Tourismus-Maturant verwendete erlernte Fremdsprache und thematisierte Diskriminierung von Roma und Antizigansimus.
Bilingual mit Deutsch und Serbisch aufgewachsen, sprach sich Mario Zurz im Schuljahr 2020/21 mit Russisch als erlernter Fremdsprache in die Liste der Preisträger: innen von „SAG’S MULTI!“. Es ist eine seiner erlernten Fremdsprachen neben Englisch und Spanisch in der Tourismusschule Bergheidengasse, wo er maturierte. Außerdem hat er in einem Arabischkurs A1-Niveau erreicht. „Mit meinem Abschluss will ich im gehobenen Tourismus arbeiten. Erst hab ich überlegt, Mandarin zu lernen, weil es – natürlich nicht in der Corona-Zeit – aber sonst, immer mehr Tourist:innen aus China gibt. Das war mir dann doch zu schwer. Und auch aus dem arabischen Raum zieht es viele Gäste nach Österreich und Europa.“
Eine andere Sprache – aus seiner Familie – lernt Zurz nun einem Kurs, Romanes. „Aufgrund der Diskriminierungserfahrungen wollten mir meine Eltern diese Sprache nicht beibringen, haben sie auch selber immer vermieden“. Deshalb hat er selbst es auch lange eher verheimlicht, Angehöriger der Roma zu sein. Spätestens mit seinem Abschluss – und dem geplanten weiteren Studium – will er auch öffentlich stolz seine ethnische Zugehörigkeit zeigen und sagen, „um eben auch Vorurteile zu durchbrechen und zu zeigen, dass natürlich auch Roma ambitioniert und ehrgeizig sind“ – wie das auch die im Vorjahr gegründete HÖR (Hochschüler*innenschaft Österreichischer Roma und Romnja) macht.
Mario Zurz hat übrigens für eine Spitzen-Tourismus-Hochschule im spanischen Marbella mit einem innovativen Konzept – virtuelle 360° aufgenommene Veranstaltungen – den Entrepreneurship-Pitch gewonnen, bei einer Aufnahmerate von 5 % der Bewerber:innen damit einen Platz und ein Stipendium gewonnen. Das allerdings nur einen Teil der Kosten abdeckt. Da er keine wohlhabenden Eltern hat, sein Vater kein EU-Bürger ist, „werde ich jetzt erste einmal ein paar Monate in Österreich arbeiten, um dann vielleicht im kommenden Jahr in Spanien studieren zu können“.
Von „SAG’S MULTI!“ hat Mario Zurz via Social Media von vorherigen Teilnehmer:innen erfahren, „ich fand das voll interessant und cool und da ich schon früher an Russisch-Fremdsprachenbewerben teilgenommen habe, wollte ich sofort mitmachen. Damit konnte ich meine Mehrsprachigkeit wieder einmal beweisen und obendrein mir Gehör für Themen verschaffen, die mir wichtig sind: Diskriminierung meiner Volksgruppe, Antiziganismus. Wobei es da im Russischen besonders schwierig ist, es gibt in dieser Sprache kein anderes Wort wie zigan, also musste ich das erklären, wieso ich dieses Wort, dass wir als Roma völlig ablehnen, dann dich in meiner Rede verwenden musste.“
SAG’S MULTI!“ sei mehr oder minder das erste Mal gewesen, dass er sich als Rom ge-outet hat, „das hat mir bei meiner Emanzipation sehr geholfen, weil ich so erzogen worden bin, dass ich nie und niemandem sagen sollte, dass wir Roma sind. Damit hat der Redebewerb zu meiner Selbstfindung beigetragen. Außerdem konnte ich mir den Frust und Ärger über die Diskriminierungen von der Seele reden. Und ich hab nach der Rede viel Support erfaren, vor allem von Sladi (Sladjana Mirković) und Sami (Samuel Mago, bei dem er den Romanes-Kurs besucht) von der HÖR. Heute kann ich sagen, dass ich stolz bin, ein Rom zu sein.“
Das Leitthema in diesem Schuljahr lautet: „Dafür will ich stark sein“. An Unterthemen gibt’s im Angebot:
Willkommen in Europa
Vielfalt macht uns stärker
Frieden – mehr als Sehnsucht nach Sicherheit?
Erinnerung – ohne Gestern kein Morgen
Zukunft? Hoffnung statt Angst! Jetzt erst recht.
Energiekrise lösen, Klima schützen – Raus aus der Komfortzone!
So macht Schule stark!
Anmeldungen und Frist fürs Hochladen von Vorrunden-Videos:
Bis 3. November 2022
sagsmulti.orf.at
Mission Statement
Der mehrsprachige Redewettbewerb „SAG’S MULTI!“ ist eine Plattform für junge Menschen, ihre Gedanken in Verbindung mit ihrer Mehrsprachigkeit und Internationalität vor Publikum zur präsentieren. „SAG’S MULTI!“ fördert den gegenseitigen Respekt in Verbindung mit dem Willen, die Vielfalt von Menschen in Sprache, kultureller Prägung und Herkunft als Bereicherung anzuerkennen. Diese Haltung ist für die Initiator:innen des Wettbewerbes die entscheidende Basis für den Zusammenhalt in der Gesellschaft und die Gestaltung der Zukunft. Redebeiträge, die diese Haltung teilen, sind herzlich willkommen.
