Wiener Schule sammelt schon zum zweiten Mal benötigte Sachspenden für Kriegsopfer in der Ukraine.
Gleich nach dem Eingang ins Schulhaus des Evangelischen Realgymnasiums Donaustadt, knapp nach den Sammelstellen für die PCR-Tests, türmen sich Schachteln, Kartons. Noch sind sie offen, ein Blick und alles klar. Hier wurden Sachspenden gesammelt. Für die Ukraine. Nicht zum ersten Mal. Schon zwei Wochen nach dem von Putin angeordneten überfall Russlands auf die Ukraine waren sogar noch viel höhere Schachteltürme voll mit Gegenständen – von Hygieneartikel über haltbare Lebensmittel bis hin zu Spielzeug – hier gesammelt und abgeholt worden.
An zwei Wänden der Schulaula hängen Plakate, Zeichnungen, gefaltete Friedenstauben und -kraniche, die Kinder und Jugendliche dieser Schule angefertigt haben und sich gegen krieg, vor allem aber für Frieden einsetzen. Nicht grausame Bilder der Kämpfe, sondern Menschen unter diesen Umständen Hilfe zukommen zu lassen schwebt durch den Raum.
An diesem letzten Märztag rückt die 3a an, um die Dinge in den Schachteln fertig zu sortieren, die Kartons zu schließen, zuzukleben – und zu beschriften. Schließlich sollen Helfer:innen gleich wissen, was wo drinnen ist. Beschriftet wird auf Deutsch und Englisch. Zwei Schüler aus der 6b setzen ihre Ukrainisch- bzw. Russisch-Kenntnisse ein, um so manche der Kisten mit Spendengütern auch in kyrillischer Schrift und in einer der beiden Sprachen zu beschriften: Ferdi und Niki. Beide haben Mütter, die aus der Ukraine stammen und schon lange in Österreich leben.
Nikis Mutter, Irina Guda, ist die Initiatorin dieser Hilfsaktion bei der alle ehrenamtlich mitwirken und garantieren, dass alle Spenden vor Ort ankommen. Gespendete Güter im Volumen von 93 m³ sind schon vor Wochen in Riwne (Nordwesten des Landes) angekommen. „Alles kommt an“, heißt die Initiative – und deren Homepage. Gesammelt wird bei Unternehmen und Privatpersonen bzw. in dieser Schule. Ihr Sohn, Niki Scharner – über diesen kreativen Tausendsassa hat Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … schon mehrfach berichtet, hat unter anderem Seidentücher in den Farben der Ukraine – blau-gelb – bemalt. Ein solches hat die Schuldirektorin, Elisabeth Kapfenberger, am Tag des Reportagen-Besuchs um den Hals.
Der schon erwähnte Ferdi erzählt, dass „unsere Familie meine Großeltern, also die Eltern meiner Mutter, schon vor drei Monaten aus Lemberg nach Wien zu uns geholt haben. Es war damals schon unsicher, außerdem gab es eine sehr hohe Inflation. Jetzt nach Kriegsbeginn haben wir meine Tante und eine Cousine aus Lemberg zu uns geholt.“
Fluchterfahrung hat auch ein Mitschüler aus der 3a. Nawid kann sich an die erste Flucht mit seinen Eltern aus Afghanistan in den Iran gar nicht mehr erinnern, „da war ich noch sehr klein, aber sehr gut kann ich mich erinnern, als wir dann auch von dort fliehen mussten und zwei Wochen später in Österreich gelandet sind. Da war ich sieben Jahre.“
Eine der Kisten ist voll mit Kuscheltieren. Leonie gesteht, „ganz leicht war es nicht, mich von allen meinen Kuscheltieren zu trennen, weil manche doch eine große Bedeutung für mich haben. Aber es ist mir dann doch relativ leicht gefallen, weil ich weiß, Kinder in der Ukraine, im Krieg, brauchen sie wahrscheinlich dringender.“ Sie gehört zu jenen, die sich viel und ausführlich informieren. „Nicht nur über den jetzigen Krieg. Ich lese auch viel über den 1. und 2. Weltkrieg. Ich habe leider das Gefühl, dass die Menschen nicht wirklich aus den Erfahrungen der Vergangenheit lernen.“
Aber auch gegen diesen mehr als verständlichen Frust hilft es, wenigstens konkret helfen und damit Lebensbedingungen betroffener Menschen ein bisschen verbessern zu können.