Scham bzw. Schamlosigkeit war nicht nur das Thema der Performance „Da te ni sram“
(Schäm dich) eines internationalen Gastspiels mit drei Aufführungen im Rahmen des Puls Festivals im Dschungel Wien. Auch die Form, der Auftritt selber, pendelte zwischen den beiden Polen – zumindest jene, die Kinder I Jugend I Und mehr… sah. Denn hier mussten sich die Zuschauer:innen zu Beginn via QR-Code in einer App gelandet, für eines von drei Fantansie-Tieren entscheiden: Tollpatschigem Oktopus, kleptomanische (zwanghaft stehlende) Schildkröte, Zwergesel.
Die Wahl führte zu einer Farbe und damit zu einer von drei verschiedenen Bühnen mit unterschiedlichen Performances. Gleich – so ergaben die Gespräche danach – waren die klobigen und doch irgendwie eleganten Stiefel, die ein wenig an Skischuhe erinnerten in denen sich die Performer:innen dennoch gekonnt, tänzerisch bewegten. Gleich auch die Struktur aus Bewegung, projizierten Emojis, Musik-(Videos), Erzählungen, die teils wirkten, als wären sie aus dem echten Leben gegriffen und dann wieder eigener heldenhafter Vorstellungen entsprungen.
Gruppe „Zwergesel“ mit Farbe Pink ließ einen Mann erleben, der sich an seine Pubertät erinnert und vor allem durch Zurschau-Stellung überspitzten Macho-Gehabes dieses der Lächerlichkeit preisgab. Nejc Jezernik ließ aber auch Einblicke in so manch peinliche Momente zu, die dennoch über eine Spur Humor, Distanz zwischen sich und das Publikum legte.
Die gesprochenen Passagen auf Slowenisch wurden von englischen Untertiteln begleitet. Die liefen allerdings zu schnell ab, um sie alle jeweils ganz lesen zu können. Sprechen/hören geht in der Regel eben schneller als lesen! Was übrigens dazu führte, dass manche der Besucher:innen, wie sie danach berichten, bald ganz aufhörten mitzulesen. Schade.
In der letzten Phase konnten alle via SmartPhones live in der App chatten und posten, was allerdings ein wenig bemüht wirkte.
Wie auch immer, vor fast eineinhalb Jahren hatte „The Pleasure of Shame“, die Abschlussperformance eines der Theater:Klubs im Dschungel Wien (die kürzlich bei der Stella-Preisverleihung nominiert war) zum Thema Scham das (junge) Publikum sicher mehr angesprochen.