Für sein Bilderbuch „Ich schenk dir ein A“ ließ sich der Autor stark von der eigenen persönlichen Geschichte inspirieren.
Adrian, ein Bub im rot-weiß-gestreiften Langarm-Leiberl und runder Brille spielt auf seinem Cello. Und träumt davon Berufsmusiker zu werden. So startet das Bilderbuch „Ich schenk dir ein A“ von Thomas-Johanna Hauck (Text) mit gezeichneten Bildern von Carmen Tung. Neben seiner offenen und gepflegten Leidenschaft für das Cello-Spiel hat Adrian aber noch eine – anfangs – heimliche Liebe. In seiner Musikschule kommt er immer am Tanzsaal vorbei, in dem Kinder Ballett üben.
Und so lässt ihn die Illustratorin zur Geschichte, die sich der Autor ausgedacht hat und von der er sagt, dass sie auch viel mit seinem Leben zu tun hat, zu Hause beim Üben an seinem Instrument mit diesem immer wieder auch tanzen. Aus einem glitzernden Polster-Überzug bastelt er sich sogar ein sogenanntes Tutu (Ballett-Rockerl).
Von so einem Auftritt träumt er hin und wieder. Aber zutrauen?
Nun ja, da braucht’s eine Mutmacherin. Die findet er in seiner Oma, die im Altersheim in einer eigenen Wohnung lebt, die ihm erzählt, dass sie selber in jungen Jahren Ballett getanzt hat. Und ihm – wie der Buchtitel schon verrät, ein A schenkt. Das Adrian am Ende seines Namens für seinen Konzert-Tanz-Auftritt aufs Plakat schreibt.
Warum, so wollte Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…, vom Autor wissen, müsse der Ballett-Tanzwillige Adrian einen Mädchennamen bekommen, um seiner Leidenschaft zu frönen? Werde damit nicht erst recht wieder ein Klischee bedient? Statt – wie etwa in einem anderen Bilderbuch („Jo im roten Kleid“ von Jens Thiele) oder dem Jugendroman „Kicker im Kleid“ (von David Williams) – einfach einen Buben (Ballett-)Tanzen zu lassen? – Links zu den Besprechungen dieser Bücher weiter unten.
„Das Buch hat viel mit meiner eigenen Geschichte zu tun“, vertraut der Autor dem Journalisten an – wie er es im Übrigen auch schon kurz bei seiner Lesung beim KiJuBu, dem Kinder- und JugendBuch-Festival in St. Pölten vor Schüler:innen angedeutet hat – siehe Link dazu gleich hier unten.
„Meine Mutter wollte eine Tochter, hatte sogar schon einen Namen für sie“. Weshalb der Autor längst diesen an seinen dann doch erhaltenen männlichen Vornamen anfügt. Bis zum Alter von fünf, sechs Jahren musste er sich im Fasching immer entweder als Prinzessin oder Rotkäppchen verkleiden. Der Vater wollte hingegen einen „richtigen Kerl, das war ich auch nicht. Gerettet hat mich, dass ich immer Kunst gemacht habe. Ich konnte mich in Bildern, in Texten, in Filmen ausdrücken. Und ich mag auch heute Klamotten, die von manchen eher als weiblich angesehen werden.“
Ausgangsbasis für „Ich schenk dir ein A“ war eine „ganz kleine Geschichte, die hieß Johanna tanzt. Die war sehr nahe an mir selber dran. Diese knackige, kurze Geschichte hab ich dem Achse-Verlag geschickt und sie vermischt mit zwei Kindern aus einem Filmdrehbuch, das ich geschrieben habe – und das aus Geldmangel nie verwirklich worden ist. Adriana verliebt sich in Adrian. Sie wollte immer ein Junge, er ein Mädchen sein…“
Ach ja, und Adrians Mutmacher-Oma hat sich Thomas-Johanna Hauck auch ein Beispiel an einer seiner Großmütter genommen, „die war echt revolutionär, obwohl sie eine Diakonissen-Schwester (eine Art Klosterschwester) war.
sohn-und-vater-rock-en-gegen-rollenklischees <- damals noch im KiKu
ein-superheld-tanzt-nicht-nur-im-kleid <- damals noch im KiKu
Buchbesprechung „Kicker im Kleid“ <- auch noch im Kinder-KURIER
Text: Thomas-Johanna Hauck
Illustration: Carmen Tung
Ich Schenk dir ein A
28 Seiten
Ab 5 Jahren
Achse Verlag
23 €
Zu einer Lese- und Schauprobe geht es hier