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Szenenfoto aus "Wo ist Wald?" von makemake produktionen

Im zugeschnittenen Holz den Wald erkennen lernen

Ein stilisierter Wald aus flachen, geschätzt A4-formatigen, hölzernen Bausteinen liegt im Halbdunkel einer erhöhten Bühne – mit ein bisschen Einblick in das Darunter. Leise, sanfte, atmosphärische Töne. Vier Schauspielerinnen bewegen sich in etwas, das Schneckentempo genannt werden könnte. Laaaaangsam kriechen, klettern, rollen sie zwischen diesen „Bäume“ und bringen – beim ersten Mal überraschend und erschreckend – einen solchen hölzernen „Turm“ zum Einsturz. Es ist nicht der letzte, der „dran glauben muss“.
„Wo ist Wald?“ heißt die neueste Performance von makemake produktionen.

Pam Eden, Nora Jacobs, Martina Rösler und Johanna Wolff bewegen sich nicht nur in unterschiedlichsten Geschwindigkeiten auf, unter, neben der Bühne, sie haben das Stück auch mit entwickelt (Text & Dramaturgie: Anita Buchart, Mika Tacke; Komposition: Elise Yuki Mory; Bühne: Mirjam Stängl; Kostüm: Maria-Lena Poindl; Endregie: Kathrin Herm). Die vier verwandeln sich in Käfer, Eule, Fuchs, Tausendfüßler, eine Eintagsfliege, einen Stein, Knöllchen-Bakterien, Pilze, die ihre Mycel-Fäden ziehen, zwei von ihnen werden eine Spinne, zwei andere wollen Baum werden…

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Wo ist Wald?“ von makemake produktionen

Mehrsprachig

Im Laufe der knapp 1¼ Stunden lassen sie viel von dem, das in, um, unter und über einem Baum und seinen Artgenossen, die gemeinsam einen Wald ergeben, abspielt vor allem über ihre Bewegungen und ihr Spiel mit den Holzplatten lebendig werden. So manches erzählen sie – in österreichsicher Gebärden- sowie deutscher Lautsprache. Oft kommen erst die Gebärden und für jene, die diese Sprache nicht können, kommt das Gesagte danach in der Antwort auf eine Frage oder im Dialog in hörbaren Sätzen zur Sprache.

Letzteres dokumentiert, dass hier die Gebärdensprache nicht „nur“ der Übersetzung dient, sondern eigenständiges Element der Inszenierung ist. Schön langsam kommt der Gedanke von Inklusion auch in der heimischen Theaterlandschaft an. Wobei das internationale Festival für visuelles Theater von Arbos, das am Abend vor dem hier besprochenen KiJuKU-Besuch im Linzer Phönix-Theater mit „Der kleine Prinz“ in eigenständiger Gebärdensprache, die auch nicht „nur“ das Gesprochene gedolmetscht hat, in Wien zu Ende ging, aber schon vor mehr als einem ¼-Jahrhundert als Gehörlosentheater-Festival begonnen hatte – da folgt noch eine Stückbesprechung.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Wo ist Wald?“ von makemake produktionen

Aus Tier-, Pflanzen- und Steine-Sicht

Obwohl die Performerinnen natürlich Menschen sind, spielt sich das Stück vor allem aus Blickwinkeln von Pflanzen und Tieren, die vielfach in Symbiose Wälder bevölkern, ab. Samt Kopfschütteln darüber wie Menschen mit diesen Lebensräumen umgehen, sie zerstören, ja gar vernichten und seltsam über so manches denken. Während diese Wesen einen umgefallen, geknickten Baum „Totholz“ nennen, ist dieser doch voller Leben!

