KiJuKU: Handelt es sich bei der Geschichte in Ihrem Film „Fußball am Dach“ – im chinesischen Original „Wu ding zu qiu“ (die beiden ersten Wörter für Dach, die beiden weiteren für Fußball) um eine wahre oder ist sie ausgedacht, oder ein Mix von beidem?
Feiyu: Ich war schon als Kind ein großer Fußballfan. Die Eingebung für diesen Film kam mir bei einem unvergesslichen Erlebnis, als ich 2018 in Yunnan auf der Suche nach Inspiration unterwegs war. Ich beobachtete, wie die Dorfkinder die Granatäpfel und Walnüsse, die auf den Boden gefallen waren, herumschossen; dieses einfache Vergnügen machte ihnen großen Spaß. Auch ich konnte nicht umhin, mitzumachen und kickte mit den Kindern um die Wette.
Diese Szene hat mich tief berührt und plötzlich wurde mir bewusst, dass dieser Inbegriff kindlicher Unschuld auch die ursprüngliche Motivation war, Fußball zu spielen. Da schoss mir eine kühne Idee durch den Kopf: Wie wäre es, wenn ich den Fußball durch eine Pomelo ersetze?
KiJuKU: Und wird dort wirklich auf dem Dach gespielt?
Feiyu: In den Dörfern von Yunnan entdeckte ich ein weiteres faszinierendes Phänomen. Die Dächer dort sind miteinander verbunden und bilden eine einzigartige Kulisse. Eigentlich verwenden die Dorfbewohner die Dächer, um Mais und Getreide zu trocknen, mich aber inspirierten sie visuell. Die Struktur der Gebäude der ethnischen Minderheiten wie auch das stufenartige Gelände bieten unvergleichliche Bedingungen, um Sportszenen zu drehen.
Ich stand auf dem Dach eines Dorfhauses, schloss die Augen und lauschte dem Rauschen des Windes im Tal, dem Fließen des Flusses und dem fröhlichen Treiben der Kinder… Es war als hauchten diese Klänge den Fußballszenen auf dem Dach in meinem Drehbuch Leben ein. Ich habe diese sinnlichen Eindrücke in die Dreharbeiten einfließen lassen, und ich hoffe, dass ich diese reinen und schönen Kindheitserlebnisse durch Bilder an ein größeres Publikum weitergeben kann.
KiJuKU: Waren Sie als Kind „nur“ Fan oder haben Sie auch selber Fußball gespielt?
Feiyu: Ich hab nur geschaut, aber ich kann mich erinnern, mit so ungefähr zehn Jahren haben wir mit Freunden, wenn wir am Ende des Unterrichts nach Hause gegangen sind, mit Steinen, Plastikflaschen und allem möglichen, das auf dem Boden herumgelegen ist, gekickt. Das war der Grund für die Filmidee, dass es zum Fußballspielen nicht unbedingt einen Ball braucht.
KiJuKU: Sind Sie auch in einem kleinen Dorf aufgewachsen?
Feiyu: Nein, ich stamme aus der großen Stadt Chengdu (20 Millionen Einwochner:innen, Hauptstadt der Provinz Sichuan). Da ich die Provinz Yunnan sehr schön finde, wollte ich dort meinen Film drehen.
KiJuKU: Haben Sie selber auch Mädchen nicht mitspielen lassen?
Feiyu: Die Geschichte im Film ist fiktiv und hat mit meiner eigenen Kindheit nichts zu tun.
Anna Hofmann, Co-Leiterin des Kinderfilmfestivals, die beim Interview dabei ist, bringt die Frage eines Mädchens aus einem Filmgespräch nach „Fußball am Dach“ ein. Dieses Mädchen wollte wissen, warum der Regisseur als Mann einen Film über Fußball spielende Mädchen gemacht hat.
Feiyu: Ursprünglich wollte ich einen Film über Jungs machen, aber das chinesische Frauen-Fußball-Nationalteam ist viel besser als das der Männer, darum hab ich mich dann umentschieden. Außerdem möchte ich, dass der Frauensport mehr Beachtung findet; der Frauensport braucht mehr Menschen, die ihn unterstützen, deswegen habe ich beschlossen, von Frauenfußball zu erzählen.
KiJuKU: War das vielleicht auch eine Verarbeitung von schlechtem Gewissen, weil Sie selber als Kind Mädchen nicht mitspielen haben lassen?
Feiyu: Lächelt verschmitzt.
KiJuKU: Zurück zum Film, funktioniert das Kicken mit Pomelos wirklich oder zergatschen die nicht sehr schnell?
Feiyu: Ja, es funktioniert. Alle Bewegungen der Kinder im Film, wenn sie Pomelo und Granatapfel kicken, sind echt und wurden tatsächlich von ihnen ausgeführt, es gab keine Stuntleute. Damit will ich dem Publikum vermitteln, dass die Kinder im Film wirklich Fußball spielen können und diesen Sport besonders gern haben.
Das Kicken von Früchten zu drehen ist eine besondere Herausforderung, da die Früchte nicht wirklich rund sind – daher ist die Richtung des Schusses schwer kontrollierbar. Wir mussten immer und immer wieder drehen, um die besten Ergebnisse zu erzielen.
KiJuKU: Waren die Darsteller:innen Profis oder Laien oder gemischt?
Feiyu: Ursprünglich wollte ich mit Kinder-Schauspieler:innen arbeiten, aber das war nicht so leicht, weil den meisten die natürlichen Bewegungen der Kinder aus Yunnan fehlen. Und so hab ich mich entschieden, dann alles mit Laien-Darsteller:innen zu drehen. Sie hatten keinerlei Dreherfahrung und spielten das erste Mal in einem Film mit. Selbst der Begriff Laienschauspieler war ihnen fremd, weil sie noch nie an Dreharbeiten beteiligt waren. Aber sie vertrauten mir als Regisseur. Das lag daran, dass ich sie wie Freunde behandelte. Ich erklärte ihnen genau, wie sie spielen sollten, wie sie sich zur Kamera stellen sollten und so war der Dreh sehr entspannt. Es war nicht schwer.
KiJuKU: Wird in diesem Dorf wirklich auf dem Dach gespielt?
Feiyu: Das war eine Idee von mir. Aber ansonsten hab ich mich im Film schon grundsätzlich an dem Leben in diesem Dorf orientiert.
KiJuKU: Haben alle Kinder des Films auch schon vorher Fußball gespielt?
