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Hier entsteht ein Schulweg-Labyrinth ;)
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29.06.2023

Kinder coden: In den meisten Games geht’s um Meeressäuberung

Lokalaugenschein beim 3. Wiener Girls Hackathon, bei dem Mädchen kleine Computerspiele programmierten.

Die Schildkrötenmutter muss ihr Baby davor retten, mit dem vielen im Meer herumschwimmenden Müll in Berührung zu kommen. Jedes Anstreifen bedeutet ein Leben weniger. So erklären Milada und Mia dem Reporter ihr kleines Computerspiel, da sie später „Mamas Mission“ nennen. Sie und 42 andere Mädchen der 5. und 6. Schulstufen aus vier Wiener Schulen (Gymnasien Pichelmayer- und Maroltingergasse, sowie den Mittelschule Leipziger Platz und Wiesberggasse) programmierten an zwei Tagen beim dritten Girls Hackathon kleine Games – der Link zu allen 15, die kostenlos gespielt werden können – ist unten am Ende des Beitrages zu finden.

Während des Lokalaugenscheins von Kinder I Jugend I Kultur I und mehr… rufen die beiden Jüngst-Coderinnen eine der Mentor:innen: „Wir wollen, dass Game Over erscheint, wenn sie alle ihre drei Leben verloren hat. Den Screen mit der Schrift, dass das Spiel aus ist, haben wir schon, aber was müssen wir machen, dass er auch auftaucht?“ Die beiden kriegen die Hilfe, die sie brauchen, müssen vor dem Auftauchen des Game-Over-Screens noch ein Element in den digitalen Bausteinkasten dieses Coding-Werkzeugs einbauen.

Bausteine inspirierten die Scratch-Entwickler:innen

Vielen Kindern und Jugendlichen ist Scratch, mit dem die Mädchen hier programmieren bekannt. In bunten Blöcken und dem System des An- und Ineinanderfügens von Befehlen und Aufgaben an den Computer, das an genoppte analoge Bausteine erinnert, kann anschaulich in das System von Coding wie Programmieren auf englisch heißt, eingestiegen werden. Die Abteilung des Media Labs am renommierten Massachussets Institute of Technology, das Scratch entwickelt hat, nennt sich übrigens Lifelong Kindergarten Group (lebenslange Kindergarten-Gruppe). Bei einer Tagung in Hamburg vor fast 20 Jahren (Dezember 2003) als deren Leiter Mitchel Resnick erstmals davon erzählte, dass sie an einem Programmier-Spiel für Kinder arbeiten, zeigte er Fotos wie er und seine Mitarbeiter:innen tatsächlich mit einem Haufen Lego-Steinen spielten und sich dabei Inspirationen für das spätere Scratch holten.

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KI für die Spielanleitung

Anna, Mentorin vom DaVinciLab (neben Kathrin und Patrick), die bei ersten Spiel half, switcht nun zu Leonie, Magda und Anastasia, genannt Ani, am Nebentisch. Für deren Spiel („Müllheld“), in dem es gilt, einen Mistkübel hin und her zu schieben, damit der Müll reinfällt, aber ja nicht Lebensmittel, fehlt noch die Spielanleitung. Anna wird zur Sekretärin, die in den Laptop tippt, was ihr die Spieleentwicklerinnen sagen. Und schickt das Geschriebene an die Künstliche Intelligenz Chat GPT, um nun daraus eine knappe, gut strukturierte, leicht lesbare Anleitung zu „basteln“.

Hannah – so heißt die Figur, die sich Emily, Maryam und Emilia für ihr Spiel „Der Sauerstoff-Marathon“ ausgedacht haben. Sie startet in der Wüste, bloß ein riesiger Kaktus wächst hier. In der Luft schwirren Sauerstoff und Kohlendioxid-Blasen. Natürlich muss Hannah nur erstere fangen, aber zweiteren ausweichen. Nicht ganz leicht, weil die Blasen immer sehr knapp neben und teils fast ineinander schweben.

