Knapp vor dem Dreikönigstag: Einige Bücher mit verschiedenen Versionen eines vierten Königs, Weisen… auf dem Weg zur berühmtesten Geburts-Krippe der Welt.
Die Weihnachtsfeiertage – und -ferien – werden demnächst am 6. Jänner mit dem „Drei-Königs-Tag abgeschlossen: Rund um diesen Tag findet übrigens das Weihnachtsfest der christlichen orthodoxen Kirchen statt, weil diese Religionen den julianischen statt des gregorianischen Kalenders verwenden. Und in Italien beschert die Hexe Befana Kindern die Geschenke.
Zurück zum Drei-Königs-Tag: Waren es wirklich drei Könige, oder auch Weise aus dem Morgenland und waren / sind sie heilig?
Laut Wikipedia werden sie im Neuen Testament nicht so genannt und von dreien ist auch nie die Rede. Diese Legende taucht erst mehr als 200 Jahre nach Christi Geburt auf. Die heute gebräuchlichen Namen Caspar, Melchior und Balthasar werden nochmals rund 300 Jahre später zum ersten Mal erwähnt. „Dagegen sprechen eine syrische Quelle des 7. Jahrhunderts aus Edessa in Obermesopotamien und weitere andere von zwölf persischen Königen.“ (Link zur Wikipedia-Seite in der Buch-Infos-Box am Ende des Beitrages)
„In der katholischen Kirche werden die „drei Könige“ als Heilige verehrt, auch wenn ihnen wohl keine realen Personen entsprechen. Eine förmliche Heiligsprechung hat es für sie nie gegeben. Ihnen zugeschriebene Reliquien wurden ab dem 12. Jahrhundert zum Ziel einer bedeutenden Pilgerbewegung, die sowohl die Fertigung des Dreikönigenschreins wie auch den Bau des hochgotischen Kölner Doms veranlasste.“
Vielleicht war ein kleiner ungekrönter Mann an diesem Schrein in Köln die Inspirationsquelle für Edzard Schaper (1908–1984), „Die Legende vom vierten König“ zu schreiben. Diese Frage stellt ein Buch über diesen – mittlerweile ziemlich in Vergessenheit geratenen – Autor („Der vierte König lebt! – Edzard Schaper Dichter des 20.Jahrhunderts, siehe in der Info-Box).
Die Story über den – namenlos bleibenden – vierten ausgedachten König ist in einem Buch gemeinsam mit einer zweiten „Weihnachts“-Geschichte erhältlich: „Das Christkind aus den großen Wäldern“. Letztere spielt sich im finnisch-russischen Krieg ab. Der Soldat Jänttinen rettet in einer Hütte ein Baby, das mit einer Bombe verknüpft als Sprengfalle zurückgelassen wurde. Er trägt es fortan beschützend durch die Wälder…
Zurück zum vierten König. „Es war kein großer, mächtiger Herr oder besonders reich oder ausnehmend klug und den Künsten der Magie ergeben. Er war ein kleiner König mit rechtschaffenem Sinn und einem guten, kindlichen Herzen, menschenfreundlich, sehr gutmütig, gesellig und einem Spaß durchaus nicht abgeneigt. Dass einmal ein Stern am Himmel erscheinen und die Herabkunft des Allherrschers über das ganze Erdreich ankündigen würde, und dass der Königsspross, der dann in Russland herrschte, aufbrechen und dem größeren Herren als Gefolgsmann huldigen müsste, das wusste unser kleiner König von allen seinen Vätern und Vorvätern her. Die hatten diese Verheißung durch viele Geschlechter bewahrt und jedem ihrer Nachfolger weitergegeben“, schreibt Schaper auf der ersten Seite.
Diesem neuen Weltenherrscher, der gutmütig sein sollte, wolle er sich andienen. Aus Rücksicht auf die Unwägbarkeiten einer nicht abzuschätzenden langen Reise machte er sich allein auf den Weg – nur mit seinem Lieblingspferd Wanjka. Allerdings dürfte dieses schwer zu schleppen gehabt haben. Denn der Autor beschreibt jede Menge an Edelmetall, feinen Stoffen, Wolle sowie einen Topf voller Honig – der würde so einem kleinen Kinde wohl guttun.