Feiyu: Manche von ihnen spielten bereits Fußball, manche konnten es aber nicht. Zum Beispiel Ayiduo (Tan Xinyu), die im Film die Rolle der älteren Schwester übernahm: Als sie zum Filmteam kam, konnte sie den Fußball nur zwei oder drei Schläge in der Luft halten, sie konnte gar nicht Fußball spielen. Wir fanden die besten Fußballtrainer für die Kinder, die mit ihnen übten. Als der Film abgedreht war, konnte Ayiduo den Fußball mehrere Hundert Mal mit Fuß und Knie in die Höhe schießen, ohne dass er die Erde berührte. Mit ihrer Teilnahme an der China Youth Football League 2024 ist sie nun professionelle Athletin. Das ist etwas, was keiner von uns erwartet hätte. Ayiduo (Tan Xinyu) entdeckte ihre Liebe zum Fußball bei den Dreharbeiten zu dem Film „Fußball am Dach“ und wurde schließlich zu einer erfolgreichen Jugend-Fußballspielerin.
KiJuKU: Haben alle mit Dorf dabei mitgespielt, auch wenn die Pomelos in die Schüssel mit Lebensmittel fallen…?
Feiyu: Ja, alle haben uns bei den Dreharbeiten sehr unterstützt.
KiJuKU: Wie sind Sie zum Filmen gekommen, haben Sie schon als Kind Videos gedreht?
Feiyu: Seit meiner Kindheit bin ich von Film begeistert. Da mein Vater im Kulturbereich arbeitete, konnte ich oft ins Kino gehen und kostenlos Filme anschauen. Seit ich fünf oder sechs Jahre alt war, habe ich Filme angeschaut, ich liebe diese Kunst von Licht und Schatten. Es war immer mein Traum einmal selbst Regie zu führen. „Fußball am Dach“ ist mein erster Langfilm, mit 21 habe ich meinen ersten professionellen Kurzfilm gedreht.
KiJuKU: Worum ging der?
Feiyu: Es ist ein Science-Fiction-Film über einen Außerirdischen, der in seine Heimat zurückwill.
KiJuKU: eine Art E. T. (Steven Spielberg, 1982) sozusagen?
Feiyu: Mein Film ist ganz anders, mein Außerirdischer ist menschenähnlicher.
KiJuKU: Wie lange haben Sie an „Fußball am Dach“ gearbeitet?
Feiyu: Ich habe drei Jahre für das Drehbuch recherchiert und daran geschrieben, dann hatten wir 50 Drehtage 2020.
KiJuKU: Da war doch Pandemie?
Feiyu: Es war eine große Herausforderung, während der Pandemie einen Film zu machen, und die Dreharbeiten zu diesem Film waren voller Schwierigkeiten. Wenn ich jetzt zurückblicke, sind das alles wertvolle Erfahrungen, die es mir ermöglichten, schneller zu wachsen. Wir hatten 50 Drehtage und drehten insgesamt 213 Szenen; es waren an die 1.300 Darsteller:innen und Crew-Mitglieder an den Dreharbeiten beteiligt, was für einen solchen Film mit geringem Budget sehr hart war. Mein Team und ich haben jedoch dem Druck standgehalten und gemeinsam an der Überwindung der Schwierigkeiten gearbeitet. Ich möchte ihnen allen auch auf diesem Weg meinen aufrichtigen Dank für ihre Unterstützung und ihr Engagement aussprechen. Leider kam die Postproduktion des Films aufgrund von Finanzierungsproblemen für eine Weile ins Stocken und wir mussten unsere Arbeit unterbrechen.
Glücklicherweise hatte ich die Chance, Ende Dezember 2021 an der Filmentwicklungs- und Investitionskonferenz des chinesischen Golden Rooster Film Festivals teilzunehmen. Von Regisseur Huang Jianxin und anderen Expert:innen erhielt ich Anerkennung und Ermutigung. Regisseur Huang Jianxin war bereit, mir zu helfen. Im Mai 2022 arbeitete Huang Jianxin mit mir bis spät in die Nacht hinein im Postproduktionsraum: Wir überprüften das gesamte Filmmaterial sorgfältig und er half mir, den Schnitt neu zu machen. Huang Jianxin führte mich durch den gesamten Prozess der Filmproduktion, vom Dreh über Schnitt, Musik, Tonmischung, Lichtmischung zu Farbkorrektur und Color Grading. Schließlich schloss ich mit Hilfe von Huang Jianxin die Produktion des Films ab. 2023 war er fertig.
Mein Dank gilt der Filmentwicklungs- und Investitionskonferenz des chinesischen Golden Rooster Film Festivals dafür bedanken, dass sie mir diese Plattform zur Verfügung gestellt und mir die Möglichkeit gegeben hat, so hervorragende Mentoren zu treffen und meinen Filmtraum zu verwirklichen. Ich danke allen Expert:innen, Freunden und Kollegen, die diesen Film unterstützt haben. Ganz besonderer Dank geht an die liebenswerten Kinder in dem Film für ihre hervorragende Leistung. Ich wünsche mir, dass dieser Film in Europa und an anderen Orten gezeigt werden kann, damit mehr Kinder diese inspirierende Geschichte sehen können.
KiJuKU: Ab 2023 ist er in chinesischen Kinos und bei internationalen Festivals gelaufen?
Feiyu: Naja, in China wurde er in einigen Kinos gespielt, jetzt da in Wien und Graz beim Festival ist er zum ersten Mal in Europa öffentlich, im Vorjahr war er in Cannes sozusagen auf dem Markt, wo ihn Interessierte von Festivals sehen konnten, zum Beispiel auch von diesem hier.
KiJuKU: Was ist Ihr nächstes Filmprojekt?
Feiyu: Mir schwirren ein paar Ideen durch den Kopf. Gern würde ich wieder einen Science-Fiction-Film, aber auch einen Kinderfilm drehen.
KiJuKU: Von dem Kurz- und dem jetzigen Film können Sie wahrscheinlich ja nicht leben, haben Sie noch einen sogenannten Brotjob, mit dem Sie Ihren Lebensunterhalt finanzieren können?
Feiyu: Viele Regisseur:innen in China haben entweder einen anderen Job nebenbei oder schreiben Drehbücher für andere Projekte. Bei mir ist Zweiteres der Fall.
KiJuKU: Xie Xie für das Interview
Feiyu: Bukeqi
Übersetzung während des Interviews: Nick Yang Ungerböck
Für nachträgliche Korrekturen und Veränderungen: Isabella Wolte
Gewinnerfilme nochmals zu sehen: 1. Dezember
Alle Preisträgerfilme sind am 1. Dezember nochmals auf der großen Leinwand zu erleben – Details siehe Info-Box.
Mehr über den Film „Grüße vom Mars“
Beitrag über die Filme des Festivals – mit Infobox auch zu den noch verbleibenden Terminen in der Steiermark
Tom (10) liebt das Weltall, er will Astronaut werden. Nicht irgendeiner, sondern der erste Mensch, der zum Mars fliegt. Tom ist darüber hinaus weiters besonders. Für ihn muss alles genau nach Regeln ablaufen. Gibt es eine Abweichung, kann es sein, dass er auszuckt. Er ist die Hauptfigur in dem Film „Grüße vom Mars“ (nach dem gleichnamigen Roman von Sebastian Grusnick und Thomas Möller; Dressler Verlag), mit dem das 36. Internationalen Kinderfilmfestival in Wien aber auch in der Steiermark eröffnet wird. (16. bzw. 23. November 2024 – siehe auch Überblicksartikel mit allen Filmen – unten verlinkt).