Viel Platz für Mädchen

Umwelt bzw. Nachhaltigkeit war das Thema dieses dritten Hackathons ausschließlich für Mädchen, weil in vielen technischen Bereichen, nicht zuletzt in der IT deren Anteil immer noch verschwindend gering ist. Im Lehrberuf Coding ist nicht einmal eine von fünf Lehrlingen ein Mädchen (116 von 716 = 16,2 %); in allen IT (InformationsTechnologie)-Berufen sind von rund dreieinhalb Tausend Lehrlingen (3596) laut Wirtschaftskammer Österreich 778 und damit 21,6 % weiblich. Und in all diesen Berufen fehlen in Österreich sehr viele Fachkräfte.

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Viel unter Wasser

Die meisten der jungen Spiele-Entwicklerinnen wählten als Setting Unterwasser und die Verschmutzung der Meere mit vor allem Plastikmüll. Alina, Ronja und Mavie wählten als Spielfigur einen Fisch, der dem Mist ausweichen, aber Pflanzen sammeln muss und fünf Leben hat. Berührt er aber in „Fish Run“ ein besonderes Miststück, nämlich eine Giftflasche, ist er gleich mit einem Mal „Game Over“.

Sehr ambitioniert starteten Anna, Julia und Mona: „Wir wollen bei >Lolli saves the World< fünf Levels programmieren, ob wir alle schaffen, wissen wir noch nicht“, gestehen sie Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… Lolli muss jeweils fünf Plastikflaschen einsammeln und sie in die richtige Tonne werfen. In jedem Level kommen Hindernisse dazu. Für das letzte, das Bonuslevel hat sich das Trio noch eine besondere Herausforderung einfallen lassen: Da regnet es sehr stark, alles wird überschwemmt und Lolli muss es trotzdem schaffen. Nur dann geht sie sozusagen nicht im Hochwasser unter.

Eslem, Dilan und Anna konfrontieren ihre Spielfigur, die Meerjungfrau Lena, die auch verschiedensten Müll sammeln muss, obendrein mit mehreren Haien, denen Lena natürlich auch noch ausweichen muss.

Ihre drei Fische müssen den Netzen ausweichen, die sie fangen wollen, außerdem müssen sie sich Nahrung bei Korallen holen. „Noch funktioniert es nicht, dass die Fische mehrere Leben haben“, gestehen Sophia, Naomi und Mia dem Journalisten zum Zeitpunkt als sie ihr Spiel „Ocean Escape“ erklären und zeigen.

Manche mit Vorwissen

Teodora und Benina haben schon Vorwissen, wie sie erzählen: „Wir haben auch schon in der Volksschule kleine Spiele programmiert“. Hier bauen sie gemeinsam mit Maryam daran, dass ihr Spielcharakter, das Mädchen Jenny vor einem Monster-Skelett davonrennen und gleichzeitig auch noch zehn Müllstücke einsammeln muss.

Ein Hai, ein Clownfisch und dessen Kind sind die Spielfiguren, die sich Donia, Elnaz und Laura ausgedacht haben. Zwischen diesen spielt sich ein Eifersuchtsdrama ab.

Fürs Säubern der Unterwasserwelt ist im Spiel von Belquees, Mobina und Lea ein kleiner Zeichentrick-Roboter, dem sie den Namen Luis gaben, zuständig. Zu seiner Stärkung, sozusagen Energie-Aufladung, muss er hin und wieder einen Seestern berühren.

„Die Meeressäuberung ist uns wichtig, weil der viele Abfall nicht gut fürs Klima ist“, beginnen Leona, Anila und Lea dem Journalisten ihr kleines Game zu erklären. Dafür haben sie einen Taucher in ihre Spielewelt gesetzt, der die zehn Müllteile einsammeln, dabei aber auch einem Hai und einem Netz ausweichen muss.

Von einem Boot aus muss der Angler Tobias den Fischen helfen – nicht sie fangen, sondern verfaulte Bananen, damit sich die Fische nicht ihre Mägen verderben – dieses Spiel haben Selina und Leona programmiert.

