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Szenenfoto aus "Über die Grenze" vom Burgtheaterstudio aus einer Aufführung im Vestibül
Szenenfoto aus "Über die Grenze" vom Burgtheaterstudio aus einer Aufführung im Vestibül
05.12.2022

Wenn Kinder Held:innen werden müssen

Dramatische Erzählung „Über die Grenze“ wird in szenischer Lesung höchst lebendig und nimmt mit.

In etwa ein Dutzend Jutesäcke und zwei dazwischen rausschauende Degen reichen als Bühnenbild in der mobilen Version von „Über die Grenze“, einer Produktion vom Burgtheater-Studio in der Reihe „Lesen & Lauschen“. Den „Rest“, die Geschichte, lassen die beiden Schauspieler:innen (Jonas Hackmann und Lili Winderlich) mit ihren Stimmen, ihrer Erzählung, hin und wieder auch szenischen Einlagen lebendig werden. In dem Fall im Kulturzentrum Gleis 21 im neuen Stadtviertel beim Hauptbahnhof (Wien-Favoriten, 10. Bezirk), wo sie Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… erleben durfte.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Über die Grenze“ vom Burgtheaterstudio aus einer Aufführung im Vestibül

Natürlich lebt die Geschichte vor allem von ihrer Autorin, Maja Lund (Übersetzung aus dem Norwegischen Antje Subey-Cramer). Es könnte eine wahre sein. Über Kinder im Krieg und auf der Flucht. Und damit nicht nur jene aus der Erzählung, die im Norwegen des Jahres 1942 spielt, in dem das Land – wie ein Großteil Europas von Nazi-Deutschland besetzt war.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Über die Grenze“ vom Burgtheaterstudio aus einer Aufführung im Vestibül

Kürzest gefasst die Story: Gerda und ihr Bruder Otto bemerken, dass Lebensmittel zu Hause fehlen. Haben sich Mäuse an der Vorräten zu schaffen gemacht? Und im Keller hören sie mitunter fremde Stimmen. Polizei, die mit den Nazi-Besatzern zusammenarbeitet, kommt, nimmt die Eltern mit und … – nein, sie entdecken die versteckten Kinder Sara und Daniel nicht. Aber als die Polizei weg ist, heißt es – schleunigst weg. Es folgt eine abenteuerliche Flucht – mit Helfer:innen und Verräter:innen. Mit Ablenkungsmanövern und vermeintlichem Tod. Und letztlich doch ein Happy End.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Über die Grenze“ vom Burgtheaterstudio aus einer Aufführung im Vestibül

So tragisch und dramatisch die Geschichte, gelang es der Autorin (2012 ist sie auf Norwegisch, vor die Jahren auf Deutsch erschienen), immer wieder auch heitere Momente einzubauen – nicht zuletzt durch eine Art Running Gag mit einem Buch von den Abenteuern der drei Musketiere und ihres „Lehrlings“ D’Artagnan. In einer entspannten Situation beginnen die vier Kinder in einer Zufluchtsstätte sogar eine Polsterschlacht.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Über die Grenze“ vom Burgtheaterstudio aus einer Aufführung im Vestibül

Der Hauptstrang der Erzählungen bietet aber viele kleine und mittlere Erlebnisse, Abenteuer, Schuldgefühle und vor allem Hilfen durch solidarisches Verhalten, sogar Aufopferung und so manche Lebensweisheit wie „mutig sein, bedeutet eben Dinge zu tun, vor denen man Angst hat“.

Und der Nachmittag – knapp mehr als eine Stunde dauert das Erzähltheater (Szenische Einrichtung: Julia Thym) – lässt die Dramatik, Angst und Mut samt der Bedrohung sowie der doch immer wieder durchblitzenden Hoffnung allein durch die Erzählung düster ebenso wie bunt vor den geistigen Augen erwachen.

Obwohl diese Geschichte nicht zuletzt angesichts des nahen Krieges in der Ukraine so aktuell ist, finden sich auf der Burgtheater-Homepage noch keine weiteren Aufführungstermine. Frühestens im kommenden Jahr wird es einige geben, verriet Schauspielerin Lili Winderlich nach der Vorstellung im Gleis 21 dem Journalisten.

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INFOS: WAS? WER? WANN? WO? + BUCH-INFOS

Über die Grenze

von Maja Lunde
Übersetzung aus dem Norwegischen: Antje Subey-Cramer

Szenische Einrichtung: Julia Thym
Es lesen szenisch: Jonas Hackmann und Lili Winderlich

Kostüme: Emma Ursula E. Ludwig

burgtheater -> ueber-die-grenze

Gleis 21

Das Buch

Text: Maja Lunde
Übersetzung aus dem Norwegischen: Antje Subey-Cramer
Illustration: Regina Kehn
Über die Grenze
192 Seiten
Ab 9 Jahren
Verlag Urachhaus
Gebundenes Buch: 16,90 €
Taschenbuch: 10,90 €
eBook: 12,99 €
Zu einer Leseprobe geht es hier