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Am 6. Juni 2022 hält die 7-jährige Hind Ali Nasser im Gouvernement Aden, Jemen, nach der Impfung ihren Arm.
Am 6. Juni 2022 hält die 7-jährige Hind Ali Nasser im Gouvernement Aden, Jemen, nach der Impfung ihren Arm.
20.04.2023

Nach Corona sinkt Impfbereitschaft gegen Kinderkrankheiten

Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (Unicef) untersuchte 55 Länder – mit Ausnahme von China, Indien und Mexiko gibt es – teils starke Rückgänge, in Österreich um 10 %.

Eine – unerwartete – heftige Nebenwirkung der Corona-Pandemie ist eine stark verbreitete Skepsis – gegenüber bisherigen Routine-Impfungen für Kinder (Masern, Polio usw.). Das musste das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, Unicef, im Bericht „Impfschutz: Für jedes Kind“ feststellen. Von 55 untersuchten Ländern (Argentinien bis Vietnam) sind nur China, Indien und Mexiko nicht vom „Virus“ der zunehmenden Ablehnung von Impfungen betroffen. In Südkorea, Japan, Ghana, Senegal und Papua-Neuguinea musste nach der Pandemie sogar ein Rückgang solcher Impfungen um rund ein Drittel festgestellt werden. Nur knapp darunter liegt Kroatien mit einem Impfrückgang um 29,2 Prozent, in Österreich hat sich die Bereitschaft, Kinder gegen vermeidbare Krankheiten impfen zu lassen um fast 11 Prozent verringert (10,7 %); in Italien minus 6,8 %, Deutschland: – 8,1 %, in Schweden, das oft für seine wenig restriktive und auf viel Eigenverantwortung setzende Corona-Politik kritisiert wurde beläuft sich der Rückgang bei Kinder-Impfungen auf nur 1,3 Prozent.

Der 6-jährige Mykyta, der mit seiner Familie Anfang März 2022 aus der Ukraine flüchtete, wurde im polnischen Krakau gegen Masern, Mumps, Röteln, Diphterie, Tetanus, Poli sowie gegen die Windpocken geimpft
Der 6-jährige Mykyta, der mit seiner Familie Anfang März 2022 aus der Ukraine flüchtete, wurde im polnischen Krakau gegen Masern, Mumps, Röteln, Diphterie, Tetanus, Poli sowie gegen die Windpocken geimpft

Durch die Pandemie ohnehin weniger Impfungen

Alarmierend ist, dass das sinkende Vertrauen mit dem größten Rückgang bei Routineimpfungen von Kindern seit 30 Jahren einhergeht. Durch die Pandemie kam es in vielen Ländern zu Unterbrechungen bei Routineimpfungen, weil die Gesundheitssysteme überlastet waren und finanzielle Ressourcen umverteilt wurden, um Menschen gegen Covid-19 zu impfen. Der Mangel an Gesundheitspersonal sowie pandemiebedingte Bewegungseinschränkungen trugen ebenfalls zu dieser Entwicklung bei.

Doppelt so oft Masern

Rund 67 Millionen Kinder verpassten zwischen 2019 und 2021 Routineimpfungen, ergab die besagte Unicef-Erhebung. Die Durchimpfungsquoten sanken in 112 Ländern. Kinder, die kurz vor oder während der Pandemie geboren wurden, sind jetzt in einem Alter, in dem sie normalerweise einen Basisschutz erhalten haben sollten. Umso wichtiger ist es, dass Maßnahmen ergriffen werden, um die versäumten Impfungen nachzuholen und tödliche Krankheitsausbrüche zu verhindern. So war die Zahl der Masernfälle im Jahr 2022 bereits mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahr. Die Zahl der Kinder, die durch das Poliovirus gelähmt wurden, stieg 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 16 Prozent.