Eine ziemlich große Veränderung, die das Leben Toms, seiner Geschwister Nina und Elmar und der Großeltern durcheinanderbringt, steht an. Die Mutter hat ein cooles Job-Angebot. Als Fernseh-Journalistin darf sie vorübergehend als Korrespondentin aus China berichten. Aber wie wird das für Tom sein?
Die drei Kinder könnten in dieser Zeit bei den Großeltern, den Eltern des Vaters, der früh verstorben ist, am Land verbringen. Aber… – da kommt die Mutter auf die Idee, diese Zeit könnte eine Trainings-Expedition für Toms Mars-Mission sein. Und so schlüpft er in einen Raumanzug, führt Logbuch und … – klar ergeben sich Komplikationen und das nicht zu geringe und nicht wenige!
Mehrfach droht die Mission zu scheitern. Und mit jedem Hindernis, jedem Missgeschick wächst der zehnjährige an den Aufgaben. So „nebenbei“ wird er mit Hilfe des Teleskops seines Vaters, das er auf dem Dachboden findet, zum Entdecker eines durch die Nachrichten geisternden Asteroiden, der mit dem Mond zusammenstoßen könnte. Und kommt dank seines Wissens und seiner Berechnungen drauf, es ist kein solcher, sondern ein Komet…
Nach einem heftigen Zwischenfall im kleinen Dorf will die Mutter schon ihre „Mission“ in China abbrechen und vorzeitig zurückkommen, aber Tom (sehr überzeugend und professionell gespielt von Theo Kretschmer) sagt in einem Telefonat mit ihr: „Ich hab Angst, aber ich will das hier schaffen…!“
Der Film nimmt – wie alle zum Festival eingeladenen – eindeutig die Perspektive des Kindes ein. Und den Filmemacher:innen – Regie: Sarah Winkenstette; Drehbuch: die Autoren des Buches siehe oben; Bildgestaltung: Jakob Berger – gelingt es auch, durch Unschärfen und Verzerrungen von Bildern bzw. Ton in kritischen Szenen – die ganz unterschiedliche, beängstigenden Wahrnehmung von Tom spür- und nachvollziehbar zu machen.
Und noch ein spannendes filmisches Element enthält „Grüße vom Mars“ – in manchen Szenen materialisieren sich Toms Gedanken in Zeichentrick-Bildern.
Eröffnet wird das 36. Internationale KinderFilmfestival in Wien am 16. November um 15 Uhr im Wiener Gartenbaukino mit „Grüße vom Mars“; die steirische Ausgabe des Festivals (da ist es erst das 16.) beginnt am 23. November (bis 1. Dezember – siehe Info-Block am Ende) im Grazer KIZ Royal.
Der – schon mehrfach ausgezeichnete Film erzählt die Geschichte des 10-jährigen Tom, dessen größter Traum es ist, eines Tages auf dem Mars zu landen. Als seine Mutter wegen ihres neuen Jobs nach China muss, werden Tom und seine Geschwister über den Sommer zu ihren Großeltern von der Großstadt aufs Land gebracht. Eine große Umstellung für Tom, der Veränderungen überhaupt nicht mag. Es gibt für ihn nur einen Weg, diese Mission zu überstehen: Der Aufenthalt am Land wird kurzerhand zur Mars-Expedition.
Durch clevere Kameraeinstellungen und Soundeffekte ermöglicht der Film in die Welt des autistischen Jungen einzutauchen. „Grüße vom Mars“ ist eine humorvolle und bewegende Reise, die zeigt, wie wichtig es ist, Unterschiede zu akzeptieren und die Vielfalt unserer Gesellschaft zu feiern.
Bei der Festivaleröffnung wird auch der junge Hauptdarsteller Theo Kretschmer anwesend sein. „Der Film zieht das Publikum in eine andere Welt, lässt es lachen, weinen und öffnet Türen zu neuen Perspektiven. Es ist der perfekte Start für ein Festival, das sich der Vielfalt widmet“, so die Festivalleitung bestehend aus Franz Grafl, Elisabeth Lichtkoppler und seit heuer neu Anna Hofmann und Ines Wagner.
Tom in „Grüße vom Mars“ ist nicht der einzige Film des diesjährigen Festivals, bei dem Inklusion im Zentrum steht. Die Macher:innen der für das 36. Festival ausgesuchten internationalen Filme greifen das Thema auf unterschiedliche Weise auf und mit differenziert gezeichneten Charakteren, die dem Publikum durch ihre Stärken und ihre Einzigartigkeit nähergebracht werden: „Lars ist LOL“ erzählt von Lars, der mit Down-Syndrom geboren ist und sich in einer neuen Schule zurechtfinden muss. Unterstützung bekommt er von Amanda, einer Mitschülerin, die in ein Dilemma gerät: Wie geht man mit Mobbing im Netz um, wenn es den neuen Freund betrifft?
„Saudade – Die Sehnsucht in mir“ nimmt das Publikum mit auf die Reise des lebensfrohen Bruno, der nach einer plötzlichen Erblindung sein Leben neu ordnen muss. Ein berührender Coming-of-Age-Film, der ohne Pathos zeigt, wie Mut und Entschlossenheit ein neues Licht ins Dunkel bringen können.
Und „Jippie No More!“ ist ein herzerwärmendes Feelgood-Movie um Jaap Peter, genannt „Jippie“, und seine große Familie, die sich zur Hochzeit der ältesten Schwester zusammenfindet.
„Es ist uns wichtig, dass unsere Filme sowohl die Herausforderungen als auch die Schönheit der Vielfalt widerspiegeln. Kinder sollen die Möglichkeit haben, die Welt durch die Augen anderer zu sehen – und das tut Kino wie kein anderes Medium“, unterstreicht das Team der Festivalleitung.
Vielfalt spielte schon vom ersten Festival an eine wichtige Rolle – das Leben von Kindern in verschiedensten Ecken und Enden der Welt, stets aus der Sicht dieser Kinder sind eines der wichtigen Kriterien für die Auswahl der Filme. Und diese werden in den jeweiligen Originalsprachen in den Kinos gespielt – heuer aus Belgien, Brasilien, China, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Kanada, Kroatien, Luxemburg, Neuseeland, Niederlande, Norwegen, Österreich, Schweden, Slowakei und Tschechien. Der Ton wird etwas leiser gedreht und die Dialoge bzw. Zwischentexte live auf Deutsch eingesprochen.
