„Von weit her“ basiert auf dem Text der damals rund 8-jährigen Saoussan Askar, die in Kanada Zuflucht vor dem (Bürger-)Krieg im Libanon gefunden hatte.
Flucht, weil krieg herrscht. Du musst weg. Bist noch sehr jung. Und verstehst sozusagen die Welt um dich herum so gar nicht. Kommst zwar in ein friedliches Land, sogar die Leute rund um dich sind nett. Aber dennoch: Was reden die? Und wie? Ich kann denen nicht einmal sagen, dass ich aufs Klo muss und fragen, wo das ist?
All diese Gefühle kennen sicher viele Kinder, die nicht mehr in ihrem Heimatland leben können. Saoussan Askar, die mit ihrer Familie vor dem Bürgerkrieg im Libanon in Kanada Zuflucht gefunden hatte, schrieb und zeichnete über diese ihre Gefühle. Und über so manche Missverständnisse. Beispielsweise als sie sich noch neu in der Schule über ein Papierskelett erschreckte. Als die Lehrerin versuchte, zu erklären, dass es sich um ein Requisit für ein Theaterstück handelt, herumzuhopsen und -tanzen begann, dachte die junge Saoussan, dass die Lehrerin verrückt geworden sei. Aber natürlich endet alles gut – sie fand sich zurecht – und am Ende des Buches ist zu lesen, dass sie Gesundheitswissenschaften und Soziologie studierte und nach wie vor lesen und Sprachen liebt, sogar neue lernt wie Spanisch und Hebräisch.
Mit sieben Jahren schrieb die Schülerin an den bekannten nordamerikanischen Autor Robert Munsch einen Brief. In dem erzählte sie, dass sie eineinhalb Jahre davon nach Kanada gekommen war, kein Englisch konnte und kannte und ihr deswegen eine Reihe, auch lustiger Dinge, passierten. Jetzt, wo sie schon gut Englisch konnte, habe sie immer wieder aus der Bücherei Lektüre ausgeborgt, darunter einige Bücher von Munsch, die sogar ihren Vater zum Lachen gebracht hatten, als sie ihm diese vorlas. Und sie bat ihn, in ihre Schule zu einer Lesung zu kommen.
Er fragte im Antwortbrief speziell nach den lustigen Dingen, die der Schülerin aufgrund sprachlicher Missverständnisse untergekommen wären. Saoussan Askar konnte sich – so ihre Antwort nicht mehr an alle, jedenfalls aber an jenes Erlebnis mit dem Papierskelett erinnern. Robert Munsch mochte den Briefwechsel (damals Anfang der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts wurden oft noch Briefe geschrieben, Internet war noch nicht so verbreitet) so sehr, dass er beschloss, aus der Beschreibung der Erlebnisse des Mädchens ein Buch zu machen. „Saoussan und ich sind beide die Autoren“, schreibt er dem Verlag, und dass auch die Lizenzgebühren geteilt werden.
Der kanadische Verlag engagierte die Illustratorin Rebecca Green – das Bilderbuch „From Far Away“ war geboren. Erstmals 1995 in Kanada erschienen – gibt es seit diesem Jahr eine deutschsprachige Version: „Von weit her“ (Orlanda Verlag), übersetzt von Dützmann – kleine Anmerkung: „Ich konnte endlich genug Deutsch, um Freund*innen zu finden“, wirkt dann doch ein wenig komisch. Damit hätte sich Saoussan Askar in Kanada auch nicht gerade leicht getan.
Aber wie einfühlsam das Buch beschreibt und -zeichnet, wie es – am Beispiel von Saoussan Askar – Kindern in einer solchen Situation geht, kann nicht nur solchen Kindern helfen, sondern auch jenen, die sich gar nicht vorstellen können, wie es Kindern auf und nach der Flucht geht.
Ursprünglicher – Ausgangs-Text: Saoussan Askar
Bearbeitet von Robert Munsch
Übersetzung aus dem Englischen: Penelope Dützmann
Illustration: Rebecca Green
Von weit her
32 Seiten
ab 5 Jahre
Verlag Orlanda
16 €
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