Spielend für die Wirklichkeit lernen

Richtige Mülltrennung ist die Aufgabe im Computerspiel von Aleks, Tini und Lea. Der herabfallende Mist muss in die jeweils passenden Bio-, Plastik- bzw. Restmist-Tonnen rein. Wenn’s passt, gibt’s jeweils einen Punkt. Auf die Nachfrage, wie’s um Mülltrennung im wirklichen Leben steht, erzählen die drei: „Bei uns in der Klasse haben wir auch in echt drei Kübel für die drei Mist-Sorten. Alle Kinder und eine Lehrerin halten sich gut daran. Manche Lehrer und Lehrerinnen können’s noch nicht immer!“ Worauf der Reporter anregt: „Vielleicht solltet ihr denen euer Spiel zeigen, damit sie’s lernen können!“

Lara und Maren wollten Müttern eine Art digitales Denkmal setzen, schildern sie im Rahmen der Präsentation aller Gruppen gegen Ende des zweiten Tages des Digital Girls Hackathon im Hauptquartier von A1 in Wien-Leopoldstadt. Kleinkind Rosi wirft immer Lebensmittel auf den Boden, Mutter Mila hebt sie auf. Dafür gibt es eine besondere Form von Punkten, nämliche Geldbeträge. Zwei Spieler:innen können gleichzeitig auf einer (Computer-)Tastatur gegeneinander spielen: Mit den Pfeiltasten agierst du als Rosi, mit den Buchstabentasten WASD als Mila. Passenderweise haben die beiden ihr Spiel „Räum auf!?“ genannt.

Labyrinth zur Schule

Einen ganz anderen Inhalt dachten sich Sarah, Ashley und Jasmin aus. Weil es für sehr viele Kinder auf der Welt noch immer schwer bis oft unmöglich ist, Bildung zu genießen und eine Schule zu besuchen – besonders für Mädchen etwa in Ländern wie aktuell Afghanistan – haben sie ein digitales Labyrinth gebaut. Emilija, so nannten sie ihre Spielfigur, will gern in die Schule, soll im Spiel „Der Weg zur Schule“ Stifte einsammeln, darf aber keine der Mauern berühren – und vor allem muss sie dem gefährlich schnell hin und her rasenden Auto obendrein noch ausweichen. Fünf Leben, also Versuche, hat sie. Hat sie’s, also du beim Spielen, geschafft, erscheint ein pinkfarbenes Schild mit der Schrift „Viel Spaß beim Lernen“ und – sollte ich mich nicht verzählt haben – elf riesigen Rufzeichen.

Sie selbst lieben in der Schule Mathe, Informatik, Zeichnen, Naturwissenschaften, Englisch zählen sie gegenüber Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… auf.

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Mehrsprachig

Apropos Afghanistan: Einige der Mädchen dieses Hackathons haben ihre familiären Wurzeln dort, aber auch sonst brachten viele mehr als nur die Sprache Deutsch mit, gut ein halbes Dutzend verschiedener Sprachen konnten diese jungen Neu-Coderinnen.

Jedes der beteiligten 44 Mädchen bekam nicht nur eine Teilnahem-Urkunde sondern ein, wie es die DaVinciLab-Chefin Anna verkündete, überhaupt zum allerersten Mal verliehenes offizielles Zertifikat, das DigiComp 2.3 AT nach dem Digitalen Kompetenzmodell im Europäischen Referenzrahmen.

Anna gehörte übrigens ebenso wie führende Vertreter:innen der Stadt Wien, urban innovation vienna, der Klima- und Innovationsagentur Wiens und nicht zuletzt vom Gastgeber A1 der Jury an, die von allen 15 Spiele-Präsentationen – ebenso wie jeweils alle anderen Schülerinnen – begeistert waren. Im Rahmen der Digital Days 2023 im Technischen Museum Wien im Herbst werden übrigens die besten der 15 Spiele noch extra ausgezeichnet.

Follow@kiJuKUheinz

Zur Youth-Hackathon-Website mit all diesen 15 – und noch viel mehr (aus früheren Projekten) kleinen – kostenlosen – Spielen geht es hier -Achtung, auf der verlinkten Site ziemlich weit hinunter scrollen!

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