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Fahnen von Völkern, die unter russischer Herrschaft leiden/litten

Von Tschetschenien bis zur Ukraine: Schwarzer Februar

Beim Stiegenaufgang zum Veranstaltungssaal in der Volkshochschule und dem Haus der Begegnung in der Per-Albin-Hansson-Siedlung in Wien-Favoriten hängen eine ukrainische und eine tschetschenische Flagge. Der 23. Februar ist nicht nur der Vorabend des jüngsten nun ein Jahr dauernden Krieges der von Wladimir Putin entsandten russischen Armee in der Ukraine. Es handelt sich auch um den Jahrestag der großen Verschleppung (Deportation) von Tschetschenen und Inguschen.

Chaibach

Rund eine halbe Million Menschen wurden 1944 ab diesem Tag aus den beiden nordkaukasischen Autonomiegebieten innerhalb der Sowjetunion nach Kasachstan in Viehwaggons abtransportiert. Mehr als 12.000 Menschen starben schon auf dem Transport, viele weitere in den ersten vier Jahren. Über die besonders grausame Ermordung von rund 700 Menschen im Dorf Chaibach, die in einer Scheune zusammengetrieben und diese in Brand gesteckt wurde, gibt es einen Film. Ein kleiner Bub konnte versteckt außerhalb der Scheune überleben.

Musa Itaev

Ausschnitte aus einem Spielfilm, der dieses Massaker nachstellte, wurden bei der Veranstaltung zum Jahrestag der Deportation ebenso gezeigt, wie ein Interview mit Musa Itaev, einem Überlebenden der Vertreibung (die erst ab 1957 unter Nikita Chruschtschow beendet wurde) in Frankreich. Jugendliche aus der tschetschenischen Community äußerten auf der Bühne ihre emotionalen Gedanken zum Schicksal ihres Volkes, ältere Zeitzeugen stellten immer wieder die Gemeinsamkeit der imperialen Ansprüche der Führungen in Moskau und der Unterdrückung von Völkern in der Nachbarschaft her. Nicht zuletzt zum Krieg in der Ukraine. Tschetschenien hatte in der jüngeren Vergangenheit auch zwei Besatzungskriege durch die Russische Föderation erlebt (1994 und 1999), 2008 erlitt Georgien ein ähnliches Schicksal, 2014 die Krim – und dort waren insbesondere Angehörige der tatarischen Minderheit Opfer der russischen Okkupation. Und nun seit dem Vorjahr weite Teile der Ukraine.

Kunst und Kultur aus der Ukraine

Die stand sogar eher im Zentrum dieser Veranstaltung. Zahlreiche Künstler:innen boten ein mehrstündiges Kulturprogramm auf der großen Bühne des Saals. Der Bogen reichte von Kindertanzgruppen über jugendliche Ballett-Tänzerinen, ein musikalisches Zwillingsduo bis zum „Freedom-Quartett“ von vier klassischen Streicherinnen, einer Pop- und Opernsängerin, die auch Saxofon spielte und einem jungen Pianisten, der sowohl Sängerinnen als auch eine Geigerin begleitete. Die ukrainische Community – nicht nur Geflüchtete der vergangenen Monate – war auch mit zahlreichen Kunsthandwerksständen präsent. So bot der 13-jährige Sviatoslav, der vor neun Monaten aus Ternopil geflüchtet war, vor allem Stoff-Figuren, die meisten mit verschiedenem Getreide aber auch anderen körnigen Lebensmitteln gefüllt sind, an. „Die wurden in einer Manufaktur in meiner Heimatstadt händisch hergestellt. Manche riechen auch – nach Kakao oder Vanille zum Beispiel.“

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Juri aus Odessa

Zwischen den Kunsthandwerksständen, dem Veranstaltungssaal und den Essens-Stationen – von deftigem Fleischspeisen bis zu Süßigkeiten aus der tschetschenischen Community zubereitet und mitgebracht – wuselte ein älterer Mann herum. „Ich bin Juri aus Odessa und schien einige Jahre in Wien. Ich liebe „Ein echter Wiener geht nicht unter. Leider ist der Mundl-Schauspieler Karl Merkatz ja vor ein paar Monaten gestorben. Und ich liebe es, hier unter den Tschetschenen zu sein und mit ihnen von ihren Speisen zu essen.“

Juri, der Wiener aus Odessa
Juri, der Wiener aus Odessa

So gesellte er sich auch auf die diversen Gruppenfotos mit Fahnen von Völkern, die ähnliche Schicksale erlitten haben/erleiden – neben ukrainischen und tschetschenischen auch jene von Georgien oder der Krimtataren.

Follow@kiJuKUheinz

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