Kinder Jugend Kultur und mehr - Logo
Kinder Jugend Kultur Und mehr...
Am Ende des Workshops nehmen Kinder ihre eigenen Nachrichten - oft in Interviewform - auf

Interview der Kuscheltiere…

„Leonie, lebst du lieber zu Hause oder im Dschungel?“, fragt Löwe Simba. Diese Leonie ist ihre Gegenüber in der Nachrichtensendung, und eine Stoff-Fledermaus. Zwei der Teilnehmerinnen des Theater-Workshops „Nachrichtensendungen von Kindern für Erwachsene“ verleihen ihren Kuscheltieren die Stimmen.

Fast ein Dutzend Kinder, darunter Mara, Elvira, Liam, Max, Helena, Maximilian, Lolek, Maximilian suchen sich nach Aufwärmspielen ihre eigenen Themen aus und bereiten sich auf Interviews vor einer Kamera vor. In der großen Runde schlagen sie mit Monika und Celine, die den Workshop leiten, viel mehr Themen vor, als sie je bearbeiten können – wie auch in jeder Redaktion viel mehr an Nachrichten einlangen als verarbeitet und veröffentlicht werden können.

In Gegenstände reinversetzen

Dann geht’s eben darum, was ist möglich, wer kann – und in dem Fall jedenfalls will – was bearbeiten. Die beiden hier zu Beginn zitierten Reporterinnen fanden zueinander, weil sich beide für Kuscheltiere interessierten. Meist im Liegen oder wenigstens im gemütlichen Sitzen auf dem Tanzboden von Bühne 3 im Dschungel Wien, dem Theaterhaus für junges Publikum im MuseusmQuartier schreiben sie mit bunten Stiften ihre Fragen auf, die Löwe und Fledermaus, in die sich beide hineinversetzen, aneinander haben.

Helena stellt in der Sendung „Zwergi Silbi“ vor, eine von ihr, gemeinsam mit einer Freundin selbst gebasteltes Nadelbaum-Pockerl neben einer – mittlerweile leergebrannten Kerzenhalterung vor. Ein weitere Solo-Reporter widmet sich dem Thema Sport, vor allem Ballspielarten. Klima ist das Thema eines weiteren Nachrichtenduos und Süßigkeiten das von zwei anderen Reportern. Wobei sie mehrmals in die Kamera sagen: Eltern sollten ihren Kindern vor allem Süßes geben, damit sie ihre Ruhe haben.

Thema wird zum Gegenstand

Ein Trio hat sich das Thema Comic ausgesucht. Einer der beiden Max ist da wahrer Experte. Er faltet gleich einmal das Papier, auf dem sie ihre Ideen für die Nachrichten sammeln zu einem kleinen Comic-Heft. Was brauchen derartige Bücher. „Jedenfalls eine Handlung“ steht sofort fest. Nach und nach fällt allen drei ein, welche weiteren Elementen erforderlich sind. Nicht zuletzt fügt der federführende Max noch einige Zeichnung im Comic-Stil seinem kleinen Heftchen hinzu.

Am ersten von drei Workshoptagen – im Rahmen des wienXtra-Winterferienspiels – kamen die Gestalter:innen der Kindernachrichten allerdings in heftigen Stress – die Aufwärmspiele hatten zu viel Zeit in Anspruch genommen.

Schlimm, kompliziert, aber auch fröhlich, gut und lustig

Apropos Nachrichten: Bevor die Kinder ihre eigenen Themen sammeln, wollten die Workshopleiterinnen wissen, welche Nachrichten die Kinder kennen und welche Eigenschaften sie damit verbinden. Das erste was fiel war „schlimme“, auch mehrfach genannt wurde „kompliziert“ später noch gesteigert durch „sehr, sehr, sehr“. Dabei blieb’s dann doch nicht, es fielen viele Themen – und auch gute, fröhliche, lustige, interessante neben nervigen (weil zu oft wiederholt), aber auch falsche (Fake News) sind den Workshop-Teilnehmer:innen schon untergekommen.