„Der Basisimpfschutz für Kinder ist global und auch in Österreich von enormer Bedeutung, wie auch Masernausbrüche sogar in Österreich deutlich aufzeigen. Kein Kind soll an einer vermeidbaren Krankheit sterben müssen – deshalb setzen wir uns von UNICEF dafür ein, dass jedes Kind weltweit die notwendigen Routineimpfungen erhält,“ so Christoph Jünger, Geschäftsführer von UNICEF Österreich.

Besonders benachteiligte Kinder erhalten oft gar keinen Impfschutz

Gleichzeitig hat die Pandemie bereits bestehende Ungleichheiten verschärft. Für zahlreiche Kinder, insbesondere in den am stärksten benachteiligten Regionen, sind Impfungen immer noch nicht verfügbar, zugänglich oder erschwinglich. Schon vor der Pandemie stagnierten die Impffortschritte fast ein Jahrzehnt lang. Von den 67 Millionen Kindern, die zwischen 2019 und 2021 Routineimpfungen verpassten, erhielten 48 Millionen keine einzige Impfung („zero dose“). Ende 2021 verzeichneten Indien und Nigeria (beides Länder mit hohen Geburtsraten) die größte Zahl gänzlich ungeimpfter Kinder, aber auch in Myanmar und auf den Philippinen stieg die Zahl der Kinder, die gar nicht geimpft wurden.

Ein junges Mädchen erhält in Mauretanien eine der ersten Impfdosen gegen das humane Papillomavirus (HPV).
Ein junges Mädchen erhält in Mauretanien eine der ersten Impfdosen gegen das humane Papillomavirus (HPV).

Kinder ohne Impfschutz leben vor allem in den ärmsten und am stärksten benachteiligten Regionen, unter anderem in Kriegs- und Krisengebieten. Aktuelle Daten, die vom International Center for Equity in Health für Unicef erhoben wurden, zeigen, dass in den ärmsten Haushalten eines von fünf Kindern nicht geimpft ist, verglichen mit einem von 20 Kindern in den wohlhabendsten Haushalten. Sie leben häufig in schwer zugänglichen ländlichen Regionen oder Slums der großen Städte. Ihre Mütter konnten häufig nicht in die Schule gehen und haben wenig Mitspracherecht bei Familienentscheidungen. Diese Herausforderungen sind in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen am größten. Dort ist etwa eines von zehn Kindern in städtischen Gebieten und eines von sechs Kindern in ländlichen Gebieten nicht geimpft. In wohlhabenderen Ländern gibt es diese Unterschiede kaum.

Forderungen von UNICEF

  • Jedes Kind mit Impfungen zu erreichen, insbesondere diejenigen, die während der Pandemie Routineimpfungen verpasst haben;
  • Die Nachfrage nach Impfungen zu stärken, unter anderem durch Maßnahmen zur Vertrauensbildung;
  • Finanzielle Mittel vorrangig für Impfungen und die grundlegende Gesundheitsversorgung zur Verfügung zu stellen;
  • Die Widerstandsfähigkeit von Gesundheitssystemen zu verbessern, unter anderem durch mehr Investitionen in die Ausbildung, Ausstattung und Weiterbildung von Gesundheitshelfer:innen, Innovationen sowie lokale Impfstoffproduktion. 

„Impfungen haben Millionen von Menschenleben gerettet und tödliche Krankheitsausbrüche verhindert“, sagt Unicef-Exekutivdirektorin Catherine Russell. „Wir wissen nur zu gut, dass Krankheiten keine Landesgrenzen respektieren. Routineimpfungen und starke Gesundheitssysteme sind der beste Weg, künftige Pandemien, vermeidbare Todesfälle und Leid zu verhindern. Es ist Zeit, in nachhaltige Gesundheitssysteme für jedes Kind zu investieren und die verfügbaren finanziellen Mittel der weltweiten Impfaktion gegen Covid-19 umzuleiten, um Impfdienste zu stärken.“

Follow@kiJuKUheinz

unicef.at

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