ausführlichere Biographie.

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Titelseite des Bilderbuchs über Ada Lovelace aus der Reihe
Titelseite des Bilderbuchs über Ada Lovelace aus der Reihe „Little People, Big Dreams“