Follow@kiJuKUheinz

Arbeit an Themen und Nachrichten

Aufwärmübungen und weitere Schnappschüsse

Bernhard Heinzlmaier und eines der Charts der aktuellen Jugendwertestudie 2023

Jugendliche: Teuerung und Krieg verdrängen Klimawandel

Die ständig steigenden Preise sind auch die größten Sorgen junger Menschen in Österreich zwischen 16 und 29 Jahren. Danach kommt die Angst vor Krieg und an vierter Stelle der Klimawandel. Das sind die zentralen Ergebnisse der aktuellen Jugendwertestudie unter der Leitung von Bernhard Heinzlmaier und Natali Gferer, die Ersterer diese Woche bei einem Mediengespräch vorstellte. Befragt wurden – online – 800 junge Menschen im Frühjahr 2023, gewichtet nach Geschlecht, Alter, Bildung – und auf Nachfrage von KiJuKU auch nach Migrationshintergrund.

Umwelt ist bei Jugend viel wichtiger

Bei den schon genannten – und weiteren – wichtigsten Zukunftssorgen zeigen sich mit Ausnahme von Teuerung, Inflation und Krieg schon in der Reihenfolge deutliche Unterschiede zwischen jungen und älteren Menschen. Während die Jugend (gilt in vielen Bereichen bis 30 Jahre) Klimawandel und Umweltkatastrophen als viertes bzw. sechstes Problem, das sie sorgt, nennen, rangieren diese Themen in der Gesamtbevölkerung auf Platz 8 und 9 unter den Top-10. Die Älteren sind über Zuwanderung und Flüchtlinge mehr besorgt, was bei den 16- bis 29-Jährigen eine untergeordnete Rolle spielt.

Zukunftswünsche Jugendlicher
Zukunftswünsche Jugendlicher

Psychische Gesundheit nannten die Älteren gar nicht als vorranging, während diese den Jüngeren Sorgen im Spitzenfeld bereiten – interessantes Detail: Fast doppelt so viele junge Frauen nannten mental health als großes Problemfeld. Übrigens auch den Klimawandel nannte fast die Hälfte der weiblichen Jugend als wichtige Sorgen, während es bei ihren männlichen Alterskollegen nur ein Drittel sind.

Heinzlmaier liest aus den vielen Zahlen der Studie einen Widerspruch zwischen Anspruch und realem Verhalten heraus, weil viele Jüngere zwar der Umwelt hohen Stellenwert beimessen, aber auf die Frage nach dem Fortbewegungsmittel für Urlaubsreisen mehr als sechs von zehn (61,2%) als wichtigste Entscheidungsgrundlage „preisgünstig“ nannten. Wenn aber die Teuerung die größte Sorge ist, weil immer mehr mit dem eigenen Einkommen nicht auskommen, dann liegt wohl diese Wahl auf der Hand.

Rangfolge der Freizeitbeschäftigungen
Rangfolge der Freizeitbeschäftigungen der 16- bis 29-Jährigen

Arbeitsklima wichtiger als Bezahlung, Wohnen unleistbarer

Neben den größten Sorgen erhebt die regelmäßige Jugendwertestudie die Einstellungen junger Menschen in etlichen Bereichen, so ist jungen Menschen ein gutes Arbeitsklima im Job wichtiger als gute Bezahlung, dass Lehre eine gute Berufsperspektive biete, glaubt hingegen nur ein Drittel, obwohl aufgrund des Fachkräftemangels die Chancen sicher gut stünden. Die Teuerung schlägt sich auch in den Antworten zu Fragen rund ums Wohnen nieder. Fast zwei Drittel der befragten 800 jungen Menschen meinen, dass es für sie „immer schwerer wird, eine eigene Wohnung oder ein eigenes Haus zu kaufen“ bzw. „für junge Familien wird es immer schwieriger, leistbaren Wohnraum zu finden“.