Ein filmästhetischer Schwerpunkt des diesjährigen Programms liegt auf Animationsfilmen, die in ihrer künstlerischen Gestaltung außergewöhnlich vielfältig sind. Das Märchen „Tony, Shelly und das magische Licht“ wurde in Stop-Motion-Animation mit handgemachten Puppen gedreht. „Weihnachten der Tiere” vereint in fünf winterlichen Kurzfilme mehrere Animations-Stile, darunter etwa Aquarellmalerei und japanischen Pergamentdruck.
Für die jüngsten Zuschauer:innen ab 4 Jahren gibt es ein Kurzfilmprogramm, das von fantasievollen Geschichten und farbenfrohen Animationen lebt. Besonders hervorzuheben ist der österreichische Beitrag „Fleckenlos“ von Astrid Rothaug, eine warmherzige Erzählung über einen Leoparden, der lernt, sich selbst anzunehmen, wie er ist.
Sieben Kinder im Alter zwischen 11 und 13 Jahren bilden die Kinderjury. Diese entscheidet am Ende des Festivals über den besten Film und vergibt zusätzlich den UNICEF-Preis für jenen Film, in dem Kinderrechte eine zentrale Rolle spielen. Aber auch das Publikum kann nach den Filmen mit den Eintrittskarten in drei verschiedenen Säulen – lächlender, trauriger bzw. neutraler Smilie – für den Lieblingsfilm abstimmen. Die Gewinnerfilme werden am 1. Dezember ein weiteres Mal im Kino gezeigt.
Irrtümlich wird die 6-jährige Pottan von ihren vielbeschäftigten Eltern über den Sommer nicht im geplanten Pony-Reitcamp, sondern bei einer Müllverwertungsanlage abgesetzt. Das Mädchen taucht in eine absurde Welt ein, in der Müll in erster Linie dazu dient etwas Neues zu schaffen. Die skurril zusammengewürfelte Truppe der Recyclingstation baut an einem Raumschiff, um damit wertvollen Satellitenmüll aus dem All zu holen. Doch plötzlich tritt Pottan versehentlich eine unglaubliche Reise an.
Ab 6 Jahren; Schweden 2016; 82 Minuten
Am liebsten sitzt Julius in seinem Baumhaus und versinkt in Vampir-Comics, um sich von zwei großen Sorgen abzulenken: Einerseits hat er Angst vor dem ersten Schultag, der ihn bald erwartet, andererseits belastet ihn die schlechte Stimmung, die zwischen seinen Eltern herrscht. In einem verfallenen Haus begegnet Julius Herrn Zaghaft, einem schreckhaften Vampir, der Erdbeersaft statt Blut trinkt, und in seinem Labor nach der Formel für den Glücksstein sucht.
Ab 7 Jahren; Musical-Film, Finnland 2023; 89 Minuten
In der Tiefe des blauen Berges lebt das kleine Volk der Blaugnome. Sie bewachen das magische Silber – eine Substanz mit Zauberkraft, mit deren Hilfe zur magischen Stunde der ewige Wechsel zwischen Tag und Nacht vollzogen wird. Prinzessin Blaurose bricht das eiserne Gesetz, das Fremden den Zutritt in den Berg verbietet, und gewährt einer Gruppe von geflohenen Rotgnomen Unterschlupf. Plötzlich wird das magische Silber gestohlen und die Welt droht in ewiger Dunkelheit zu versinken. Nun liegt es an Blaurose, Mut zu beweisen und das magische Silber zurückzuholen.
Ab 7 Jahren; Norwegen 2009; 83 Minuten
Für Tom steht fest: Er wird Astronaut. Aber bevor er als erster Mensch zum Mars fliegen kann, muss er erst noch die anstehende Mission bei Oma und Opa auf dem Land meistern. Keine leichte Aufgabe, denn Toms Leben muss ganz klaren Regeln folgen: Der 10-jährige hasst Veränderungen, Lärm und die Farbe Rot. Die liebenswürdigen, aber chaotischen Großeltern leben in einem ganz anderen Kosmos, in dem man noch „Dicke“ sagt und ohne WLAN auskommt. Ausgerüstet mit Raumanzug und Logbuch wagt Tom – gemeinsam mit seinen älteren Geschwistern – das Abenteuer.
Ab 8 Jahren; Deutschland 2024; 1½ Stunden
Aimei und die anderen Mädchen aus einem abgeschiedenen Bergdorf in der chinesischen Provinz Yunnan spielen leidenschaftlich gern Fußball, obwohl sie weder einen richtigen Ball noch einen Platz zum Kicken haben. An Einfallsreichtum mangelt es den Freundinnen aber nicht und so fliegen schon mal Pomelos über die Dächer. Im Dorf finden sie für ihre Fußballliebe wenig Verständnis, ist doch der angestammte Platz für Mädchen bei der Feldarbeit und am Herd. Aber so leicht lässt sich Aimei nicht unterkriegen.
Ab 9 Jahren; China 2023; 98 Minuten
Tony ist ein spezieller Junge, er leuchtet wie eine Glühbirne. Aus Sorge lassen ihn seine Eltern kaum aus der Wohnung und wenn, dann nur an einer Sicherheitsleine. Das ändert sich, als ein neugieriges Mädchen namens Shelly in das düster wirkende Haus einzieht und mit ihrer Fantasie Schwung in Tonys einsamen Alltag bringt. Können die Beiden das Rätsel um den Geist des Hauses lösen, der vom geheimnisvollen Hausmeister mit Licht gefüttert wird und jedes Mal wächst, wenn sich die Hausbewohner:innen streiten?
Ab 9 Jahren; Tschechien/Slowakei/Ungarn 2023, 82 Minuten
Die Brüder Etienne und David sind Alien-Fans und verbringen jede freie Minute mit der Suche nach außerirdischem Leben. Unerwartet stirbt der kleine Bruder. Etienne möchte das nicht wahrhaben, er glaubt fest daran, dass David von Aliens entführt wurde und sucht gemeinsam mit seinen Freunden verbissen nach einem Beweis dafür. Ein besonderes Walkie Talkie, ein Raketenauto und ein eigentümlicher Schrotthändler helfen Etienne nach und nach den schweren Verlust zu akzeptieren.
Ab 10 Jahren; Kanada 2023; 1½ Stunden
Michael wäre lieber daheim geblieben, als mit seiner Familie eine abenteuerliche Weltumsegelung zu unternehmen. Während eines Sturms wird der Junge auf hoher See von Bord gespült und findet sich mit seinem Hund Stella auf einer einsamen Insel wieder. Ganz verlassen ist diese jedoch nicht: Der geheimnisvolle Beschützer der Insel kümmert sich anfangs zwar nur widerwillig um Michael, bringt ihm aber mit der Zeit die paradiesische Natur näher und lehrt ihn die Tiere vor Wilderern zu retten.
Diese klassische Abenteuergeschichte mit Happy End ist als farbenprächtiger Animationsfilm inszeniert, der die Schönheit der Natur und das wichtige Thema Artenschutz hervorhebt.
