Teils interaktive Performance rund um eine Kraken-Skulptur im „Kinder“-Hof des Wiener MuseumsQuartiers.
Hektisch und schrill tanzt Michèle Rohrbach mit hell- und dunkelgrauen Stoffteilen um die Taille, die an Federn und Flügel erinnern, als Straßentaube im kleinsten Hof des MuseusmQuartiers zwischen Büro und Bühne 3 des Dschungel Wien an. „Das gibt’s doch nicht!“, ruft sie mehrmals den auf die Performance „Krake“ wartenden Zuschauer:innen zu. Das, was sie so in Aufregung versetzt hat, ist eben genau ein solches Meerestier, das dem Stück von makemake produktionen in Zusammenarbeit mit Transart Festival, Kids Culture und Vereinigte Bühnen Bozen den Namen gegeben hat.
Und das alle im Publikum ohnehin schon zuvor im größeren Hof zwischen Kindermuseum Zoom, der wienXtra-Kinderinfo und eben dem Haupteingang des Theaterhauses gesehen haben, weil sie dort ja ihre Karten kauften oder abholten: Eine überdimensionale Skulptur aus dicken roten Schläuchen als Körper und davon weggehend urlange solcher Schläuche als Tentakeln (Installation: Moradavaga). Genau dorthin wandern jetzt alle, wobei die Taube die Zuschauer:innen mehrfach bittet, leise zu sein, um Krake nicht zu verschrecken, irritierenderweise dies aber recht laut und durchdringlich ausruft.
Aber dies ist nur die Ouvertüre, jetzt beginnt sich alles um Kraken, eine Unterart der achtarmigen Tintenfische, zu drehen. Lena Plochberger und Martina Rösler lösen sich aus zwei Armen, mit denen sie zuvor fast wie verschmolzen auf dem Boden lagen. Die Tauben-Darstellerin zieht sich flugs um und wird die Dritte im Bunde, die mit den Tentakeln tanzen und zwischendurch immer wieder Fakten über diese lange Zeit von Menschen unterschätzten schlauen Meersbewohner zum Besten geben: Von den neun Hirnen – eines im Körper und weitere in jedem der Arme -, Farbe wechseln, um sich vor Fressfeinden zu schützen und vieles mehr…
Symbolisch für das Versprühen von „Tinte“ blasen die Performerinnen blaue Wolken aus einer kleinen, handlichen Nebelmaschine. Zu dieser „Tinte“ schreibt Michael Stavarič in seinem informativen, unterhaltsamen Sachbuch „Faszination Krake – Wesen einer unbekannten Welt“ (Illustrationen: Michèle Ganser; Buchbesprechung am Ende dieses Beitrages verlinkt): „Raffinierterweise (das sind Kraken wirklich) enthält das Tintensekret auch einen Wirkstoff namens „Dopamin“ – dieser wird auch als Glückshormon bezeichnet. Die Feinde des Kraken bekommen so das Gefühl, dass sie ihn längst erwischt haben und ihn soeben genüsslich verspeisen. Das ist doch wirklich raffiniert, oder? Bei Bedarf kann das der Krake bis zu sechsmal hintereinander wiederholen, er trägt immer genügend konzentrierte Tinte in einer kleinen Drüse mit sich. Auf jeden Fall verschafft ihm dieser „Trick“ reichlich Zeit, sich von dannen zu machen.“
Hin und wieder werden die Zuschauer:innen angesprochen, die im Gegensatz zu Tintenfischen viele Knochen haben, sie selbst nur einen zwischen den Augen, dann wieder wird das Publikum eingeladen, sich einen der Arme zu greifen und gemeinsam Bewegungen zu vollführen und miteinander beispielsweise kreise zu bilden. Denn das Miteinander der Arme, die sie aber unabhängig voneinander steuern können, ist ein „Hebel“, um einerseits ein direktes Miteinander von Performerinnen und Zuschauer:innen herzustellen und andererseits Gemeinschaft zu thematisieren und in zumindest kurzfristiges solches Handeln umzusetzen.
Im Verlauf der guten Stunde holt Lena Plochberger, nun als Krabbe, aus einer Ecke einigen Plastikmüll, um ihn dem Publikum vor die Füße zu werfen – „das ist Eures“ sozusagen. Dann wieder verschwindet Martina Rösler kurz und „tanzt“ auf dem Boden liegend in einem blauen Seesternkostüm (Kostüm: Nina Ball) ins Geschehen. Gegen Ende verwandeln sich die Performerinnen in menschliche Besatzung eines Schiffes – auf der Jagd nach einem Monsterkraken mit Anleihen an Käpt’n Nemo aus Jules Vernes‘ „20.000 Meilen unter dem Meer“ und Herman Melvilles „Moby Dick“.
Ganz zum Schluss bieten die Künstlerinnen den Zuschauer:innen an, die Schläuche sowie deren Enden in den (Bull-)Augen des Kraken-Körpers zu nutzen um auf einer Seite reinzureden, – singen… und am anderen Ende zu hören… Womit das Miteinander fortgesetzt wird 😉
Über die Tiefsee, Tentakel und was es heißt, Gemeinschaft zu sein
makemake produktionen + Transart Festival + Kids Culture + Vereinigte Bühnen Bozen
interaktive Performance im öffentlichen Raum
Ab 7 Jahren, eine Stunde
Konzept: makemake produktionen
Stückentwicklung: Martina Rösler, Michèle Rohrbach, Mika Tacke
Performance: Lena Plochberger, Martina Rösler, Michèle Rohrbach
Installation: Moradavaga
Dramaturgie: Mika Tacke
Kostüm: Nina Ball
Musik: Manfred Engelmayr (BulBul)
Produktion: Julia Haas
Hospitanz: Gwendoline Wagner
Theatervermittlung: Brigitte Moscon
Bis 9. Oktober 2025
Dschungel Wien: 1070, MuseumsQuartier
Telefon: 01 522 07 20-20
dschungelwien -> krake
makemake -> krake
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von X. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr Informationen