Die Reise war tatsächlich lang und weit. Letztlich erreichte der vierte König sein Ziel gar nie. Er hätte Jesus auch nicht mehr viel überbringen können. Abgesehen von vielleicht großspurigem Streuen von Edelsteinen beim Aufeinandertreffen mit den drei „Königen“, gab er immer wieder Teile seiner vorgesehenen Geschenke an mehr oder minder bedürftige Menschen, denen er begegnete.
Schließlich begab er sich, um einen Jüngling zu retten, der auf einem Sklavenschiff Schulden seines Vaters abdienen sollte, selbst auf diese Galeere, um angekettet jahrzehntelang zu rudern. Mehr sei aus dieser Geschichte um einen vierten König hier nicht verraten. Dieser namenlose mildtätige russische König, der sein Ziel nie erreicht, verhält sich vielleicht so wie es dem „Messias“ zugeschrieben wird 😉
Das oben schon erwähnte Buch über Edzard Schaper verknüpft dieses und andere seiner mehrere Dutzend Bücher mit dessen Leben und entschlüsselt auch die Vierte-Königs-sowie die „Christkind“-Geschichten als Sinnbilder – auch für Ruhe-, Rastlosig- sowie Offenherzigkeit aber auch von Schicksalsschlägen gezeichnet, die sich aus diktatorischen Regimes ergaben: „Damit seine prophetische Sicht durch die Erinnerung an ihn möglich bleibt, erzählt diese Biografie das abenteuerliche Leben Edzard Schapers als eine Kulturgeschichte Nordeuropas im Zeitalter der Diktaturen und ihrer ungezählten Opfer, zu denen er selbst gehört. Von Hitler und Stalin zum Tode verurteilt, nach Finnland geflohen, in Schweden als Doppelagent verdächtigt und in ein Lager gesperrt, hat Edzard Schaper jene Grenzerfahrungen gemacht Dir in der Legende vom vierten König verdichtete.“
Aus dem „Palast des Menschenherzens“ erzählt ein anderer Autor, Henry Jackson van Dyke, lange, erfolglose und auf Umwegen doch ganz anders erfolgreiche Reisen in „Der vierte Weise“ (Illustration: Christiane Lesch) bzw. – illustriert von Katharina Gutknecht – „Artaban, der vierte Weise“.
Seit einigen Jahren erzählt der Kabarettist Viktor Gernot (Gernot Jedlička) böhmakelnd die humoristische Geschichte „Der vierte Heilige 3-König“ des Wiener Dichters Michael Haas. Der Stern von Bethlehem habe einen Umweg über Böhmen gemacht: „Ich fircht‘, man kennt mich nur sehr wenig: ich bin der vierte Heilige-Drei-Kenig, geboren – no das heert man eh – im scheenen Hradec Kralové, mit Namen Jirí Príhoda, in der Bibel steh‘ ich nie wo da – das ist a traurige Geschichte die welche heit‘ ich eich berichte…“ – Link zum knapp drei-minütigen Video mit dem Kabarettisten unten in der Info-Box.
Text: Edzard Schaper
Illustrationen: Celestino Piatti und Regine Tarara
Die Legende vom vierten König
Das Christkind aus den großen Wäldern
170 Seiten
Anaconda Verlag
7,95 €
Zu einer Leseprobe geht es hier
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Text: Uwe Wolff
Der vierte König lebt!
Edzard Schaper – Dichter des 20. Jahrhunderts
400 Seiten
Aschendorff Verlag
Taschenbuch: 30,70 €
eBook: 20,50 €
Herausgegeben von Barbara Hallensleben, Guido Vergauwen, Nikolaus Wyrwoll in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für das Studium der Ostkirchen der Universität Freiburg Schweiz
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Text: Henry van Dyke
Übersetzung: Tilde van Eiff
Illustration: Katharina Gutknecht
Artaban, der vierte Weise
45 Seiten
Verlag am Goetheanum
18 €
Illustration: Christiane Lesch
Der vierte Weise
80 Seiten
10 €
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Behmische Weihnachtsgéschicht
Text: Michael Haas
Interpret: Viktor Gernot
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