Ab 10 Jahren; Großbritannien/Luxemburg/Frankreich 2023; 84 Minuten
Amanda ist wenig begeistert, als ihre Lehrerin sie bittet, Buddy für einen neuen Mitschüler zu werden. Durch ihre gemeinsame Leidenschaft für Harry Potter und magische Rollenspiele werden Amanda und Lars schnell Freunde. Da entdeckt das Mädchen, dass Lars auf einer Online-Plattform gemobbt wird, weil er das Down-Syndrom hat. Hin- und hergerissen zwischen den coolen Mädchen der Klasse, „peinlichen“ Videos und ihrem Schützling steht Amanda Lars im entscheidenden Moment nicht bei. Wie schafft sie es bloß, sich zu entschuldigen?
Einfühlsam zeichnet der Film Amandas Dilemma nach und zeigt sehr klar, wie wichtig es ist, gegen Mobbing in sozialen Medien und für seine wahren Freund:innen einzutreten.
Ab 10 Jahren; Norwegen 2023; 88 Minuten
Finnland im Jahr 1927: Die 12-jährige Stina lebt in ärmlichen Verhältnissen und leidet, so wie viele damals, an der Lungenkrankheit Tuberkulose. In der Hoffnung auf Heilung wird sie in ein abgeschiedenes Sanatorium geschickt, wo sie auf Christine und Astrid trifft – zwei Mädchen, die ebenfalls krank sind. Sehr schnell wird Stina und ihren Freundinnen klar, dass im Sanatorium seltsame Dinge vorgehen. Ein mysteriöser Junge taucht mitten in der Nacht auf und warnt sie vor der tödlichen Gefahr, die von Dr. Hagmann ausgeht…
Ab 11 Jahren; Finnland 2023; 1½ Stunden
Die liebevolle, laute Familie rund um den 16-jährigen Jaap Peter, genannt Jippie, ist voller Vorfreude auf die Hochzeit seiner ältesten Schwester. Auf dem Landsitz des Großvaters lernt Jippie das Mädchen Lilly kennen und entdeckt ein neues Gefühl: Schmetterlinge im Bauch. Jippie ist überzeugt, dass das Mädchen genauso empfindet. Als deutlich wird, dass Lilly sich zu seiner jüngeren Schwester hingezogen fühlt, fällt ihm das schwer zu akzeptieren. Auch bei den anderen Familienmitgliedern gehen die Emotionen hoch und die Nerven liegen angesichts der großen Feier zusehends blank.
Ab 12 Jahren; Niederlande 2023; 95 Minuten
Der 14-jährige Elias ist zum ersten Mal richtig verliebt – in einen Jungen. Der Heranwachsende kämpft gegen seine Gefühle für Alexander an, die sein bisher behütetes Leben komplett durcheinanderbringen. Elias streitet sich mit seinen Freund:innen, seinem Vater, der als bekannter Schlagersänger ausgerechnet über die erste Liebe singt – eigentlich allen, die ihm nahestehen. Gut, dass Elias einen Großvater hat, der ihn bestärkt seine Gefühle zu genießen und den Jungen ermutigt, Familie und Freund:innen davon zu erzählen.
Ab 12 Jahren; Belgien/Niederlande 2024; 97 Minuten
Bruno lebt mit seiner Mutter und seinem jüngeren Bruder in einer kleinen Stadt in Brasilien. Als bei dem 15-jährigen lebenslustigen Teenager eine unheilbare Augenkrankheit diagnostiziert wird, die zur Erblindung führen wird, ist das für alle ein schwerer Schlag. Darüber hinaus muss sich Bruno auch durch die Wirren des Teenageralltags kämpfen: Partys, Rivalitäten und unerfüllte Liebe. Als die vollständige
Erblindung früher als erwartet und sehr plötzlich einsetzt, verliert sich Bruno anfänglich in Angst und Hoffnungslosigkeit. Doch nach und nach kann er sein Schicksal annehmen und daran wachsen.
Ab 13 Jahren; Brasilien 2022; 108 Minuten
Neuseeland 1981: In Josh Waakas Schuhen möchte man nicht stecken. Als übergewichtiger Teenager ist er hin- und hergerissen zwischen den Erwartungen seiner Rugby besessenen Familie und dem Wunsch Theaterschauspieler zu werden. Dem sozialen Abseits setzt er eine große Portion sarkastischen Humor entgegen. Während im Land gesellschaftspolitische Unruhen ausbrechen, kämpft Josh vor allem mit sich selbst. Langsam erkennt er, dass es in seiner eigenen Verantwortung liegt, das Erbe seines Vaters anzunehmen und für die Rechte der Maori zu kämpfen.
Ab 14 Jahren; Neuseeland 2023; 110 Minuten
Trotz der großen Vorfreude hält die Zeit vor Weihnachten auch einige Aufregungen bereit: Die Hütte des Weihnachtsmanns treibt auf einer Eisscholle davon, im Wald lässt sich kein einziger Nadelbaum mehr finden und just vor dem Heiligabend wird der Hahn im Stall krank. Fünf verschneite Abenteuer fangen die Magie dieses Festes, das so viele Menschen und Tiere in Liebe verbindet, auf ganz unterschiedliche Art und Weise ein.
Die außergewöhnlich liebevoll gestalteten Kurzfilme rund um das Thema Weihnachten bedienen sich verschiedenster Animationstechniken. Sie lassen sich als leises Plädoyer für mehr Achtsamkeit lesen – für sich selbst, die anderen und die Natur.
Ab 5 Jahren; Frankreich / Deutschland 2024; 70 Minuten
Ummi & Zaki
Das kleine Nilpferdmädchen Ummi sucht Abwechslung und findet sie in dem kleinen „Spinner“ Zaki, mit dem sie gemeinsam die abenteuerlichsten Fantasien durchlebt.
Deutschland 2024; 4:23 Minuten
Boris‘ Bäckerei (La Boulangerie de Boris)
Was macht ein Bäcker, wenn er eine Mehl-Allergie bekommt? Taucherbrille und Schnorchel aufsetzen? Den Mut verlieren und Trübsal blasen? Boris weiß es besser und holt sich Hilfe in die Backstube.
Kroatien / Frankreich / Schweiz; 8:15 Minuten
Für immer sieben
Manchmal findet man sich, auch wenn man sich nicht sucht. So wie diese sieben Tiere, die plötzlich entdecken, wie großartig es ist, etwas gemeinsam zu machen.
Deutschland 2024; 9:25 Minuten
Der fantastische Flugwettkampf (De fantastische vliegwedstrijd)
Nach dem Motto „Die Letzten werden die Ersten sein“ endet der Flugwettbewerb der buntesten Vögel mit einer Überraschung. Die eigentlichen Sieger sind – ganz nebenbei – die außergewöhnlichen und fantasievollen Flugmaschinen.