Bernhard Heinzlmaier und eines der Charts der aktuellen Jugendwertestudie 2023
Bernhard Heinzlmaier und das Chart über die Sorgen aus der aktuellen Jugendwertestudie 2023

„Medienrevolution“

Seit 30 Jahren forscht Bernhard Heinzlmaier im Bereich Jugend, das habe sich anfangs nach dem Studium rein zufällig ergeben, verrät er Kinder I Jugend I Kultur I und mehr… in einem kurzen Interview. Abseits der Zahlen der Jugendwertestudie die er als einen Hang junger Leute zu einem starken Pragmatismus interpretiert, wollten wir folgendes wissen:

KiJuKU: Was hat dich in diesen drei Jahrzehnten am meisten überrascht hat, wie sich Werte Jugendlicher verändert haben?
Bernhard Heinlzmaier (B.H.): „Wenn ich zurückblicke, ist eigentlich die massivste Veränderung die Medienrevolution. Am Anfang kamen auf die Frage, wer benutzt das Internet vielleicht 14 Prozent und jetzt ist es das wichtigste, das bestimmende Medium.
Fragen wie Elternbindung und andere schwanken in einem gewissen Korridor, aber der Medienkonsum ist natürlich ganz anders geworden.

KiJuKU: Da gab es ja anfangs die Hoffnung, dieses Medium könnte ein Weg zu viel mehr Demokratie sein – mit der Aufhebung zwischen Medienproduzent:innen und -Konsument:innen?
B.H.: Musste sich als Illusion erweisen, denn wer nimmt denn dann in Anspruch, selber zu produzieren. Das ist dann wiederum eine Elite, so ungefähr zehn Prozent, der Großteil konsumiert auch hier passiv. Da wurde das Potenzial der kreativen Menschen wie so oft überschätzt.  

KiJuKU: Naja, es gibt schon viele Jugendliche, die eigene YouTube- oder TikTok-Clips produzieren und ins Netz stellen.
B.H.: Sicher größer, weil es technisch einfacher und kostengünstiger geworden ist, aber nach wie vor eine Minderheit.

KiJuKu: Was wäre kurz gefasst aus der Jugendwertestudie dein Tipp an die Politik?
B.H.: Jetzt gibt’s ja diese große Diskussion um „normale“ Menschen was sicher ein unglücklicher Begriff ist, aber es ginge schon darum, sich mehr um die Probleme der gesellschaftlichen Mitte zu kümmern. Da spielen Teuerung, Inflation, Krieg, Armut eine große Rolle und auf das sollte man sich mehr ausrichten. Und das wird zu wenig gemacht und deswegen ist die Politikverdrossenheit groß.

Nutzung von zeitungen und Magazinen
Nutzung von Zeitungen und Magazinen – Vergleich Gesamtbevölkerung und Jugendliche

Medien-Nutzung

Weil im kurzen Interview Mediennutzung eine zentrale Rolle spielten hier auch noch einige Daten aus der Online-Umfrage unter den 16- bis 29-Jährigen:

Fast neun von zehn (87,9 %) gaben auf die Frage nach regelmäßigen Freizeitbeschäftigungen „im Internet surfen“ an, gefolgt von Musik hören (83,8 %). Fernsehen nannten immerhin noch fast sechs von zehn der befragten 800 jungen Menschen. Einige weitere ausgewählte Nennungen: Bücher lesen (31,5%), eBooks lesen (19,9%); Tageszeitungen las knapp ein Viertel online (23,3 Prozent), gedruckt nur 17,5 % was immerhin noch vor Hörbüchern (14,9 %) rangierte gefolgt von gedruckten Magazinen bzw. Zeitschriften (13,9%).