Hin und wieder jedoch switchen die Schauspielerinnen auch in den Rollen von Tieren in menschliche Perspektiven – etwa, wenn die Borkenkäfer den Tausendfüßler mit einem „Witz“ über die vielen Schuhe aufziehen wollen. Und geben erst recht damit solche menschlichen Überheblichkeiten der unfreiwilligen Lächerlichkeit preis 😉
Irgendwie erinnern wohl auch die Szenen zu Beginn, wo die „Tiere“ einen Baum nach dem anderen „schlägern“, an unseren Umgang mit Wald. Gegen Ende kommen auch noch die von Menschen gepflanzten monokulturellen Fichtenbaum-Plantagen zur Sprache, während die Performerinnen als „Tiere“ ganz unterschiedliche Bäume aus den Holzbausteinen wieder – und anders – aufbauen.

kijuku_heinz

Compliance-Hinweise: Das Festival Schäxpir hat Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… für vier Tage dieses Theaterfestivals für junges Publikum nach Linz eingeladen.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Wo ist Wald?“ von makemake produktionen
Szenenfoto aus „From Zero to Zack Prack! Oder heroisch in die Katastrophe“

Bringen’s Superheld:innen und braucht es solche?

Mit sehr vielen Wortspielen, Anspielungen auf Held:innen und extrem viel Spielfreude rocken Sarah Baum, Julia Frisch, Stefan Parzer, Felix Rank als (selbst-)ironische Held:innen die Bühne des Linzer Theaters Phönix in „From Zero to Zack Prack! Oder heroisch in die Katastrophe“. Zwei der vier Schauspieler:innen – Julia Frisch, Stefan Parzer – und dazu die Regisseurin Stefanie Altenhofer haben das lust- und kraftvolle Stück geschrieben, in dem die tickende Bombe entschärft werden soll/muss. Wer auch immer sie in Händen hält, gibt sie jedoch möglichst schleunigst weiter…

Also braucht es mindestens eine Heldin oder einen Helden. Die vier Bühnenfiguren wissen jede und jeder die besten Argumente dafür, warum gerade sie/er es jeweils genau nicht sein kann. Also her mit so richtigen Heroes 😉 In parodierten Super-, Spider- und sonst welchen (Wo-)Man-Kostümen erleben wir in den darauffolgenden Szenen A, Y, V und Q – Angstman, die superschlaue Doktorin Wy oder Why (?), also nur für den englischen Buchstaben Ypsilon oder doch gleich für warum auf Englisch?, die Frau mit Visionen und den super Quick (schnell)-Man. Tollpatschigkeit scheint deren zweiter Vorname zu sein. Und so spielt das Quartett verschiedenste Held:innen-Mythen ins Lächerliche.

Powermittelchen, Einheitsbrei…

Dann wiederum verwandeln sich der Reihe nach alle in Ebenbildern eines von ihnen. Aber egal ob mit oder ohne aufputschende Mittelchen – natürlich können sie allesamt weder Erde noch das Multiversum (und da ist sicher nicht das gleichnamige Veranstaltungszentrum in Schwechat mit all seinen mysteriösen Finanzgeschichten gemeint) retten…

Es kommt sozusagen auf vielfältige Held:innen des Alltags und ihr möglichstes Zusammenwirken an, um – und so weiter. Womit „From Zero to Zack Prack!” sich einreiht in jene „magischen“ Geschichten, die lustvoll und spielfreudig die wichtigen vor der Menschheit stehenden Troubles anspielen und nie auch nur als „Lehrstück“ oder mit erhobenem (pädagogischen) Zeigefinger daherkommen. Denn wie schon vor mehr als einem Vierteljahrhundert der damalige Direktor des Theaters der Jugend (Reinhard Urbach) vielfach sagte und schrieb: Wer Jugendlichen mit dem Zeigefinger komme, brauche sich nicht wundern, wenn sie den Mittelfinger als Antwort bekommen.

Gebärdensprache

„From Zero to Zack Prack!” bietet ein zusätzliches Goodie: Vorstellungen dieses Stücks werden live, analog und simultan in Österreichische Gebärdensprache mit Einsprengseln im oberösterreichischen Dialekt übersetzt. Vom Publikum aus gesehen links neben der Bühne steht Pam Eden, die bilingual – Laut- und österreichische Gebärdensprache -, die gesprochene, gerufene, geschriene Texte mit ihren Händen gebärdet, womit auch gehörlose Zuschauer:innen diese fulminante Aufführung miterleben können.

Follow@kiJuKUheinz

Compliance-Hinweise: Das Festival Schäxpir hat Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… für die ersten vier Tage dieses Theaterfestivals für junges Publikum nach Linz eingeladen.