Niederlande 2021; 5:46 Minuten
Was ist in der Kiste? (Wat zit er in die kist?)
Während die Kiste durch vorbeiziehende schemenhafte Landschaften transportiert wird, verändert sich die Größe und dadurch auch die Vorstellung von dem, was drinnen sein kann.
Belgien 2023; 9:37 Minuten
Fleckenlos (The Missing Spots)
„Ich bin gut so, wie ich bin“: Diese Weisheit kann der kleine Leopard auf der Suche nach seinen Flecken erst nach und nach entdecken.
Österreich 2023; 2:22 Minuten
Der Geräuschesammler – ab ins Boot! (The Sound Collector – Float Your Boat!)
Den Fluss entlang schippernd begegnet der kleine Geräuschesammler mit seinem Mikrofon allen möglichen Geräuschen der Natur.
Großbritannien 2023; 5:08 Minuten
Blumenstrauße (Bouquet)
Ein zarter und poetischer Film, in dem die Sprache der wunderschönen, getrockneten Blumen die anfängliche Skepsis eines kleinen Mädchens gegenüber der alten Dame im Rollstuhl in Zuneigung verwandelt.
Frankreich 2023; 3 Minuten
Mittwoch, 15. November 2023, mitten im 35. Internationalen Kinderfilm-Festival. Für Kinder und Jugendliche in Niederösterreich und Wien ist schulfrei – Leopoldi ist dem Landespatron Leopold (Markgraf Leopold III, ein Babenberger, der vor rund 900 Jahren lebte und „der Heilige“ genannt wird) gewidmet. Viele Kinder – und Eltern – nutzen dies, um sich einen der Filme aus verschiedensten Ländern der Welt anzuschauen und so ein bisschen die „Luft“ anderer Kulturen zu schnuppern.
Sieben Kinder schauten sogar zwei Filme an diesem Tag an – und in der ganzen Festivalwoche sogar neun. Emma, Finni, Franzi, Mathilda, Mia, Oliver und Ruth sind die heurige Kinderjury des Festivals. Sie schauen die Filme – jene, die für Sechs- bis 12-Jährige angegeben sind – nicht nur an, sondern sie diskutieren jeweils rund eine Stunde darüber. Dabei geht’s – wie Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… an diesem Mittwoch nach dem ersten Film miterleben durfte – um vielfältige Aspekte.
Doch bevor sie zu diskutieren anfangen, schnappt sich jede und jeder ein kleines Heftchen. „Filmtagebuch“ steht auf der Titelseite. Jedem der Filme sind zwei Seiten gewidmet – eine, um selber Gedanken zum jeweiligen Film zu notieren, auf der gegenüberliegenden sind oben zwei Zeilen mit je neun verschiedenen Smilies gedruckt. „Da können wir so viele auswählen wie wir wollen. Darunter laden Felder und „Wolken“ ein, die Lieblingsszene aufzuschreiben, was gefallen hat und was nicht und – darüber stöhnen einige verständlicherweise – den Film in drei Wörtern zu beschreiben.
Neben der gezeigten Geschichte, tauschen sich die jungen Filmjuror:innen auch über Kameraführung, Farben, Ton, Verständlichkeit, die einzelnen – wichtigsten – Figuren aus, darüber wie diese gespielt haben… Oder auch – wie bei „Kokon und Schmetterling“ (dem Mittwoch-Vormittagsfilm im Cine-Center, übrigens noch am 16. November zu sehen – siehe Infoblock) ob sie den Titel zum Film passend finden.
In dem Film in einem kleinen Dorf im Norden des Iran darf das Mädchen Parvaneh (was übrigens zu Deutsch Schmetterling bedeutet) nicht in die Schule. Ihr Bein wurde bei einem Brand schwer verletzt, der Vater kann – und will – sie nicht in die weit entfernte Schule tragen. Außerdem scheint er nicht davon überzeugt, dass auch Mädchen Bildung brauchen und wollen. Der Nachbarsbub Yavar versucht zunächst vor allem heimlich Parvaneh beizubringen, was er schon in der Schule gelernt hat. So baut er ein „Becher-Telefon“, um von Fenster zu Fenster mit ihr reden zu können, hält Rechnungen auf Papier an seine Scheibe, sie haucht ihre Fensterscheibe an und malt die Ziffern nach…
Sehr oft fallen in diesem Film-Nachgespräch Worte wie „sehr süße, wie sich der Junge bemüht“, aber auch Sätze wie „sehr langgezogen, weil so wenig geredet wird“. Die Altersangabe „ab 7 Jahren“ finden praktisch alle Juror:innen für zu niedrig angesetzt. Sie selber, die alle – das ist Vorgabe für die Teilnahme – zwischen 11 und 13 Jahren sind, hätten selbst mit 8 Jahren wenig mit dem Film anfangen können. Ziemlich unzufrieden waren alle mit dem offenen Ende. Parvaneh darf doch wenigstens zur Prüfung in die Schule, der Vater schaut beim offenen Fenster rein – und nicht mehr so böse und grantig.
Die Jurorinnen und der Juror reden, wie sie selber die Geschichte weiterspinnen würden oder gerne hätten, dass sie fortgesetzt und dann anders geendet hätte.
Paula, die gemeinsam mit Annalies, für das Festival die Kinderjury begleitet, bittet, noch einen weiteren Gesichtspunkt zu diskutieren: Welche Kinderrechte werden denn in diesem Film angesprochen? Denn die Kinderjury vergibt nicht nur einen Preis für den ihrer Meinung nach insgesamt besten Film, sondern auch einen weiteren für den Film, in dem Kinderrechte am besten thematisiert werden.
„Dass alle Kinder ein Recht auf Bildung haben“ – kommt fast zeitgleich von allen Jury-Mitgliedern. Aber auch Gesundheitsversorgung. Denn als sich Yavar den Arm verletzt, behandelt ihn der Arzt, Parvanehs kaputtes Bein bleibt unbehandelt, weil der Vater dafür zahlen müsste. „Im Winter haben die Kinder nur dünnes Gewand“, ist einigen aufgefallen. „Und die Kinder haben gar keinen Raum für sich, keine Privatsphäre“.
„Der Film macht sehr nachdenklich“, ist einer der Sätze, die Paula in den Laptop tippen soll. „Und dass wir viel dankbarer sein könnten, was wir hier haben, wenn diese Kinder nicht alle in die Schule gehen dürfen oder kein warmes Gewand.“ Beeindruckend fanden einige die Landschaftsaufnahmen.
Aus den Sätzen, die sie von der Kinderjury einsammelt, stellt sie Filmkritiken zusammen, die auf der Homepage des Festivals veröffentlicht werden – Link dazu am Ende des Beitrages.
Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… wollte dann noch von den jungen Juror:innen wissen, was sie bewogen hat, Teil der Kinderjury zu werden, wie das nun ist und ob sie vorher schon über Filme (so intensiv) gesprochen hätten.
Da sich viele Aussagen decken, seien die Antworten gar nicht einzeln angeführt. Viele der Jury-Mitglieder haben ältere Geschwister, die schon Teil der jeweiligen Kinderjury waren. Was diesen sehr gefallen hat – und deren Begeisterung sich auf sie übertragen hat. Dass sie selbst schon mal in früheren Jahren beim Kinderfilm-Festival waren ist eine der Voraussetzung, da die Bewerbungen nur dort fürs jeweilige kommende Jahr abgegeben werden können.
Das meiste Wort das bei der Einschätzung fiel: Cool. Auf die Nachfragen, was das Coole sei, kam oft: Weil wir uns gemeinsam die Filme anschauen und dann darüber reden, man deshalb auf Dinge achtet, auf die man vorher nicht so geschaut hat. Vor der Jury-Tätigkeit sei nach Filmen höchstens über Handlung, vielleicht noch über Charaktere gesprochen worden, aber nie so viel auch über Kamera, Bilder, Dialoge, ob etwas logisch oder weniger ist, wie die Darsteller:innen spielen – immerhin sind bei allen Filmen des Kinderfilm-Festivals Kinder bzw. Jugendliche die Hauptdarsteller:innen. Jedenfalls ist große Begeisterung deutlich herauszuhören.
Erst als Anneliese und Paula zaghaft ansprechen, dass es doch auch ganz schön anstrengend sei, fällt den Mitgliedern der Kinderjury ein: „Ja, sehr zeitaufwendig ist es schon!“. Immerhin schauen sie in einer Woche neun Filme – samt ausführlicher Gespräche und Diskussionen darüber.
15 Lang und sechs Kurz- bzw. Kürzest-Filme laden demnächst je eine Woche in Wien (11.- 19. November 2023) bzw. vier steierischen Städten (18. – 26. 11.) ein, in die Welt von Kindern und Jugendlichen in verschiedensten Gegenden der Welt (mehr als eineinhalb Dutzend Ländern) zu reisen. Unterschiede aber vor allem auch viele Gemeinsamkeiten beim Umgang mit Herausforderungen verschiedenster Art sind auf hochwertigem Niveau zu erleben.
In Wien ist es das 35., in der Steiermark das 15. Internationale KinderFilmFestival. Und wie immer werden die Filme in Originalsprache gespielt und in den Kinos deutsch eingesprochen – der O-Ton wird ein wenig leiser, aber immerhin ist doch die Melodie der jeweiligen Sprache zu hören – beziehungsweise können sich Kinder, die die jeweilige Sprache beherrschen freuen, den Originalstimmen zu folgen.
Stets stehen bei den neuen Filmen (aus 2023 bzw. 2022 – Ausnahme der Klassikers „Der geheime Garten“, 1993) Kinder bzw. Jugendliche im Zentrum des Geschehens. Aus ihrer Sicht erzählen sich die Geschichten.
Übrigens: Kinder im Zentrum: Jedes Jahr trifft sich auch eine – natürlich immer neue – Kinderjury. Sie wählen die besten Filme – unter anderem einen, in dem Kinderrechte am besten zur Sprache kommen – aus. Mitbestimmen darf aber auch das Publikum – mittels Ticket-Abschnitt in eine von drei Säulen mit lachendem, neutralem und weniger erfreutem Smilie.
Den Auftakt macht im Wiener Gartenbaukino „Yuku und die Blume des Himalaya“ (Frankreich, Belgien, Schweiz). In dem knapp mehr als einstündigen Animationsfilm geht es um Abschied – wie in mehreren anderen Filmen des diesjährigen Festivals. Aus der Beschreibung im Programmfolder – mehr daraus zu allen Filmen weiter unten, sowie Link in der Info-Box am Ende des Beitrages – heißt es dazu: „Als für ihre geliebte Oma die Zeit gekommen ist, die letzte Reise anzutreten, beschließt die kleine Maus Yuku, ihr die Blume des Himalaya zu besorgen. Deren geheimnisvolle Blüte soll der Großmutter auf ihrem dunklen Weg ins Innerste der Erde leuchten.
Aber der Himalaya ist weit und hoch. Yuku muss sich Gefahren und ihrer Angst davor stellen, findet auf ihrer Reise aber auch Freunde, die ihr helfen. Und außerdem hat sie ihre Ukulele, die sie aus mancher misslichen Lage befreit. Aber wird es Yuku gelingen, rechtzeitig mit der Blume zurück zu sein?“
Dancing Queen
Mina ist eine Musterschülerin. In der Schule gehört sie nicht dazu, aber in Markus hat sie einen treuen Freund, mit dem sie ihre ganze Freizeit verbringt. Das ändert sich, als zu Beginn des Schuljahres E.D. Win als neuer Schüler auftaucht. Er ist ein bekannter Hip-Hop Tänzer, und alle Mädchen schwärmen von ihm. Obwohl sie eigentlich nicht tanzen kann, meldet sich Mina zu einem Tanzwettbewerb an …
Drei Räuber und ein Löwe
In Kardamom ist Markttag, an dem sich die gesamte Stadt zum Singen und Feiern auf dem Hauptplatz versammelt. Die drei Räuber glauben deshalb, leichtes Spiel zu haben bei ihren Diebeszügen durch die Stadt. Schließlich haben sie einen hungrigen Löwen zu Hause, der gefüttert werden muss.
Die Eigenschaft der Metalle
Pietros Fähigkeit, Metalle mit der Kraft seiner Gedanken zu verbiegen, ist in dem kleinen italienischen Dorf, in dem er lebt, bekannt. Pietro möchte diese Fähigkeit nicht ausstellen oder deshalb interessant sein. Als ein auswärtiger Professor sich für ihn zu interessieren beginnt, tun sich jedoch für Pietros Vater ungeahnte Möglichkeiten auf.
Der geheime Garten
Als Mary bei einem Erdbeben in Indien ihre Eltern verliert, wird sie von ihrem Onkel in England aufgenommen. Früher von einer Schar Dienstboten umgeben, muss das verwöhnte junge Mädchen nun einer strengen Hausdame gehorchen. Auf ihren einsamen Streifzügen durch das Gut findet sie einen verschlossenen Garten, der verwildert, jedoch wunderschön ist.
Im Wiener Theater der Jugend lief eine Bühnenversion dieser Geschichte
Große Träume
1998. Die tschechische Eishockeymannschaft gewinnt bei den Olympischen Spielen in Nagano die Goldmedaille. Obwohl Dom keine Sportskanone ist, keimt in ihm der Wunsch auf, diesen Sport zu erlernen. Entgegen dem Widerstand seiner Familie stellt er mit Kindern aus der Nachbarschaft eine Hockeymannschaft zusammen. Mit improvisierten Hockeyschlägern und Tennisbällen wird auf dem Asphalt hinter dem Haus geübt, um irgendwann gegen die Mannschaft aus dem benachbarten Dorf zu gewinnen. So kommt Dom auch Katka näher, auf die er schon länger ein Auge geworfen hat.