Präsentiert wurden aus der um rund 3000 Euro (ohne Mehrwertsteuer) erhältlichen Vollversion der Studie von T-Factory Trendagentur in Kooperation mit dem Institut für Jugendkulturforschung auch noch Zahlen zur Nutzung von Zeitungen und Magazinen – hier im Vergleich zwischen Gesamt- und junger Bevölkerung und bei letzterer aufgegliedert in mit niedriger/mittlerer bzw. höherer formaler Bildung (Abschlüsse). Während bei den über 30-Jährigen mehr als vier von zehn zur Kronenzeitung greifen, ist es bei der Generation Z nur ein Viertel, beim Standard fast ein Drittel (31,7% – bei höherer Bildung sogar 36,9%). Zu Profil und Falter greifen jeweils 16 bzw. 15,3 Prozent der 16- bis 29-Jährigen, wobei jeweils überraschenderweise ein bisschen mehr mit niedrigerem formalem Bildungsabschluss.

Follow@kiJuKUheinz

Jugendwertestudie2023

jugendkulturforschung

Titelfoto zur Studie auf der Website von saferinternet.at

Erste Informationsquelle für Jugendliche: Social Media, aber unglaubwürdig

Selbst Websiten klassischer Medien werden von 11- bis 17-Jährigen nur halb so viel herangezogen wie Soziale Netzwerke (39 zu 80 Prozent der befragten 400 Jugendlichen in einer Studie zum Safer Internet Day 2023. Knapp hinter den Sozialen Netzwerken rangiert YouTube mit genannten 75 % an zweiter Stelle. Noch vor den genannten Websites holen sich die Jugendlichen – neben der Umfrage unter den 400 jungen Menschen arbeitete die Studie noch mit einigen Fokusgruppen intensiver – ihre Informationen von Influencer:innen (63 %) und Streamingplattformen (59 Prozent) sowie im Fernsehen (am TV-Gerät).

Wikipedia rules

Gleichauf mit den Homepages von Medienhäusern suchen/holen sich 11- bis 17-Jährige ihre Nachrichten und Wissenswertes von Wikipedia, knapp gefolgt von Radio (37 %), Podcast (24%), Gratis- (18%) sowie Tageszeitungen (17%) Bei Letzteren waren es fünf Jahre zuvor noch ein Viertel (25 Prozent), während die Nutzung als Informationsquelle bei Social Media von 59 auf 80 Prozent und bei YouTube von gar 27 auf 75 % in die Höhe geschnellt ist.

Zusammenfassende Grafik einiger der tudienergebnisse von Safer Internet.at
Zusammenfassende Grafik einiger der tudienergebnisse von Safer Internet.at

Die Häufigkeit der Nutzung geht aber auch mit einer gehörigen Portion (gesunder) Skepsis einher. Gefragt nach der Glaubwürdigkeit, geben die Befragten bei Sozialen Netzwerken 8, Influencer:innen p und YouTube 10 Prozent an, während sie Wkiipedia zu einem Viertel (25%), Radio, TV sowie den Webseiten klassischer Medien zu einem Fünftel (21 bzw. 20 bzw. 19 %) vertrauen.

Glaub ich nicht

Fast die Hälfte der Jugendlichen antwortete auf die Frage „Wie oft passiert es dir, dass du dir nicht sicher bist, ob Informationen, die du im Internet findest richtig/wahr sind?“ mit oft 8 ca. ein Drittel/34 %) bzw. sehr oft (15 Prozent), weitere rund 40 Prozent nannten: „manchmal“, für „nie blieb kein Zehntel der 11- bis 17-Jährigen.

Grafik zum 20. internationalen Safer-internet-Tag
Eine der Grafiken, mit denen auf den 20. internationalen Safer-Internet-Tag aufmerksam gemacht wird

Das Überprüfen von Falschinformationen habe jeweils rund ein Drittel der Jugendlichen in der Schule bzw. von Eltern erlernt. Als Überprüfungsmittel gaben mehr als die Hälfte (54 %) den Vergleich mehrerer Quellen an; ein Fünftel (22 %) kennen Fakten-Checker, die Hälfte davon (insgesamt 12 Prozent) nutzen sie. Fast sechs von zehn der Befragten (58%) gaben an: „würde gern mehr darüber wissen, wie man Informationen überprüft“.

Follow@kiJuKUheinz

Saferinternet.at -> Studie zu Jugendliche und Mediennutzung