Ein Hauch von Nostalgie weht in diesem Film, der uns in solider tschechischer Filmtradition in eine Zeit entführt, als noch nicht jeder Mensch ein Handy besaß und das Spielen in der freien Natur zum kindlichen Alltag gehörte.
Hühnerfarm
Wegen finanzieller Probleme müssen Max und sein Vater aus der Stadt aufs Land ziehen. Im Gegensatz zu dem verträumten Möchtegernschriftsteller hat Max Geschäftssinn. Die hofeigenen Frühstückseier seiner Tante bringen ihn auf die Idee, eine Biohühnerfarm zu gründen. Gemeinsam mit seinem Cousin Charles, der Youtuberin Alice und dem alten Raymond als Fahrer geht es ans Werk. Die Bioeier der Kinder werden schnell ein kommerzieller Hit. Doch sie haben die Rechnung ohne die Großkonzerne gemacht, denen das erfolgreiche Unternehmen ein Dorn im Auge ist.
Juniors
Alles beginnt mit einem verpfuschten Haarschnitt. Jordan und Patrick verbringen ihre Nachmittage damit, Kampfspiele im Internet zu spielen. Als die Spielkonsole kaputt geht, fehlt das Geld, um eine neue zu kaufen. Und so benutzen die beiden Jordans Glatze dazu, in einem Fake Video um Spenden für eine Krebsbehandlung zu bitten. Am nächsten Tag weiß die ganze Schule von Jordans angeblicher Erkrankung. Plötzlich schlagen dem ehemaligen Außenseiter Sympathie und Loyalität entgegen.
Aber wie windet man sich aus einem immer dichteren Lügengespinst unbeschadet wieder heraus?
Kokon und Schmetterling
Trotz des weiten Schulwegs lernt Yavar gerne und kann nicht verstehen, dass Parvaneh (zu Deutsch: Schmetterling) aus dem Nachbarhaus nicht zur Schule gehen darf. Seit einem Brand in ihrer Kindheit ist das Mädchen gehbehindert und würde den weiten Weg ins nächste Dorf nicht schaffen. So sieht es zumindest ihr Vater, der vom Schulbesuch seiner Tochter absolut nichts wissen will. Aber Yavar will nicht aufgeben und findet immer wieder neue Mittel und Wege, um Parvaneh selbst schreiben, lesen und rechnen beizubringen.
Mary, Tansey und die Reise in die Nacht
Mary ist stinksauer, aber in Wahrheit ist sie todtraurig. Mit dem Kochkurs in den Sommerferien hat es nicht geklappt, ihre beste Freundin verlässt Irland, und ihre geliebte Großmutter Emer ist schwer krank und wird bald sterben. Aber wer ist die geheimnisvolle fremde Frau, die plötzlich vor Mary im Wald steht und sie von da an begleitet? Anastasia weiß erstaunlich viele Einzelheiten über das Leben von Marys Familie, aber ist sie wirklich der Geist von Marys Urgroßmutter, wie sie behauptet?
Meeresleuchten
Lena liebt ihren Vater, und beide lieben das Meer. So wie Lena unerschrocken bei Wettkämpfen mit ihrem Segelboot durch die Wellen prescht, fährt Antoine bei Wind und Wetter zum Fischfang hinaus. Doch eines Tages kehrt er mitsamt seiner Crew nicht zurück. Ein Unfall oder purer Leichtsinn?
Lena ist davon überzeugt, dass ihren Vater keine Schuld trifft, sondern ein riesiges Seemonster das Boot angegriffen und zum Kentern gebracht hat.
Oonas und Babas Insel – Neue Freunde
Oona und Baba sind zwei junge Papageientaucher, die auf ihrer kleinen Insel mit ihren Eltern wie im Paradies leben. Auf der Suche nach einer neuen Heimat treffen andere Vögel auf der Insel ein, unter ihnen Isabelle und der Goldfasan Felix. Er freundet sich schnell mit Oona und Baba an, aber Isabelle tut sich in der fremden Umgebung schwer und ist eifersüchtig auf die neuen Freunde.
Popular Theory
Erwin ist ein hochbegabtes Mädchen und deshalb trotz ihrer jungen Jahre schon in der High School. Das bringt es mit sich, dass sie sozial isoliert ist und sich mit dem Plakat Erwin Schrödingers, das in ihrem Zimmer hängt, unterhalten muss. Doch dann kommt Winston als neuer Schüler in ihre Klasse. Auch er zeichnet sich durch einen scharfen Geist aus. Nach einigem Zaudern tut sich Erwin mit ihm zusammen, um für einen Schulwettbewerb eine chemische Substanz zu entwickeln, die die Beliebtheitshierarchie in der Schule vollkommen umkrempeln wird.
Sweet as
Entgegen ihrem Willen schickt Murras Onkel sie auf einen Camping- und Wanderausflug für gefährdete Jugendliche, hauptsächlich, um sie für eine Weile aus dem Einflussbereich ihrer drogenabhängigen Mutter zu holen. Betreut von den SozialarbeiterInnen Fernando und Mitch, erhalten die jungen Leute analoge Kameras, die sie dazu anregen sollen, das Erlebte festzuhalten und über sich und ihr Leben nachzudenken. Auf der Reise durch das Land ihrer Vorfahren stößt Murra auf ihre Wurzeln, entdeckt ihre Liebe zur Fotografie, gewinnt neue Freunde und erfährt ihren ersten Liebeskummer.
Die Wächter des Deltas
Das Donaudelta – dort, wo die Donau in das Schwarze Meer mündet – befindet sich zum größten Teil in Rumänien, ist ein Naturschutzgebiet und wurde von der UNESCO in die Liste des Weltnaturerbes aufgenommen. Dort verbringt eine Gruppe von Kindern mit ihren BetreuerInnen ihre Ferien, lernt Kajak fahren und sammelt Plastikmüll, der von gedankenlosen Menschen zurückgelassen wurde. Als einige der Kinder Wilderer entdecken, die sich verbotener Fangmethoden bedienen, setzen sie sich auf ihre Fährte. Eine abenteuerliche Jagd beginnt.
Die Filme aus der Schweiz, Frankreich, Belgien, Tschechien und Deutschland eigenen sich für ein Publikum ab vier Jahren, die Gesamtdauer beträgt rund eine Stunde. Es handelt sich um Animationsfilme ohne Dialog bzw. Originalfassungen deutsch eingesprochen.
Tümpel
Susi im Garten
Warum ist der Schnee weiß?
Verschwinde, Alfred!
Verzeih mir!
Katze
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